Bottrop. Der Siegerentwurf des Rathaus-Anbaus in Bottrop ist vorgestellt. Was geplant ist, wie die Erweiterung aussehen soll und die Begründung der Jury.
Die Jury hat entschieden. Der Entwurf des Kölner Büros „V Architekten“ für die Erweiterung des Rathauses hat überzeugt. Die Entscheidung fiel einstimmig. Nun ist der Siegerentwurf offiziell präsentiert worden. Das neue Gebäude ähnelt in der Optik einem Kubus und soll auf der Grundfläche des heutigen Saalbaus errichtet werden.
Geplant ist ein sechsgeschossiges Gebäude mit einem lichtdurchfluteten Foyer. Dazu kommen Beratungs- und Besprechungszentren. Auf dem heutigen Mitarbeiterparkplatz hinter dem Rathaus soll ein Garten entstehen. Das Dach des Neubaus (2000 Quadratmeter) wird begrünt, eine Photovoltaikanlage installiert. Die Grünfläche an der Gerichtsstraße wird zu einem „Pocket Park“ umgebaut. Außerdem sollen zwei zentrale Plätze entstehen. Zum einen der Moltkeplatz an der Moltkestraße mit Stellplätzen für Fahrräder. Und der heutige Parkplatz am Saalbau wird zum Droste-Hülshoff-Platz, ebenfalls mit viel Grün und bis zu 40 Stellplätze für Fahrräder. Geplant ist außerdem ein zweigeschossiges Atrium, das zusätzliche Möglichkeiten für Ausstellungen oder kleinere Veranstaltungen bieten soll.
Die Jury erklärt ihre Entscheidung so: „Trotz der großen Baumasse gelingt es dem Planungsteam, den historischen Stadtgrundriss mit dem großzügigen Droste-Hülshoff-Platz vor dem monumentalen Ostflügel des Rathauses wiederherzustellen. Auch am Amtsgericht entsteht in neuer Form ein neuer Platzraum mit einem Eingang zum Neubau. Der selbstbewusste Neubau, der in einer umweltschonenden Holz-Beton-Hybridkonstruktion errichtet werden soll, setzt in seiner Wirkung als Solitär auf einen bewussten Kontrast zum Denkmalensemble.“ Und weiter: „Gleichzeitig nimmt er in seiner Architektur und seiner baulichen Gliederung Bezugshöhen und -kanten der umgebenden Denkmäler präzise auf. Wie für alle eingereichten Arbeiten sind hier jedoch noch Abstimmungen mit dem Denkmalschutz erforderlich.“
Bottroper Rathausneubau: Planungsaspekte müssen noch finalisiert werden
Bei der Vorstellung im Saalbau sagte Oberbürgermeister Bernd Tischler: „Von den Entwürfen bis zum fertigen Gebäude ist es noch ein weiter Weg.“ Denn jetzt ist erstmal die Reihenfolge geklärt. Von 18 eingereichten anonymen Entwürfen stachen „V Architekten“ hinaus. Auf dem zweiten Platz landete der Entwurf von „Hascher Jehle Design GmbH“ aus Berlin, vor „gmp Generalplanungsgesellschaft mbH“ aus Aachen. Darüber hinaus wurden Anerkennungspreise an das Generalplanerteam blocher partners GmbH, Stuttgart, sowie an das Generalplanerteam Lepel & Lepel Architekt Innenarchitektin PartG mbB, Köln, vergeben.
Martin Halfmann, Architekt aus Köln und Vorsitzender des Preisgerichts: „Keiner dieser Entwürfe wird so genau gebaut, wie sie hier zu sehen sind.“ Tischler ergänzt: „Unter anderem gibt es Planungsaspekte, die noch finalisiert werden müssen.“ Möglicherweise muss noch manches Detail verändert werden.
Der Fahrplan ist wie folgt: „Der erste Preisträger hat die größten Chancen ausgewählt zu werden“, sagt Klaus Müller, Technischer Beigeordneter. „Aber wir sprechen auch mit dem Zweit- und Drittplatzierten.“ In der zweiten Jahreshälfte soll der Auftrag vergeben werden. Müller möchte sich nicht auf einen genauen Termin festlegen. Im letzten Schritt entscheidet der Rat der Stadt über den finalen Entwurf des Gebäudes.
Bottroper Baudezernent: „Es geht langfristig darum, Kosten zu sparen“
Der Technische Beigeordnete erklärte in dem Zusammenhang die Bedeutung des Neubaus. „Mit Ausnahme des Straßenverkehrsamtes und des Gesundheitsamtes werden dann alle städtischen Dienststellen auf dem Rathaus-Campus zu finden sein.“ Ausführlichen Untersuchungen zufolge sei ein Neubau langfristig günstiger. Müller: „Es geht langfristig darum, Kosten zu sparen.“
Viele Verwaltungsdienststellen seien zurzeit in Gebäuden untergebracht. Entweder zur Miete oder in Gebäuden, die mitunter 100 Jahre alt und die für eine derartige Nutzung nicht vorgesehen seien. Auch das Stadtarchiv wird im Neubau untergebracht sein. Außerdem schaffe der Neubau bessere Arbeitsstrukturen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Laut Architekten sei die Bürostruktur reversibel und anpassbar. „Die Einzel- und Doppelarbeitsplätze mit kommunikativen Zonen erhalten durch Glastrennwände einen offenen„Loft“-Charakter.“ In Zeiten vom Homeoffice sei laut Klaus Müller nach einer jetzigen Prognose nur noch für 80 Prozent der Mitarbeiter ein Schreibtisch vorgesehen.
Zu den kokettierten 140 Millionen Euro an Kosten sagte er: „Wir reden über eine Kostenprognose zum Zeitpunkt des Baus. Wir haben die Preisentwicklung für den Baubeginn in einigen Jahren schon miteingepreist.“ Zuletzt hatte die Linke vorgeschlagen, dass die Stadtverwaltung doch das Karstadt-Haus nutzen könnte. Müller: „Wir haben hier ein Plangebiet von 12000 Quadratmetern inklusive Rathaushof.“ Die Fläche des Karstadt-Hauses wäre zu klein. „Das Karstadt-Haus hat eine Grundfläche von circa 4500 Quadratmetern.“
Die Entwürfe des neuen Rathauses sind im Foyer des Saalbaus bis einschließlich Donnerstag, 23. März, von Montag bis Freitag von 15 bis 17 Uhr für die Öffentlichkeit zugänglich.