Bottrop. Die Stadt Bottrop sollte keinen Cent mehr in den Rathausbrunnen stecken. Hat sie aber. Das gab heftigen Streit mit den Bezirkspolitikern.
In Bottrop geschehen manchmal Zeichen und Wunder. Im Brunnen auf dem Ernst-Wilczok-Platz sprudelte auf einmal wieder Wasser. Der Rathausbrunnen hatte sich also doch wieder in Schuss bringen lassen; und zwar ohne, dass die Stadt dafür ein Vermögen ausgeben musste. So schön auch immer manche so einen plätschernden Brunnen finden mögen, die Bezirksvertreterinnen und Bezirksvertreter in Bottrop-Mitte sind über die unverhofften Wasserspielchen vor dem Rathaus noch immer ausgesprochen verärgert. Demonstrativ beschlossen sie jetzt über alle Parteigrenzen hinweg, dass die Verwaltung ihnen ausrechnet, was ein Abriss kostet. Der Brunnen soll da weg!
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Beobachter können deshalb den Eindruck gewinnen, dass die Bezirksvertreter es Oberbürgermeister Bernd Tischler jetzt einmal so richtig zeigen wollen. Hat es sich Bottrops erster Bürger etwa ausgerechnet mit den Parteivertretern verscherzt, die für sich im Anspruch nehmen, der Bürgerbasis am nahesten zu sein? Er hat. Da sind sich so ziemlich alle im Bezirk Bottrop-Mitte einig. Der Groll sitzt tief. „Lieber Bernd“, wird OB Bernd Tischler sonst nicht selten begrüßt, wo auch immer er in der Stadt zu Gast ist. Bezirksbürgermeister und Parteifreund Klaus Kalthoff aber sagt inzwischen auch schon mal: „der Hauptverwaltungsbeamte“.
Bottroper Bezirksvertreter fühlen sich missachtet und veralbert
Der Bezirksbürgermeister sieht in dem Brunnenbetrieb ja auch einen „Vorgang, der kaum noch zu überbieten ist“. SPD-Bezirksvertreterin Anna-Margareta Beyer fühlt sich veralbert und ist das „ewige Hin und Her“ einfach nur noch leid. Deutliche Kritik und bohrende Fragen kommen auch von der FDP, der DKP und der AfD. CDU-Vertreter Andreas Freitag drückte seine Zweifel noch vergleichsweise moderat aus. Auch er aber hält das Vorgehen der Verwaltung für „sehr fragwürdig“, und ÖDP-Vertreter Sebastian Stöber fasst zusammen: „Das kann man doch nicht einfach ignorieren.“ Immobilienressortchef Peter Sommer blieb da letztlich für die Verwaltung nichts anderes übrig, als zu sagen: „Es tut mir leid.“
Was nur war passiert? Nun, es hat selbstverständlich Geld gekostet, dass in dem Brunnen vor dem Rathaus für kurze Zeit wieder Wasser sprudelte. Dazu waren vorher passgenaue Gitterroste eingebaut worden, um die Wassertiefe zu verringern. So wurde verhindert, dass kleine Kinder in den Brunnen fallen und darin womöglich sogar ertrinken könnten. Außerdem wurde aus Hygienegründen das Wasser alle zwei Wochen ausgetauscht. Auf etwas mehr als 20.000 Euro beziffert die Verwaltung die Ausgaben für den Probebetrieb. Das löste vor allem bei der CDU Erstaunen aus. Hatte die Stadt die Sanierungskosten für den Brunnen vorher doch mit rund 150.000 Euro angegeben.
Der Brunnen lief ausgerechnet zur Abstimmung über seine Zukunft
Immobilienchef Peter Sommer kann zwar erklären, warum es zumindest probeweise auch günstiger ging, so wichtig war das den Bezirksvertretern allerdings letztlich nicht. Ihnen ging es um etwas für sie viel Wichtigeres. Denn die Verwaltung hatte mit dem Probebetrieb des Brunnens einen klaren Beschluss der Bezirksvertretung Mitte einfach missachtet. Das haben die Bezirksvertreter inzwischen auch schwarz auf weiß. Fettgedruckt ist dieses Eingeständnis in einem Verwaltungspapier zu lesen, das OB Bernd Tischler gegengezeichnet hat. Der Beschluss im Bezirk lautete nämlich, dass kein einziger Cent mehr für den Brunnenbetrieb ausgegeben werden soll.
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Warum das dann trotzdem geschah und woher das Geld dafür denn komme?, bohrte eine Reihe von Bezirksvertretern daher nach. Auf Anweisung seines Chefs, sagte Ressortleiter Sommer. Letztlich ist das der Oberbürgermeister. Das Geld für den Brunnen wiederum stammte aus dem Etat für Bauunterhaltung.
Zu allem Überfluss ging der Rathausbrunnen auch dann noch wieder in Betrieb, als die Online-Abstimmung über dessen Zukunft lief. Ein eindeutiges Ergebnis hatte diese trotz leichter Mehrheit für die Erhaltung des Brunnens angeblich nicht. Dass der plätschernde Brunnen aber als unzulässige Beeinflussung der Abstimmung anzusehen sei, bedauerte der Immobilienchef im Nachhinein ausdrücklich.
Bezirksvertreter setzen Verwaltung eine Frist bis Mai 2023
Dennoch riet die Stadt, den Brunnen auf dem Ernst-Wilczok-Platz auch im neuen Jahr von April bis Oktober probeweise laufen zu lassen. Dieses Wasserspielchen aber machen die Bezirksvertreter nicht mit. Sie wollen vielmehr wissen: Was kostet der Abriss des Rathausbrunnens? Was kostet die Versetzung des Brunnens an eine andere Stelle in der Stadt? Was kosten der Abriss und Neueinbau eines anderen, attraktiven Wasserspiels? Dazu setzten sie der Verwaltung eine Frist bis Mai 2023. Ressortleiter Peter Sommer aber kündigte schon einmal an, dass das aus Personalmangel nicht zu schaffen sei . . .