Bottrop. Samstags frei: Der Bottroper Friseursalon „Pawlenka“ führt die Vier-Tage-Woche ein. Die Inhaberin sagt: „Work-Life-Balance wird immer wichtiger.“

Ab 1. Juni ändern sich im Friseursalon „Pawlenka“ an der Gladbecker Straße die Öffnungszeiten. Friseurmeisterin Sandra Pawlenka führt die Vier-Tage-Woche ein. Warum?

„Das Team hatte den Wunsch geäußert, den Samstag frei zu bekommen“, sagt sie. Bisher hatte das Geschäft von Dienstag bis Freitag von 8.30 bis 17.30 Uhr und samstags von 8.30 bis 13.30 Uhr geöffnet. Montags geschlossen. Schon zuletzt arbeitete das ursprünglich elfköpfige Team am Samstag nur in dünner Besetzung. Und: Termine gab es an diesem Tag auch nicht unbedingt in Hülle und Fülle.

Seit acht Jahren ist „Friseur Pawlenka“ an der Gladbecker Straße 205 zu finden. Zuvor war das Geschäft viele Jahrzehnte nur wenige Meter entfernt am Nordring beheimatet.
Seit acht Jahren ist „Friseur Pawlenka“ an der Gladbecker Straße 205 zu finden. Zuvor war das Geschäft viele Jahrzehnte nur wenige Meter entfernt am Nordring beheimatet. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Chefin folgte schließlich dem Wunsch. „Wir haben ein tolles Team und ich möchte, dass sie sich wohlfühlen“, sagt sie. Doch was werden die Kunden sagen? Immerhin lebt „Pawlenka“, wie die Chefin selbst sagt, nicht von Laufkundschaft. „80 Prozent sind Stammkunden“, so die Friseurmeisterin. Das Geschäft führt sie in dritter Generation. Auch Vater Dieter hilft gerne bei Gelegenheit weiter mit.

Nach dem Austausch mit dem Team wurden die Kunden in persönlichen Gesprächen befragt. „Viele von ihnen zeigten Verständnis“, so die Friseurin. Ab dem 1. Juni bleibt „Pawlenka“ am Montag also wie gewohnt zu und nun auch am Samstag. Dafür wird Dienstag, Mittwoch und Freitag eine halbe Stunde länger gearbeitet. Donnerstags sogar bis 20.30 Uhr. Die Anfangszeiten bleiben, die Stundenzahl der Arbeitsstunden ist nahezu identisch.

Auf die Friseurinnen wartet ab Donnerstag nach Feierabend ein schönes, verlängertes Wochenende bis Dienstagmorgen. Dann geht es frisch, ausgeruht und motiviert zurück ans Handwerk.

Die Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche kann, das hofft zumindest Sandra Pawlenka, vielleicht auch den Beruf der Friseurin und des Friseurs in Zeiten von Fachkräftemangel wieder attraktiver machen. „Work-Life-Balance wird für viele Menschen immer wichtiger“.

Bottroper Friseurin: „Wir sind ja auch ein bisschen wie ein Seelsorger.“

Sie selbst ist leidenschaftliche Friseurmeisterin mit Haut und Haaren. „Der Beruf gibt einem so viel“, sagt sie. „Kreativität, die Arbeit mit Menschen, Erfolgserlebnisse, Freude und Dankbarkeit der Kunden.“ Auch die soziale Komponente darf man nicht vergessen. „Wir sind ja auch ein bisschen wie ein Seelsorger“, sagt sie und lacht.

Wird das Vier-Tage-Modell im Friseurhandwerk in Bottrop jetzt Schule machen? „Wenn unser Geschäft in der Innenstadt wäre, hätte ich es wahrscheinlich nicht gemacht“, sagt Sandra Pawlenka. „Aber in den Stadtteilen kann ich mir vorstellen, dass es mehr werden.“

Kreishandwerkerschaft zur Vier-Tage-Woche: „Jeder schaut aufmerksam hin.“

Und generell im Handwerk? Von einem Trend würde Egbert Streich, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Emscher-Lippe-West, aktuell nicht sprechen. „Es gibt einige, die dieses Arbeitszeitmodell umsetzen.“ Offensichtlich nicht zum Nachteil. „Ich habe bisher von keinem gehört, dass er schlechte Erfahrungen damit gemacht hat“, sagt Streich.

Der Geschäftsführer erläutert, warum Handwerksbetriebe die Vier-Tage-Woche umsetzen. „Ein Grund ist, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern.“ Außerdem könnten die Betriebe „im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte besser da stehen“.

Deshalb kann er sich durchaus vorstellen, dass dieses Arbeitszeitmodell ein Trend werden kann. Wie er berichtet, werde zurzeit im Handwerk viel über die Betriebe, die die Vier-Tage-Woche anwenden, geredet und berichtet. „Jeder schaut aufmerksam hin“, so Streich. „Und jeder hat Probleme die Ausbildungs- und Mitarbeiterplätze zu besetzen.“