Bottrop-Kirchhellen. Der Verein für Orts- und Heimatkunde startet ein neues Veranstaltungsformat. Den Auftakt bildete eine Radtour zum Flugplatz Schwarze Heide.
Der Heimatverein Kirchhellen hat ein neues Veranstaltungsformat ins Leben gerufen: Radtouren zu Stationen der Dorfgeschichte. Den Auftakt machte eine Tour zum Flugplatz Schwarze Heide. Hans-Josef Lehrich, Autor zweier Jahresschriften des Vereins, die sich mit dem Flugplatz beschäftigen, führte eine 18-köpfige Gruppe zu einigen besonders interessanten Stellen und erläuterte dabei anschaulich die Flugplatzgeschichte.
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„Mit dieser Tour haben wir einen neues Format in unser Programm aufgenommen“, so Peter Pawliczek der Vorsitzende des Vereins für Orts- und Heimatkunde. Mit unseren Heimatradlern haben wir immer schon die Umgebung erkundet und mit Vorträgen auch die Geschichte Kirchhellens bei verschiedenen Veranstaltungen dargestellt. Was lag also näher, als beides miteinander zu verbinden und die Geschichte direkt vor Ort zu erklären“, so der Vereinsvorsitzende.
Den ersten Halt machte die Gruppe an der alten Flakstellung. Dort waren im Zweiten Weltkrieg insgesamt sechs Geschütze mit unterschiedlichem Kaliber im Einsatz. Sie dienten hauptsächlich zur Abwehr von Luftangriffen, welche die Hydrierwerke und Industrieanlagen in der Umgebung von Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck zum Ziel hatten.
Weiter ging es zur Rampe an der Flugplatzstraße. Diese war so lang, dass drei Kesselwaggons mit einem Fassungsvermögen von jeweils 24.000 Litern Flugbenzin dort Platz fanden. Erstaunt zeigten sich die Teilnehmer, als Lehrich berichtete, dass beim Beginn des Westfeldzugs ca. 70 Maschinen am Flugplatz stationiert waren, die pro Tag drei bis vier Einsätze nach Holland und Belgien flogen. „Wenn man den Flugplatz heute so sieht, kann man sich kaum vorstellen, wie das Gelände vor rund 80 Jahren ausgesehen hat, als hier nicht nur Flugzeuge, sondern auch Bomben, Munition und andere Materialien untergebracht waren.“ berichtete ein Teilnehmer der Radtour.
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Lehrich verstand es den Wissensdurst der Interessenten zu stillen, indem er erzählte, wie die Waggons auf sogenannten „Culemeyer-Straßenrollern“ vom damaligen Bahnhof Kirchhellen zum Flugplatz gezogen wurden. Er erklärte auch detailliert, wie das Gelände ausgesehen hat. Bis zu 24 Baracken für Flugleitung, Kommandantur, Casino und Unterkünfte für den Reichsarbeitsdienst waren auf dem Gelände untergebracht. Selbst eine eigene Wäscherei gab es dort.
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Im Frühsommer 1944 wurde der Flugplatz durch die Kirchhellener Firma Liesenklas weiter ausgebaut. Die Firma Josef Grewer errichtete Flak, Scheinwerfertürme und stellte die Baracken auf . Somit war der Flugplatz in jeder Hinsicht Arbeitsplatz für zahlreiche Männer und Frauen, die meist alle aus der näheren Umgebung kamen. Nicht auf dem Flugplatz untergebracht waren die Piloten und Offiziere. Die Piloten lebten ganz in der Nähe in Baracken am Alten Postweg bzw. Am Kletterpoth, während die Offiziere privat untergebracht worden sind.
Auch die Amerikaner nutzen den Kirchhellener Flugplatz
Die Gruppe zeigte großes Interesse an den Ausführungen, stellte immer wieder Fragen und konnte bei der rund dreistündigen Radtour, die zur Freude aller Radler bei schönem Wetter stattfand, viele Details der Kirchhellener Heimatgeschichte kennenlernen. So erfuhren sie auch, dass zum Ende des 2. Weltkrieges der Flugplatz bis Juni 1945 von den Amerikanern für Transportflüge und um Verwundete auszufliegen genutzt wurde. Abschließend besichtigte die Gruppe hinter dem Flugplatz in einem Waldstück noch eine von mehreren erhaltenen Splitterboxen. Dort wurden Flugzeuge nach den Einsätzen abgestellt, um sie gegen feindliche Fliegerangriffe zu tarnen.
Aufgrund des regen Interesses an der Geschichte des Flugplatzes Schwarze Heide wird Hans-Josef Lehrich einen weiteren Termin für eine Radtour anbieten. Am Samstag, 26. August, um 10 Uhr will er erneut mit einer Gruppe Radler Richtung Flugplatz starten. Anmeldungen nimmt er ab sofort entgegen: 0172 8674748