Bottrop. Die Tester sehen Verbesserungspotential bei den vier Bottroper Bahnhöfen. Der Hbf schneidet schlechter ab als im Vorjahr. Das sagt die Bahn dazu.
Die vier Bottroper Bahnhöfe haben deutliches Verbesserungspotential. Zu diesem Ergebnis kommen – erneut – die Profitester und Profitesterinnen des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Tatsächlich plant die Bahn an verschiedenen Stellen Modernisierungen. Bis diese greifen, dürfte es allerdings noch dauern.
Doch zunächst zum Urteil der Profitesterinnen und Profitester: Im aktuellen VRR-Stationsbericht 2022 ernten Hauptbahnhof, Bahnhof Boy und Bahnhof Vonderort die Gesamtbewertung „entwicklungsbedürftig“. Lediglich der Bahnhof Feldhausen geht als „ordentlich“ durch. Was fehlt, um die Höchstnote „ausgezeichnet“ zu erreichen – was übrigens nur 37 der 295 bewerteten Stationen geschafft haben?
Bewertung der Aufenthaltsqualität an Bottroper Bahnhöfen
Erster Punkt: die Aufenthaltsqualität. Hier achten die Tester bei ihren Prüfungen auf Punkte wie Sauberkeit, herumliegenden Müll, Geruchsbelästigung, Graffiti, bauliche Schäden und Mängel. Zudem haben sie auf die (funktionierende?) Ausstattung einen Blick: Wie steht es um die Fahrkartenautomaten? Beleuchtung, Sitzgelegenheiten? Was den Hauptbahnhof Bottrop angeht, hatten die VRR-Fachleute summa summarum offenbar gar keinen guten Eindruck: Sie stuften die dortige Aufenthaltsqualität als „unzureichend“ ein.
+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier für den kostenlosen WAZ-Newsletter anmelden! +++
Und damit schlechter als im Vorjahr, als der Hbf hier noch als „verbesserungswürdig“ angesehen wurde. Ein Ab- statt ein Aufstieg also in dieser Rubrik. Bei unserem Besuch fällt vor allem die Unterführung, von der aus Stufen und Aufzüge hoch auf die Bahnsteige führen, unangenehm auf. Sie ist dunkel, die Ecken wirken verschmutzt, teils liegt auch Müll herum. Schmierereien etwa im Bereich der Fahrkartenautomaten und unzählige Kaugummi-Flecken überall fallen unangenehm ins Auge.
Im Bereich des Hintereingangs liegt viel Abfall im Grünbereich, inklusive eines über den Zaun aufs Bahngelände geworfenen Fahrrads. Großflächige Graffiti begleiten das kurze Wegstück bis zur Lehmkuhler Straße.
Bahn: „Ein Manko ist die Vermüllung des Bahnhofs durch Reisende“
Ein Bahnsprecher bestätigt auf Nachfrage der Redaktion: „Ein Manko ist tatsächlich die Vermüllung des Bahnhofs durch Reisende.“ Der Bahnhof werde regelmäßig gereinigt, aber es werde trotzdem immer wieder Abfall achtlos weggeworfen. „Und wir haben auch immer wieder ein Thema mit Graffiti.“ Nicht nur in Bottrop, sondern NRW-weit. In Bottrop sei zudem öfter ein Problem, dass einfach Aufkleber im Bahnhof aufgebracht würden, „die Rückstände hinterlassen nach dem Entfernen“. Durch Scratchings würden gar ganze Scheiben zerstört. Fazit des Bahnsprechers: „Wir haben tatsächlich auch in Bottrop viel mit Vandalismus und Graffiti zu tun, was dafür sorgt, dass die Bewertung im Stationsbericht ein bisschen nach unten geht.“
Die Haltepunkte Boy und Vonderort sind in Sachen Aufenthaltsqualität „verbesserungswürdig“, der Bahnhof Feldhausen „zufriedenstellend“. Letzteres Prädikat konnte Vonderort im Vorjahr übrigens auch noch abräumen.
Bewertung der Barrierefreiheit an Bottroper Bahnhöfen
Zweiter Punkt: Barrierefreiheit. Volle Punktzahl – und damit keinen Handlungsbedarf – gibt’s hier für den Hbf samt Aufzug. Nur geringfügiger Handlungsbedarf wird dem Bahnhof Feldhausen mit seiner Rampe bescheinigt. Die rote Karte erhalten aber Boy und Vonderort – wobei bei letzterem der Zugang zum Bahnsteig immerhin ebenerdig ist.
Den Bahnsteig in der Boy – ein Haltepunkt, der nur noch von der S 9 angefahren wird – erreichen Fahrgäste dagegen weiterhin lediglich über eine Treppe. An der Fahrgastinformation unten gibt es zwar die Möglichkeit für Sehbehinderte, die auf dem Display angezeigten Infos zum Anhören abzufragen. Bei unserem Test allerdings gab es hörbar keine Extra-Informationen, während die digitale Anzeige auf einen Schienenersatzverkehr per Bus verwies.
- Service: Ab wann der Wechsel auf Sommerreifen sinnvoll ist
- Explodierende Kosten: Basar-Erlös hilft Tierheim – reicht aber nicht
- Freiheit Emscher: Stadt Bottrop plant Gewerbeboulevard
- Einkaufen: Das sind die Termine für die verkaufsoffenen Sonntage
Was einen verbesserten Zugang angeht, gibt es durchaus Modernisierungspläne für den Bahnhof Boy. Ein Bahnsprecher gibt auf Nachfrage diese Auskunft: „Die Deutsche Bahn plant, beide Bahnsteige auf einer Länge von 170 Metern und einer Höhe von 76 Zentimetern zu erneuern. Von der Straßenüberführung Horster Straße soll zukünftig ein neuer Aufzug den barrierefreien Zugang zum Bahnsteig ermöglichen.“ Gleichzeitig soll etwas für die Aufenthaltsqualität getan werden. So will die DB im Rahmen der Erneuerung die Hinweisschilder, den Wetterschutz und die Ausstattung (Sitzbänke, Vitrinen) austauschen.
Wann der Umbau beginnt, könne aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. „Aktuell befindet sich das Projekt in der Vorplanung. Die Vermessungsarbeiten sind bereits abgeschlossen. Hierfür waren Gleissperrungen notwendig, die auf der hoch frequentierten Strecke langfristig eingetaktet werden mussten. Nach Abschluss der Vorplanung erfolgt die Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Diese endet mit dem Baurecht durch das Eisenbahn-Bundesamt“, erläutert der Bahnsprecher.
Bewertung der Fahrgastinformation an Bottroper Bahnhöfen
Immerhin: Nichts weiter verbessert werden muss laut der VRR-Tester beim dritten Punkt, der Fahrgastinformation – die wird für alle vier Bottroper Bahnhöfe mit „hervorragend“ bewertet.
Der Vollständigkeit halber sei hier noch gesagt, dass die Bahnhöfe Hbf, Vonderort und Feldhausen zum Niederrhein-Münsterland-Netz gehören. Die Linien RE 14 und RE 44 gehören zu den Linien, auf denen der Dieselbetrieb ab 2025 nach und nach auf klimaschonendere (elektrische) Triebzüge umgestellt wird. Im Zuge dessen sollen Haltepunkte auch modernisiert werden.
In Feldhausen und Vonderort müssen die Bahnsteighöhen auf 76 Zentimeter angepasst werden, berichtet der Bahnsprecher.