Bottrop. Anstatt die Sicherheit zu erhöhen, können sie sogar Gefahren auslösen - jetzt kommen die Umlaufsperren in Bottrop aus dem Weg, wo immer es geht.
Für viele Radfahrerinnen und Radfahrer sind die oft auch fest im Boden verankerten Sperren nicht nur ärgerliche Hindernisse, sondern sogar gefährlich: Fahren sie im Pulk, verdecken die vorderen Radfahrer die Sperren, so dass die Radler hinter ihnen sie zu spät sehen. Auch Rollstuhlfahrer können die Engstellen oft nur unter Schwierigkeiten passieren. Eltern mit Kinderwagen stehen die Metallelemente sowieso nur im Weg, und meistens bilden sich auch noch tiefe Wasserpfützen drumherum. Doch damit ist im Bottroper Süden bald Schluss.
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Die Grünen wollen, dass die Stadt endlich Ernst macht und die Umlaufsperren im gesamten Stadtgebiet zur Seite räumt. „Wir wollen dass alle wegkommen, wo das aus Sicherheitsgründen ohne weiteres möglich ist“, sagt Grünen-Ratsherr Burkhard Hölting. Damit Bottrop tatsächlich eine fahrradfreundliche Stadt werde, sei es notwendig, dass auch der Radverkehr fließen könne. Die meisten Sperren stünden den Radfahrerinnen und Radfahrer aber nur unnötig im Weg. „Die allermeisten sind mittlerweile völlig unnötig, weil sie ihren Zweck nicht erfüllen“, ist sich der Bottroper sicher.
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Fast überall gilt Tempo 30 auf den Querstraßen der Bottroper Wege
Eigentlich dienten die Metallgerüste früher ja der Sicherheit von Radlern und Fußgängern. Sie sollten verhindern, das Kradfahrer einfach so in die Wege fahren können. „Wer es aber unbedingt darauf anlegt, mit dem Mofa durch zu kommen, der schafft das irgendwie auch“, meint Burkhard Hölting. Das führt mitunter zu aufwendigen zusätzlichen Absperrungen wie etwa am Lange-Kamp-Weg in Höhe der Kreuzung mit dem Ostring. Dort stehen um die sich öffnen lassenden Umlaufsperren herum weitere starre Sperren auf den Grünstreifen, damit niemand einfach über die Wiese an den Umlaufsperren vorbei fahren oder gehen kann.
Gedacht waren die Umlaufsperren auch dazu, Unfälle zu verhindern; indem sie dafür sorgen, dass schnell fahrende Radler schnell fahrenden Autos auf den kreuzenden Straßen in die Quere kommen. Einerseits seien die Radfahrerinnen und Radfahrer aber zumeist achtsam genug, andererseits müssten die Autofahrer auf den Straßen, die die Wege kreuzen, heute langsamer fahren. „Da gilt fast überall Tempo 30“, versichert der Grüne. Außerdem nutzten inzwischen viele Bürgerinnen und Bürger Fahrräder mit Lasten- oder Kinderanhängern sowie Lastenräder. Ältere Leute und auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen seien mit Dreirädern unterwegs. „Für all diese Gruppen sind die Umlaufsperren unnötige Hindernisse, selbst wenn sie dem Regelwerk entsprechen sollten“, meint Hölting.
Sperrpfosten behindern die Radler und Rollstuhlfahrer nicht so sehr
Besonders große Überzeugungsarbeit musste der Grünen-Ratsherr auch gar nicht leisten, um seinem Ziel näher zu kommen. Denn die Stadt machte sich schon vor zehn Jahren daran, die störenden Umlaufsperren abzuschaffen oder wenigstens so zu verbessern, dass sie nicht mehr ganz so hinderlich und auch etwas behindertengerechter sind. Etliche Sperren stehen allerdings immer noch selbst dort herum, wo sie unnötig sind. Die Grünen ergriffen daher zwar die Initiative, um diese abzuschaffen, Vertreter der Stadtverwaltung gingen allerdings sogar über die Grünen-Forderung hinaus.
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Statt der sieben von Ratsherr Hölting vorgeschlagenen Umlaufsperren im Stadtbezirk Süd lässt die Verwaltung in den kommenden Monaten insgesamt elf beseitigen und durch Sperrpfosten in der Mitte der jeweiligen Rad- und Fußwege ersetzen. „Zumindest im Bottroper Süden wird es damit keine einzige Umlaufsperre mehr geben“, meint Hölting, der privat selbst zumeist mit dem Fahrrad unterwegs ist. Sollte irgendwo sonst im Stadtgebiet noch eine Umlaufsperre unnötig herumstehen, dürfte sie ihm und anderen Radfahrern also schon auffallen.