Bottrop. Nach der Klimakleber-Aktion am Freitag auf der Essener Straße ermittelt die Polizei auch gegen Passanten. Anlass sind Videos von der Aktion.

Nach der Klimakleber-Aktion am Freitag auf der Essener Straße ermittelt die Polizei jetzt auch gegen Passanten. Anlass dafür sind Videos unter anderem auf Twitter, die zeigen, wie die Aktivisten mehrfach von der Straße gezerrt wurden. Dabei wurde nach Polizeiangaben eine 18-jährige Protestlerin aus Lippstadt leicht verletzt.

Am Freitagmorgen hatten sich drei Klimakleber auf der Essener Straße, in Höhe der Lehmkuhler Straße festzukleben versucht. Passanten hatten die Polizei alarmiert. Und nicht nur das: In einem 55 Sekunden langen Video auf Twitter, das vom vierten Teilnehmer der Aktion stammt, ist zu sehen, wie zwei Männer zwei der Klimakleber von der Fahrbahn zerren, die sofort danach wieder versuchen, sich auf den Fußgängerüberweg zu setzen. Die 18-jährige Klimakleberin aus Lippstadt wird auf dem Video zweimal von einer Frau an den Haaren von der Fahrbahn gezerrt und dabei beschimpft. Das Video ist am Freitagabend auf Twitter und Facebook rasend schnell verbreitet und extrem kontrovers diskutiert worden.

Bottroper Klimaaktivist sagt über die Angriffe: „Das war heftig“

War auf der Essener Straße dabei: der Bottroper Klimaaktivist Malte Nierobisch (20, links). Unser Bild zeigt ihn bei einer Aktion im Februar in Essen, wo die Initiative „Letzte Generation
War auf der Essener Straße dabei: der Bottroper Klimaaktivist Malte Nierobisch (20, links). Unser Bild zeigt ihn bei einer Aktion im Februar in Essen, wo die Initiative „Letzte Generation" Farbe an die Fassade der RWE-Zentrale spritzte. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Einer der Aktivisten ist Malte Nierobisch aus Bottrop. Der Angehörige der „Letzten Generation“ hat im Oktober in Berlin den Feueralarm im Reichstag ausgelöst. Im November wurde er in München mit rund 20 weiteren Aktivisten in Präventivhaft genommen, um weitere Klebeaktionen zu verhindern. Diese Maßnahme hatte hatte heftige Kontroversen ausgelöst.

„Wir sind immer wieder auf die Straße zurück“

„Das war nicht schön zu erleben, was da an Gewalt auf der Straße war“, sagt Nierobisch am Samstag im Gespräch mit der WAZ über die dramatischen Minuten auf der Essener Straße. Die beiden Männer und die Frau hatten sich eigentlich auf den Fußgängerüberweg auf der Essener Straße gesetzt, um das Eintreffen der Polizei abzuwarten, bevor sie die eigentliche Aktion beginnen wollten: „Wir kleben erst, wenn die Polizei kommt.“

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Doch soweit sind sie gar nicht gekommen, wie das Video zeigt. Besonders zu leiden hatte die 18-Jährige, die zweimal von einer blonden Frau an den Haaren von der Fahrbahn gezerrt wurde. „Die Frau hat ihr dabei Haare ausgerissen“, sagt Nierobisch. „Das war echt heftig. Aber wir wissen ja, wofür wir diese Aktionen machen. Deshalb sind wir auch immer wieder auf die Straße zurück.“

Nach dem Eintreffen der Polizei nur wenige Minuten später haben die Beamten die 18-Jährige, Malte Nierobisch sowie einen 24-Jährigen aus Viersen in Gewahrsam genommen. „Mögliche strafrechtliche Konsequenzen werden derzeit in Absprache mit der Staatsanwaltschaft geprüft“, sagte Polizeisprecherin Corinna Kutschke am Freitag.

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Genau dasselbe gilt nun für die Angreifer, die im Video zu sehen sind. Auf dem Twitter-Video sowie auf weiteren Fotos in den sozialen Medien seien „möglicherweise Straftaten von weiteren Personen“ zu sehen, teilte die Polizei am Freitagabend mit. „In Absprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft werden die vorliegenden Videos/Fotos auf strafrechtliche Relevanz geprüft und gegebenenfalls Strafverfahren eingeleitet.“ Das hatte die Polizei kurz zuvor auch schon auf Twitter angekündigt. Die drei Aktivisten der „Letzten Generation“ dagegen haben auf eine strafrechtliche Verfolgung ihrer Angreifer verzichtet, sagt Malte Nierobisch: „Wir haben keine Anzeige erstattet.“

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