Bottrop-Kirchhellen. Der Zusammenschluss mit den Dorstener Gemeinden zum Pastoralen Raum war nicht der Wunsch der Gemeinde St. Johannes. So soll es jetzt weiter gehen.

Bei der Neuordnung der Kirchenstruktur zu Pastoralen Räumen hat das Bistum Münster der Gemeinde St. Johannes Kirchhellen den Sonderweg einer bistumsübergreifenden Kooperation mit den Bottroper Gemeinden verwehrt. Die Kirchhellener Katholiken gehören ab 2024 dem Pastoralen Raum Dorsten-Kirchhellen an. Dann machen wir halt das Beste daraus, sagt das Steuerungsteam, das in St. Johannes den Neuordnungsprozess begleitet. Wir haben ja schon viel geschafft.

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Seit mehr als zwei Jahren begleitet das Team um Pastor Christoph Potowski und Pastoralreferent Dennis Humberg die Debatte um die künftigen Strukturen und sucht neue Wege der Seelsorge für die absehbare Zeit des Priestermangels im Bistum. „Damit waren wir Vorreiter“, sagt Christoph Potowski. Und das soll so bleiben, sagt Franz Klein-Wiele und definiert das nächste Ziel: „In zehn Jahren müssen wir die Gemeinde so fit gemacht haben, dass sie mit viel weniger hauptamtlichem Personal auskommen kann.“

Kirchhellener Sonderweg „vom Bistum Münster nicht gewollt“

Beim Blick zurück auf den Neuordnungsprozess ist Bedauern spürbar, aber keine Bitterkeit, sondern Optimismus. Die Kirchhellener Sonderlösung mit den Gemeinden und Einrichtungen der Stadt Bottrop sei „vom Bistum Münster nicht gewollt gewesen“, schreibt das Lenkungsteam in seinem Brief an die Gemeinde. „Es hat jedoch sehr gute und konstruktive Gespräche mit den Gremien der anderen Pfarreien im Dekanat Dorsten gegeben. Somit ist ein guter Grundstein für die künftige Zusammenarbeit gelegt.“ Im Juni wird es die nächste Gesprächsrunde mit Vertretern der Dorstener Gemeinde geben.

In diese Gespräche gehen die Kirchhellener Vertreter mit breiter Brust. Mit 10.813 Mitgliedern ist St. Johannes die „zahlen- und flächenmäßig größte Pfarrei im Dekanat Dorsten“. Und was noch viel wichtiger ist: Sie ist schon jetzt sehr gut vorbereitet auf den anstehenden Abbau des Kirchenpersonals. Wie drastisch der ausfallen wird, beschreibt Potowski: „Spätestens 2040 wird es nur noch sechs Seelsorger für den ganzen Pastoralen Raum geben - und die wenigsten werden Priester sein.“

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Das zentrale Ziel hat die Lenkungsgruppe schon definiert. „Das Wichtigste ist, die Seelsorge vor Ort sicherzustellen“, sagt Franz Klein-Wiele. Die werden aber Priester, Diakone und Pastoralreferenten immer weniger leisten können. Deshalb arbeitet die Gemeinde schon an einem Konzept für die Notfallseelsorge in Krankenhäusern, Altenheimen oder in Zusammenarbeit mit Polizei und Feuerwehr. Dafür müssen Ehrenamtliche geschult und ausgebildet werden. Das passiert in Kirchhellen schon mit Ausbildung für Wortgottesdienste als Ersatz für Messfeiern. Das soll künftig passieren durch Schulungen für die Leitung von Beerdigungen. „Dabei dürfen wir die Menschen aber nicht überfordern“, sagt Dennis Humberg.

Gut besuchter Gottesdienst im Grünen: In der Reihe „Sommerkirche“ feierte Pastor Christoph Potowski im August 2021 mit der Gemeinde einen Gottesdienst auf dem Heidhof.
Gut besuchter Gottesdienst im Grünen: In der Reihe „Sommerkirche“ feierte Pastor Christoph Potowski im August 2021 mit der Gemeinde einen Gottesdienst auf dem Heidhof. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Das ist richtig und wichtig, sagt Susanne Breit. „Aber wir machen schon sehr viel im Ehrenamt. Ehrenamtliche leiten Wortgottesdienste, derzeit die Maiandachten, Kreuzwege, die Gruppen in den drei Pfarrheimen.“ Und diesen Weg wird die Gemeinde weiter gehen müssen, auch wenn das Kirchhellener Pastoralteam derzeit noch sehr gut aufgestellt ist. Die Lenkungsgruppe appelliert an die Gemeinde: „Wir müssen jetzt schon dauerhaft neue Gottesdienstformen einüben. Um so mehr wir selbst stemmen können, desto lebendiger kann unsere Gemeinde bleiben.“ Zum lebendigen Gemeindeleben gehören auch neue Veranstaltungsformen, wie sie seit 2021 etwa in der Reihe „Sommerkirche“ ausprobiert werden.

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Die Zusammenarbeit mit Bottrop will und soll die Gemeinde fortsetzen, auch und gerade mit der Bottroper Caritas. „Das wird auch im Bistum und von den Nachbargemeinden wertgeschätzt“, sagt Potowski. Ist auch die rechtliche und finanzielle Eigenständigkeit der Gemeinde sicher gestellt? Ja, aber, sagt Potowski. „Der jetzige Bischof (Felix Genn) hat eine Fusion ausgeschlossen. Doch der wird in zwei Jahren gehen.“ Aber auch darauf blickt die Gemeinde optimistisch, sagt Winfried Stuke: „Wir haben zwei Jahre Zeit zu zeigen, dass wir es alleine schaffen können.“