Bottrop. 25 Jahre „Dirty Tigers“: Im Frühjahr starb ein Gründungsmitglied. Hier die bewegte Geschichte einer Coverband, die Rockmusik und den Humor liebt.
Rock kennt kein Alter. Die „Dirty Tigers“ sind der lebende Beweis. 276 Jahren sind die vier Musiker insgesamt jung. Seit 25 Jahren existiert die Rock-Coverband. Damit zählen sie unter Bottrops Musikern zu den Ur-Gesteinen. Doch das Jubiläumsjahr wird von einem Schicksalsschlag überschattet.
Bassist Karl Kraft, einst Gründungsmitglied, stirbt in diesem Frühjahr nach langer, schwerer Krankheit. Richtig emotional wurde es Ende des vergangenen Jahres. Von der Krankheit gezeichnet spielte Kraft noch zwei Stücke mit der Band gemeinsam bei einem Konzert. „Das war für uns etwas ganz Besonderes“, erinnert sich Sänger und Gitarrist Bernd „Lennon“ Schulz (67). „Damals wussten wir ja nicht, dass dies das letzte Mal sein wird.“
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Die Erfolgsgeschichte der „Dirty Tigers“ ist eng mit Karl Kraft verbunden. Er war der kongeniale Partner auf der Bühne von Schulz. Beide scherzten miteinander, spielten sich jahrelang auf der Bühne verbal die Bälle zu. „Er fehlt“, sagt sein einstiger Partner. Trotz der Trauer entscheidet die Band: „Wir machen weiter.“ Nun zu viert.
Karl Kraft ist 1998 dabei, als sich die „Dirty Tigers“ gründen. Lennon Schulz spielt noch bei der Band „Lafayette“. Zum ersten Mal spielen sie zusammen auf dem Geburtstag eines Freundes. Auch mit von der Partie: Hans-Bernd Lordick und Norbert Szumny. Beide hören einige Jahre später aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen auf.
In dieser Zeit stößt Ali Wieschenkemper (66) als Keyboarder hinzu. Er und Schulz kennen sich seit Jahren. Beide haben denselben Musikgeschmack und mögen Lieder der US-amerikanischen Rockband „Toto“. Am jetzigen Bandnamen ist er nicht ganz unbeteiligt.
Wieschenkemper besuchte seinerzeit mit seinem Schwager ein Konzert des US-amerikanischen Sängers Curtis Stigers. Seine Schwägerin versteht den Namen falsch und sagt in seiner Gegenwart: „Wo geht ihr hin? Dirty Tigers?“ Wieschenkemper erzählt die Anekdote seinen Bandkollegen und die sind begeistert: „Ein super Name.“ Der Rest ist Geschichte.
„Wir hatten nicht den Plan, eine Band zu gründen und aufzutreten“, sagt Wieschenkemper über die Anfangszeit. Anfang der 2000er-Jahre sind die „Dirty Tigers“ auf der Suche nach einem neuen Schlagzeuger. Man wird fündig: Picco Lakowitz (71) übernimmt den Part.
Und bei der Wahl spielt das Schicksal mit. „Auch wenn man es heute nicht mehr sieht“, beginnt Lennon Schulz, „aber wir hatten damals die gleiche Friseurin.“ Aber er musste sich den Platz erst erspielen. Die Band drückte ihm eine CD in die Hand mit circa 15 Liedern der Setliste. Lakowitz überzeugt und wird Teil der „Dirty Tigers“.
Später wird noch ein Percussionist gesucht. Picco stellt den Kontakt zu Peter Reusch (72) her. Dann ist die Besetzung komplett. Seit Krafts Tod spielt er den Bass.
„Bottrop rockt“: Dirty Tigers schaffen den Durchbruch in der Berufsschule
Mit ihren Coversongs präsentiert sich die Band in dieser Zeit kaum vor großem Publikum. „Wir spielten bei privaten Feiern und Wohnzimmerkonzerten.“ Mal akustisch, mal mit Strom.
Karl Kraft betreibt damals eine Werbeagentur im Gebäude der Post am Berliner Platz – oben unter dem Dach. Ungestört kann die Band proben und auftreten. „Wir haben uns unser Publikum erspielt“, sagt Lennon Schulz. Der Durchbruch folgt 2009 mit ihrem Auftritt bei „Bottrop rockt“ in der Berufsschule. Mit den Jahren kommen Konzerte im einstigen Saalbau vor mehr als Tausend Menschen, im Cottage („Unser Wohnzimmer“), Lokschuppen („Die Hütte war dermaßen voll“) und beim Stadtfest hinzu.
Dirty Tigers spielen zum vierten Mal auf dem Bottroper Stadtfest
Auch dieses Jahr sind die „Dirty Tigers“ dabei – zum insgesamt vierten Mal. Ihr Auftritt ist am Freitag, 2. Juni, ab 20 Uhr auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus. Nach so vielen Konzerten ist dennoch die Nervosität geblieben. „Wir wollen den Menschen schließlich einen schönen Abend bescheren“, sagt Lennon Schulz.
Ans Aufhören verschwendet die Band keinen Gedanken. Schulz: „Es ist doch ein großes Glück, dass wir in unserem Alter schon solange zusammen sein und Musik machen dürfen.“ Nach dem Stadtfest steht der Höhepunkt des Jahres an, das eigene Jubiläumskonzert am Samstag, 24. Juni, im Hennie’s Inn (Horster Straße 377)
Karten für das Jubiläumskonzert der „Dirty Tigers“, 24. Juni, kosten 12 Euro. Erhältlich: Musikforum (Am Pferdemarkt 2) oder im Hennie’s Inn (Horster Straße 377).