Bottrop. Wasser in die Stadt! Ja, aber nicht so, sagen Bottroper Parteivertreter und wollen den Rathausbrunnen weghaben. Das schlagen sie stattdessen vor.

Der umstrittene Brunnen vor dem historischen Bottroper Rathaus soll spätestens 2024 abgerissen werden. Nur in diesem Jahr soll darin noch Wasser sprudeln. Das haben die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter in Bottrop-Mitte jetzt einstimmig beschlossen. Als Ersatz soll die Stadt am Rand des Ernst-Wilczok-Platzes ein neues Wasserspiel einbauen lassen. Mögliche neue Tricks und Spielchen ums Wasser schloss allen voran Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff (SPD) strikt aus. „Ist mit Ablauf der Saison 2024 nichts passiert, wird der Brunnen abgetragen. Dann ist unsere Geduld ausgereizt“, sagte er.

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Zwar sollte der Rathausbrunnen nach Vorstellungen der Verwaltung auch im folgenden Jahr von Mai bis Oktober noch zur Probe sprudeln, das lehnten die Bezirksvertreter über alle Parteigrenzen hinweg allerdings ab. Immerhin kostet der Brunnenbetrieb pro Saison nach Berechnungen der Verwaltung rund 25.000 Euro, von denen der Großteil für den Personaleinsatz anfällt. Mindestens so teuer wird auch der Abriss des Brunnens. Die Kosten dafür können sich bis auf 52.000 Euro erhöhen, je nachdem ob der Rathausplatz komplett begradigt wird und auch der Technikraum für den Brunnen verschwinden muss.

Neues Wasserspiel in der Nähe der Baumreihe geplant

„25.000 Euro zusätzlich sind eine Menge Geld, und das dann auch noch für einen Brunnen, der in der Bevölkerung nicht wirklich gut ankommt“, begründete SPD-Sprecherin Sandra Behrendt das einhellige Veto der Parteivertreter. Eine Alternative haben alle gemeinsam ja längst in den Blick genommen. Schließlich wollen auch die Bezirksvertreter nicht an dem grundlegendem Ziel des Rates rütteln, das da lautet: Wasser in die Stadt! Aber bitteschön an besser geeigneten Stellen, lautet ihre Devise. Ein neues Wasserspiel an der Baumreihe vor der Rathausschänke entlang können sich alle gut vorstellen.

Dazu sollen die Planer quasi das gesamte dort weiß markierte Rechteck nutzen. So sei das neue Wasserspiel größer als der jetzige Brunnen und biete mehr Verdunstungsfläche. Sandra Behrendt schlug vor, auch Regenwasser von den Dächern der Verwaltungsgebäude dafür zu nutzen. „Die Restfläche des Platzes bleibt so groß genug, um sie zu bespielen“, meinte die SPD-Vertreterin. Auch Bezirksbürgermeister Klaus Kalthoff befürwortet diese Lösung, zumal der alte Brunnen bei Veranstaltungen wie dem Feierabendmarkt und dem Weihnachtsmarkt dann nicht länger auf dem Ernst-Wilczok-Platz im Weg sei.

Dass der Brunnen auf dem Ernst-Wilczok-Platz auf einmal wieder Wasser führte, erzürnte die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter in Bottrop. Denn die Verwaltung gab dafür Geld aus, was sie aber nicht sollte.
Dass der Brunnen auf dem Ernst-Wilczok-Platz auf einmal wieder Wasser führte, erzürnte die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter in Bottrop. Denn die Verwaltung gab dafür Geld aus, was sie aber nicht sollte. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Drei Fachbüros sollen Gestaltungsideen vorlegen

„Die Idee ist gut“, befand auch CDU-Sprecher Andreas Freitag. So werde das Wasserspiel besser in die neue Geometrie des demnächst etwas erweiterten Rathausplatzes eingebunden. Die Parteivertreter hatten sich in einer Gesprächsrunde daher vorab ja auch ohnehin schon auf diesen Vorschlag verständigt. „Ich bitte zu prüfen, ob im Sommer 2024 die Ausschreibung erfolgen kann, um dann Ende 2024 mit dem Bau zu beginnen“, sagte Sandra Behrendt. Auch beleuchtbar solle das Wasserspiel sein. Grünen-Vertreter Karl-Heinz Hulisz regte an, vorher auch um Sponsoren zu werben.

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Wie das neue Wasserspiel im einzelnen gestaltet wird, wollen die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter sich auf Anraten von Immobilienressortchef Peter Sommer noch von Architekten vorschlagen lassen. Die Verwaltung wird daher nun drei Fachbüros auffordern, für das neue Wasserspiel Entwürfe samt Kostenschätzung einzureichen. Das dürfte pro Entwurf rund 15.000 Euro kosten. Damit können sich die Ausgaben allein für den Abriss des alten Brunnens und die Planung des neuen Wasserspiels nach den Einschätzungen der Verwaltung schnell auf bis zu 100.000 Euro belaufen. Das nötige Geld für das neue Wasserspiel käme dann noch hinzu.

Wird der alte Brunnen dann woanders neu aufgebaut?

Die Verwaltung hatte aber zuvor die Kosten für die ohnehin bald fällige Sanierung des Brunnens vor dem Rathaus auf 150.000 Euro beziffert. Dass darin dann zu Kosten von etwas mehr als 20.000 Euro auf einmal eine Saison lang dennoch wieder Wasser sprudelte, hatten die erzürnten Bezirksvertreter in der Stadtmitte als Affront bewertet. Sie hatten schließlich ausdrücklich beschlossen, dass für den Betrieb des umstrittenen Brunnens kein Cent mehr ausgegeben werden dürfe. Das habe die Verwaltung schlichtweg ignoriert. Das wirkt noch immer nach.

„Ich bin fassungslos, dass das immer noch Thema ist. Wir reden jetzt gefühlt schon hundert Jahre über den Brunnen“, fasste Sandra Behrendt die Stimmung in der Bezirksvertretung Mitte zusammen. Zu reden sein wird allerdings auch weiterhin: nicht nur über die konkrete Gestaltung des neuen Wasserspiels. Offen ist auch die Frage, ob der alte Rathausbrunnen an anderer Stelle in der Stadt neu aufgestellt werden kann.