Bottrop-Kirchhellen. Kirchhellens Wald braucht seit Wochen Regen – und künftig eine neue Struktur. Die Baumarten müssen noch besser durchmischt werden.
Eine Atempause für den Wald – so nannte RVR-Förster Werner Meemken vor knapp einem Jahr den damals recht feuchten Mai. Davon sind die Wälder in und um Bottrop und Kirchhellen in diesem Jahr wieder weiter entfernt – bis jetzt zumindest. Der April war sehr trocken, der März ebenfalls und im Mai zeichnet sich bislang keine wirkliche Verbesserung ab.
Etwas Regen ist laut Vorhersage frühestens in der zweiten Wochenhälfte zu erwarten. Nötig wäre allerdings mehr als nur „etwas“, sondern am besten größere Regenmengen, nicht zu stark, dafür aber stetig, so Werner Meemken. Aber das ist nicht das einzige Problem: Um den Wald von morgen klimafest zu machen, müssen Förster und Waldbesitzer dicke Bretter bohren.
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Denn Starkregen versickere nicht im Boden, sondern fließe einfach in die Gewässer. Daher waren auch die Regenmengen, die im letzten Sommer vielerorts für verheerende Überschwemmungen gesorgt haben, für den Wald nicht wirklich nachhaltig. „Die tieferen Bodenschichten sind immer noch zu trocken“, sagt der Förster. Allerdings kommt dem Kirchhellener Bereich die tiefere Lage entgegen. „Wir haben in der Kirchheller Heide viele grundwassernahe Standorte und so hat hier der Wald zum Beispiel gegenüber der höher gelegenen Hohen Mark mit ihren Sandböden einen Vorteil hinsichtlich der Wasserversorgung“, erklärt Meemken.
Inzwischen seien in diesem Bereich viele Waldbestände durchgemischt. Die reinen Fichtengebiete sind durch Trockenheit auf dem Rückzug. Außerdem habe sich der Borkenkäfer 2019 und 2020 viele Fichtenflächen geholt. „Dort entsteht jetzt ein Mischwald. Die Buche hat hier durch die Grundwassernähe gute Chancen, die Eiche kommt gut klar, sie verträgt auch Hitze besser“, erklärt Werner Meemken. Wie so oft mache es auch hier die Mischung: Buche, Eiche, Ahorn, Kirsche. Die Birke als so genannter Pionierbaum besetze schnell neue Flächen, werde aber selbst wieder verdrängt, zum Beispiel von der Buche.
RVR betreut seit 40 Jahren Kirchhellener Wälder
Und die Kiefernwälder im Revier, das der RVR nun seit mittlerweile 40 Jahren betreut und bewirtschaftet, haben sich ebenfalls gewandelt. „Aus früher einschichtigen sind heute vielschichtige Wälder geworden“, beschreibt der Förster den Wandel. Damit sind die unterschiedlichen Kronenhöhen der Bäume gemeint, zum Beispiel wenn sich Jungwuchs unter dem Schirm des Altholzes entwickelt.
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Aber auch das abgestorbene, das so genannte Totholz, hat seine Berechtigung. So gebe es hoch spezialisierte Arten, die gerade dieses Totholz als Lebensraum brauchen, erklärt Werner Meemken. „Wir haben inzwischen überall Bereiche, in denen nichts geerntet oder weggeschafft wird.“ Das sei auch kleinklimatisch von Bedeutung. Dort entstünden andere Nischen und diese Orte dienten wiederum auch als Keimbett für junge Bäume. Je größer und diverser die Struktur, desto mehr Arten und Lebensräume entstünden in den Wäldern, nicht nur um Kirchhellen herum.
So sei ein sogenannter Dauerwald mit vielen Arten aus ökologischer aber auch aus forstwirtschaftlicher Sicht das langfristige Ziel. Das bedeutet eine ganzheitliche Betrachtung des Waldes mit einer Mischung aus Artenvielfalt, Jung- und Altholz, der Schonung von Böden und Wasserhaushalt und einer Balance zwischen Pflege und Ernte. Vieles sei auch in Kirchhellen im Fluss. Aber, wie Werner Meemken es ausdrückt: „Der Wald ist wie ein Tanker, der langsam wendet, Erfolg beim Umbau zeigt sich oft erst nach Jahren.“