Bottrop-Kirchhellen. In der Kirchheller Heide in Bottrop erholt sich der Baumbestand. Die Borkenkäfer-Plage ist vorbei. Nur einige Buchen werden zu Sorgenkindern.
Die Bäume in der Kirchheller Heide sind weiter auf dem Weg der Besserung. Hilfe liefert seit Wochen regelmäßig der Wettergott Petrus. „Wir sind froh über jeden Tropfen Wasser, der vom Himmel kommt“, sagt Karlheinz Schlott, Fachbereichsleiter für den Land- und Forstwirtschaftlichen Betrieb beim Regionalverband Ruhr (RVR). Zusätzlich hilft bei der Regeneration die geografische Lage der Heide.
„Wir sind hier in einem Gebiet, in dem es sehr feucht ist“, sagt Schlott. Deutlich sichtbar durch die Seen, hervorgerufen durch Bergsenkungen. „Die Baumarten sind ausreichend mit Wasser versorgt. Hinzu kommt ein relativ hohes Grundwasserniveau.“ Dadurch können manche Baumarten mehrjährige Dürrephasen auch besser verkraften. „Landesweit sind wir eine Insel der Seligen“, meint Werner Meemken, der zuständige Revierförster beim RVR. In anderen NRW-Wäldern, teils mit sehr hohen Fichtenbeständen, sind deutlich größere kahle Flächen zu finden. Wenn es nach den Experten ginge, dürfte es in den kommenden Wochen ruhig kontinuierlich weiterregnen. Damit der Boden noch mehr Wasser aufnehmen kann.
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Trotz der erfolgreichen Regeneration ist nicht alles Gold, was glänzt. Zuletzt wurden abseits der Grundwasserstellen Bodenwasserspannungen durchgeführt. Mit dem Ergebnis: „In größerer Tiefe ist der Boden noch immer sehr trocken“, so Meemken. Kein Wunder, da genügt nur ein Blick zurück ins vergangene Jahr. Wochenlang fiel kein Regen -wieder eine Stressprobe für die Bäume. Meemken: „Ich habe bisher keine größeren Trockenschäden gesehen.“ Was nicht ist, kann noch kommen. „Erst mit dem Austrieb im Frühjahr werden die langfristigen Auswirkungen möglicherweise erkennbar sein“, ergänzt Schlott. Aktuell sind die Laubbäume noch kahl und tragen keine Blätter.
Betroffen von der Hitze der zurückliegenden Jahre sind vor allem einzelne Buchen, die sich einst im geschlossenen Bestand befanden. Stürme wie Ela im Jahr 2014 und eine Windhose 2017 wüteten in der Heide. Die Naturgewalt überlebte nicht jede Buche, vereinzelte Exemplare stehen inzwischen allein auf weiter Flur. Manche sind mehr als 100 Jahre alt. In den zuletzt heißen Sommern holten sie sich auf der Freifläche einen Sonnenbrand. Der kollegiale Schatten der Nachbarsbäume fehlte, die glatte Rinde platzte ab. „Das sind Eintrittspforten für Pilze und Insekten“, erklärt Werner Meemken. Auch der Specht hat daran seine helle Freude. Über kurz oder lang sind solche Buchen dem Tod geweiht. „Als Laubbaum hat die Buche landesweit unter der Dürre gelitten“, so Meemken und beruhigt, „aber weniger in der Kirchheller Heide, weil wir nah am Grundwasser sind.“
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Der Revierförster weiter zum Baumbestand: „Wir sind auf einem guten Weg. Es gibt keine gravierenden neuen Schäden.“ Auch die Kiefer habe sich gut gehalten. „Die Kiefer kommt mit Nässe und großer Trockenheit klar. Sie ist sehr anpassungsfähig.“ Hier und da leistete der Waldgärtner, ein Käfer, seine Arbeit. „Aber auch nicht problematisch“ so, Meemken. „Wir hatten in sehr geringem Umfang ein Eichensterben“, so Meemken. „Wenn die Bestände licht werden, kann sich der Eichenprachtkäfer ausbreiten.“ Meemken spricht von „marginal“. Flächenweise starb die Eiche in der Heide allerdings nicht ab.
Dank Naturverjüngung und Pflanzung von größtenteils neuen Laubbäume beginnen zeitgleich die Wunden der Stürme zu heilen. Auch das Fichtensterben bereitet keine Sorgenfalten mehr. „Als wird diesen Bestand noch hatten, haben die Fichten wegen der Dürre gelitten“, sagt Meemken. Die Kombination aus Trockenheit in den Jahren 2018, 2019 und 2020 und die Vermehrung des Borkenkäfers bedeuteten das Todesurteil für die Fichten.
Apropos Borkenkäfer in der Kirchheller Heide. „Es gibt ihn noch“, sagt der Revierförster. „Er ist aber kein Problem.“ Im Grunde hat sich der Borkenkäfer vor Ort selbst dezimiert, weil er alles weggefressen hat und sich damit seiner Nahrungsgrundlage beraubt hat. Werner Meemken: „Wir sind inzwischen ein klassisches Laubwaldgebiet. Insgesamt haben wir weniger Nadelholz und nur wenige Fichten. Das liegt auch an den vielen feuchten Standorten. Und die größten und heftigsten Schäden verursacht der Borkenkäfer an der Fichte, aber wir haben nicht mehr diesen Bestand.“