Bottrop. Der größte Arbeitgeber von Bottrop ist die Stadt. Aber die Verwaltung muss mehr tun, um Personal zu finden. Wie die Stadt das Problem lösen will.
16 offene Stellenangebote sind auf der Internetseite der Stadt Bottrop zu finden (Stand: 17. März). Die Verwaltung ist nach dem Ende des Bergbaus der größte Arbeitgeber. Akute und großflächige Personalprobleme sieht Thorsten Bräuninger, Fachbereichsleiter Personal und Organisation, nicht. Aber: „Die Rahmenbedingungen, unter denen wir als Arbeitgeber arbeiten, sind in den letzten Jahren anspruchsvoller geworden. Der Aufwand ist komplexer. Es kommt vor, dass Verfahren länger dauern.“
Unterfüttert wird die Aussage mit Zahlen. Laut Bräuninger habe man im Jahr 2012 insgesamt 26 Verfahren für Ausschreibungen, die eine oder mehrere Stellen beinhalten, veröffentlicht. Zehn Jahre später sind es 183. „Daran sieht man, dass wir viel aktiver am Arbeitsmarkt sein müssen“, so der städtische Personalchef. In den zurückliegenden Jahren ist die Zahl der Beschäftigen gestiegen. 2019 waren es 2067, 2022 sind es mittlerweile 2182.
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Bottrops Bevölkerung schrumpft in den nächsten Jahren, zeitgleich steigt die Anzahl der Beschäftigen. Bräuninger: „Es steigen ja auch die Aufgaben in der Verwaltung.“ Als jüngstes Beispiel nennt er die Umsetzung der Wohngeldreform zu Anfang dieses Jahres, als schnell neues Personal gesucht und gefunden wurde. Oder bei der Zuwanderung, verbunden mit Themen wie Unterbringung, Schule, Kita und so weiter – alles klassische Aufgabenfelder der städtischen Verwaltung. „Und die Aufgaben werden in den nächsten Jahren nicht weniger“, so Bräuninger.
Personalchef der Stadt Bottrop: „Wir sind ein attraktiver und krisensicherer Arbeitgeber“
Jedoch steht die Stadt bei der Suche nach Fachkräften in Konkurrenz zu anderen Städten im Ruhrgebiet und zur freien Wirtschaft. Bräuninger blickt über die Stadtgrenzen hinaus. Auch andernorts ist die Verwaltung längst der größte Arbeitgeber. Jeder sucht qualifiziertes Personal. „Das ist kein Bottroper Phänomen. Wir reihen uns ein in die Marktlage“, sagt Thorsten Bräuninger und betont: „Wir sind ein attraktiver und krisensicherer Arbeitgeber. Das sollten wir nach vorne stellen und uns nicht schlecht reden.“ Außerdem erfolgt die Bezahlung nach dem Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst. „Man muss das Gesamtpaket sehen“, meint Bräuninger.
Einen Mangel an Bewerbern kann er nicht feststellen. „Ich nehme wahr, dass das Interesse besteht, bei der Stadt zu arbeiten.“ Vielmehr sei eher die Frage, ob man für jede Stelle sofort den passenden Kandidaten findet. Dann müsse entweder die Stelle neu ausgeschrieben werden mit geändertem Aufgabenprofil oder intern die Aufgaben anders verteilt werden.
Stadt Bottrop: Fachkräftemangel zum Beispiel bei den Ingenieuren
Besonders Ingenieure sind heiß begehrt – auch bei der Stadt. In der freien Wirtschaft kann das Gehalt freiverhandelt werden und kann deshalb für qualifiziertes Personal durchaus finanziell lukrativer sein. „Gerade in dem Bereich versuchen wir frühzeitig einen Bedarf zu erkennen und auszuschreiben.“
Hinzu kommt die demografische Entwicklung. 2022 sind 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stadt vorzeitig in den Ruhestand gegangen. 2032 werden es 77 sein. „Es ist planbar, aber planbar heißt nicht, dass es lösbar ist.“ Emilio Pintea, ab 1. September neuer Erster Beigeordneter, hatte zuletzt angemerkt, dass gutes Personal bei der Stadt zu halten und gutes neues Personal zu gewinnen, schwierig sei. Bräuninger: „Wir müssen intern schauen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeigen, dass sie Entwicklungsmöglichkeiten haben, um zu bleiben. Andere Städte haben ähnliche Alterspyramiden wie wir“, sagt er.
Stadt Bottrop legt großen Wert auf die Ausbildung
Eine Lösung kann die Ausbildung im eigenen Haus sein. „Es gibt 21 Ausbildungsgänge, die wir anbieten.“ Die Liste reicht von Gärtnern, Verwaltungsfachwirten, Architekten, Fachinformatikern, Erziehern, Notfallsanitätern bis hin zu Sozialarbeitern, die die Stadt neben der externen Suche auch selbst ausbildet.
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2015 absolvierten 38 junge Menschen eine Lehre bei der Stadt. Nun sind es mindestens 104, so Bräuninger. Weitere Einstellungsverfahren würden noch stattfinden. Zu wenige Bewerbungen scheinen nicht bei der Personalabteilung einzutreffen. Bräuninger spricht von dreistelligen Zahlen im Ausbildungsbereich. „Das hält uns aber nicht davon ab, dass wir möglichst früh und viele Leute erreichen möchten.“ Weiterführende Schulen werden ebenso besucht wie die „gängigen Ausbildungsmessen“. Und demnächst sollen zudem die Sozialen Medien noch stärker genutzt werden.
Die Karriereleiter kann bei der Stadtverwaltung nach oben führen. Denn in den nächsten Jahren werden Führungspositionen vakant sein. Was Thorsten Bräuninger freut, ist, dass extern und intern zuletzt einige Stellen „zeitnah“ besetzt werden konnten. Zum Beispiel: Tiefbauamt, VHS und Sozialamt.