Bottrop-Kirchhellen. Bottrop will große Flächen für neue Photovoltaikanlagen prüfen. Ein möglicher Standort wäre der Movie Park in Kirchhellen – über den Parkplätzen.

Viel mehr Strom als bisher soll und muss in Bottrop aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, um die Klimaziele zu erreichen und die Stadt unabhängiger von Energieimporten zu machen. Die Neuauflage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG soll unter anderem Solaranlagen am Rand von Autobahnen und Schienenstrecken attraktiv machen. Bottrop hat 122 Hektar, die Fläche von mehr als 150 Fußballfeldern, solcher „Infrastrukturkorridore“ von 500 Metern entlang von Schienen oder Autobahnen. Was könnten wir damit machen?, hat die Stadt den Münsteraner Energiedienstleister „Energielenker“ gefragt. Das sind einige der Antworten.

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Die Flächen in den Infrastrukturkorridoren, so haben die Experten errechnet, haben durchweg ein hohes Potenzial; dort sollten vorrangig Freiflächen-Solaranlagen geplant und gebaut werden. Die Experten lenken den Blick der Politik aber auch auf Äcker und Felder: Mit dem EEG 2023 erweitere die Bundesregierung die Förderung um „besondere Photovoltaikanlagen“, zum Beispiel Solardächer über Feldern (Agri-PV) oder über großen Parkplätzen. Fazit der „Energielenker“: „Daher haben künftig auch alle landwirtschaftlichen Flächen außerhalb des 500-Meter-Korridors ein mittleres Potenzial, sofern auf diesen eine für Agri-PV geeignete Anbauform betrieben wird.“

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Geeignet dafür wären etwa Jörg Umbergs Felder und Folientunnel am Overhagener Feld, sagen die Experten. Kann der Landwirt sich Solardächer über seinen Feldern vorstellen? „Kulturen brauchen Licht, Solardächer werfen Schatten“, sagt Umberg. Versuche hätten gezeigt, dass Solardächern auf Erdbeerfelder die Ernte mindestens um ein Viertel verringern. „Und das ist noch keine Aussage über die Qualität der Ernte.“ Kleinere Beeren bedeute zudem mehr Aufwand beim Pflücken. Eine Alternative könnten Freiflächenanlagen auf nicht genutzten Feldern sein. Am Ende muss es sich rechnen, sagt Umberg: „Es muss genehmigungsfähig sein und Geld einbringen.“

Bottrops Movie Park denkt intensiv über Solaranlagen nach

Weitere Flächen für große Solaranlagen haben die Experten auf den Parkplätzen des Movie Parks ausgemacht. In Solardächern über den Stellplätzen erzeugter Strom „könnte zum einen einer deutlich günstigeren Stromversorgung des Movie Parks dienen, zum anderen könnte er über E-Ladestationen direkt an die Besucher verkauft werden“. Wenn der Park seine Parkflächen erweitern wolle, müsse er nach der neuen NRW-Bauordnung ohnehin mit Solardächern planen.

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Bei der Parkleitung laufen die Experten mit diesen Vorschlägen offene Türen ein, sagt Parksprecherin Ann-Katrin Dölken: „Wir beschäftigen uns derzeit intensiv mit dem Thema Photovoltaik und prüfen die bestmöglichen Optionen für den Park. Die Parkplatzflächen spielen dabei auch eine Rolle. Näheres können wir jedoch noch nicht mitteilen.“

Photovoltaik-Potenzial hat auch der ehemalige Bergbauschacht 10

Sowohl auf der ehemaligen Bergbaufläche am Schacht 10 als auch auf dem Parkplatz (rechts unten) sehen die Energieexperten Potenzial für Solaranlagen.
Sowohl auf der ehemaligen Bergbaufläche am Schacht 10 als auch auf dem Parkplatz (rechts unten) sehen die Energieexperten Potenzial für Solaranlagen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Auf einer weiteren großen Fläche in Kirchhellen wären große Solaranlagen besonders förderfähig nach dem EEG, sagen die „Energielenker“. Das sind die ehemaligen Bergbauflächen am Alten Postweg, sowohl am Schacht 10 selbst sowie auf dem Parkplatz auf der anderen Seite des Alten Postwegs. Derzeit steht aber eine Rückbauverpflichtung im Wege: Die Schachtanlage muss komplett abgerissen und zurückverwandelt werden in Weide, Wald oder Acker. Darauf hatte Baudezernent Klaus Müller zuletzt in der Debatte um den geplanten Seilscheibenpark auf einem Teil der Parkplatzfläche hingewiesen.

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Ist diese Verpflichtung ein K.o.-Kriterium? Schauen wir mal, sagt Stadt-Sprecher Thorsten Albrecht: „Die Analyse zeigt erst mal die vorhandenen Potenziale auf. Die Politik muss mit den Ergebnissen umgehen. Denkbar wäre ja auch, der Rückbauverpflichtung nachzukommen und später auf das Feld eine Solaranlage zu bauen.“