Kirchhellen . Die Schnee- und Frostperiode hat dem Wald nicht geschadet, im Gegenteil, sagen die Förster. Die Wunderwaffe gegen Borkenkäfer war sie nicht.
Die zehn Tage mit viel Schnee und hartem Frost haben dem Wald in Bottrop eher gutgetan als geschadet. Darüber sind sich die Förster Markus Herber und Werner Meemken einig. Sie bezweifeln aber, dass sie ein „wirksamer Killer für Borkenkäfer“ war, wie derzeit Experten behaupten.
Nach dem milden Winter 2018/19 hatte der Landesbetrieb Wald und Holz gewarnt, die Schädlinge hätten zu Millionen den milden Winter überlebt und würden ab April zum Fraß ausschwärmen an Fichten und Kiefern. Umkehrschluss: Harter Frost bis minus 20 Grad müsste vielen Tieren doch den Garaus machen.
„Körpereigenes Frostschutzmittel“
So einfach funktioniert die Natur nicht, sagt Revierförster Werner Meemken vom Forstbetrieb Ruhr Grün des Regionalverbandes Ruhr (RVR). „Im Boden und unter der Baumrinde können Borkenkäfer auch tiefe Minusgrade überstehen, weil sie eine Art körpereigenes Frostschutzmittel produzieren“, sagt er. „Auf eine Kälteperiode kann der Käfer sich gut einstellen.“
Schlechter zurecht kommen die Schädlinge mit häufigen Temperaturwechseln, sagt Meemken. Nässe und Wärme könnten zudem dafür sorgen, dass Borkenkäfer von Pilzen befallen werden. Kollege Markus Herber vom Landesbetrieb geht auch davon aus, dass der extreme Temperaturunterschied von 30 Grad in den letzten Tagen den Schädlingen mehr zusetzen könnte als der Frost zuvor.
Die Fichten verschwinden aus der Heide
Für die Fichten in der Kirchheller Heide macht die Frage, wie viele Borkenkäfer den Winter überleben, ohnehin nicht mehr den Unterschied, haben die beiden Förster schon vor zwei Jahren gesagt. „In zwei Jahren werden sie aus der Kirchheller Heide verschwunden sein“, sagte Herber damals voraus. Meemken schätzte den Fichtenanteil am Baumbestand damals nur noch auf zwei bis drei Prozent: „Davon können wir und auch bald verabschieden.“ Trockene Sommer, Schädlinge und das Sturmtief von 2018 hätten den Bestand zu stark geschädigt.
Zwei gute Nachrichten hat Meemken von seinen Kontrollfahrten durch die Heide mitgebracht. Er hat kaum Schneebruch gesehen, „höchsten hier und da mal einen einzelnen Baum“. Trotz der gewaltigen Schneemenge? „Es hat ja kaum Schnee in den Kronen gelegen. Und der Schnee war kalt und fein. Erst am Boden ist er nass und schwer geworden.
Viel Wasser ist im Wald geblieben
Zweite gute Nachricht: Der viel zu trockene Waldboden hat ordentlich Feuchtigkeit abbekommen, beim Auftauen ist viel in den Boden gesickert statt abzufließen. Meemken: „Es sieht so as, as ob die Graben und Bächlein wieder gefüllt sind.“
Ob das Wasser aber weit genug versickert ist, um auch in tieferen Schichten anzukommen, darüber wollen beide Förster keine Prognosen abgeben. In der Kirchheller Heide könnten darüber die nächsten Messungen der RAG Aufschluss geben. Auch nach dem Ende des Bergbaus betreiben sie in der Heide noch Brunnen und Messgeräte, die weitere Bergsenkungen und ihre Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel beobachten. Der liegt, sagt Meemken, in der Heide zwischen wenigen Zentimetern und mehreren Metern unter dem Waldboden, und das zum Teil relativ dicht nebeneinander.
So wandelt sich der Baumbestand in der Heide
Große Flächen der Kirchheller Heide wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgeforstet, gern mit schnell wachsenden und genügsamen Nadelhölzern wie der Kiefer.
Seit 50 Jahren läuft bereits der Umbau des Waldes. Seit 1974 sind die ersten Waldflächen im Besitz des RVR. Im Rahmen der naturgemäßen Forstwirtschaft werden die Anteile naturnaher Laubwälder erhöht und die für den Natur- und Artenschutz bedeutsamen Sonderbiotope erhalten. Mittlerweile sind zwei Drittel der Kirchheller Heide mit Laubwald bestanden, darunter viele Buchen-, Eichen-, Erlen und Birkenwälder.