Bottrop. Bottrops Supermarktpläne kommen vor Ort nicht bei allen gut an. Darum warnt Karl Reckmann energisch: Hände weg vom Fuhlenbrocker Einzelhandel.
Einen ähnlichen Supermarkt-Komplex, wie er am Eigener Markt vorgesehen ist, wollen die Bürgerinnen und Bürger im Fuhlenbrock nicht. Sie brauchten so etwas in ihrer Einkaufsmeile um den Fuhlenbrocker Marktplatz auch gar nicht. Da ist sich Karl Reckmann sehr sicher. „Der Einzelhandel, insbesondere der inhabergeführte Handel, ist in Fuhlenbrock bestens aufgestellt“, betont der Ehrenvorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbandes im Gespräch mit der WAZ. Auf den Vorstoß der SPD für einen Umbau des Fuhlenbrocker Marktes im großen Stil reagiert Karl Reckmann daher skeptisch.
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„Wir haben hier wirklich fast alles im Angebot“, sagt CDU-Vertreter Reckmann und kann ein Geschäft nach dem anderen aufzählen, das im Fuhlenbrock an der Einkaufstraße zwischen der Lindhorststraße und der Herderstraße seine Waren anbietet. Darunter seien zum Beispiel Bäckereien, eine Fleischerei, ein Gemüseladen, Friseure, ein Textilgeschäft, ein Getränkeshop, ein Optiker, Apotheken und Arztpraxen. „Das Café an der Ecke“, sagt der Bottroper mit Blick auf die Ecke zur Gorch-Fock-Straße, sei zu einem weiteren kommunikativen Treffpunkt geworden. Ein Schuhgeschäft fehle an der Einkaufsmeile allerdings, und auch einen Drogeriemarkt vermissten die Fuhlenbrocker.
Supermarkt-Betreiberin mit Fuhlenbrocker Geschäft zufrieden
Reckmann rät Frank Beicht, dem Vorsitzenden des Bottroper Ausschusses für Stadtplanung, daher gerade mit Blick auf den Supermarkt am Marktplatz eindringlich, sich besser mit dem Fuhlenbrocker Zentrum und den aktuellen Gegebenheiten dort vertraut zu machen. „Der Edeka-Markt Dröschel ist erst am 1. Oktober 2021 durch einen Besitzerwechsel nicht nur neu aufgestellt worden, sondern man hat auch hochwertig investiert. Deshalb läuft er auch prima“, sagte Karl Reckmann. Bei seiner Nachfrage bei Inhaberin Stephanie Dröschel sei ihm versichert worden, dass sie mit Umsatz und Ertrag zufrieden sei und den Standort sehr schätze.
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SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht begründete den neuen Vorstoß der SPD für einen Ausbau des Fuhlenbrocker Marktes aber gerade auch damit, dass es ernsthafte Interessenten für den Bau und Betrieb eines größeren Supermarktes gebe. Quasi als Modell stellte Baudezernent Klaus Müller die Pläne für den Eigener Markt hin. Dort soll hinter dem jetzigen Marktplatz ein Gebäudekomplex mit einem größeren Edeka-Markt im Erdgeschoss, einem Drogeriemarkt, einem Backshop und im Geschoss darüber auch neue Wohnungen gebaut werden.
Der guten Einkaufsmeile nicht durch Großprojekt schaden
Ähnlich wie Karl Reckmann mahnte aber auch schon Grünen-Sprecher Burkhard Hölting, die Strukturen des gut funktionierenden Handels in Fuhlenbrock nicht durch ein derartiges Großprojekt zu zerschlagen. SPD-Sprecher Beicht geriet bei Grünen, Linken und anderen außerdem in die Kritik, weil er als Mitinhaber einer Werbeagentur für eine Reihe von Edeka-Händlern arbeitet. Gegenüber der WAZ stellte der Ratsherr aber klar, dass die Interessenten an dem Supermarkt-Neubau am Fuhlenbrocker Markt nicht Kunden seiner Agentur seien. Vielmehr gebe es inzwischen Gespräche mit den Expansionsverantwortlichen des Konzerns.
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„Es ist ja keineswegs ausgeschlossen, dass die Inhaber des jetzigen Edeka-Marktes dann den neuen Supermarkt übernehmen“, erklärte der SPD-Ratsherr. Zwar bezweifelt CDU-Mitglied Karl Reckmann, dass sich heute nur noch größere Lebensmittelmärkte wirtschaftlich genug führen lassen: „Größe ist nicht gleich Klasse!“ Frank Beicht aber bleibt dabei, dass kleinere Supermärkte wie am Fuhlenbrocker Markt auf Dauer keine Chance haben. „Edeka prüft die Optionen aber erst noch“, sagte Beicht und weist selbst darauf hin, dass gar nicht so weit entfernt an der Dorstener Straße in Oberhausen ja ein größerer Edeka-Supermarkt liegt.
Fuhlenbrock hat eine ältere Bevölkerung
Während der SPD-Wirtschaftssprecher darüber nachdenkt, dass der Fuhlenbrocker Markt alternativ ja auch für einen Rewe-Supermarkt ein interessanter Standort sei, ruft Karl Reckmann dazu auf, sich lieber für die Ansiedlung des im Fuhlenbrock lange gewünschten Drogeriemarktes einzusetzen. Der CDU-Vertreter hält auch eine „optische Verbesserung“ für nötig. Dabei denkt er vor allem an den in die Jahre gekommenen Marktplatz. „Da kann man die Aufenthaltsqualität steigern und den Platz zur Straße hin netter gestalten“, meint Reckmann.
Er hält aber wenig davon, in der zweiten Reihe im großen Stil zu bauen. Denn die SPD blickt bei ihrem Vorstoß auf den großen Parkplatz hinter der Häuserreihe mit dem jetzigen Edeka-Markt sowie um den Bolzplatz in unmittelbarer Nähe und auch den Spielplatz an der Agnes-Miegel-Straße. „Fuhlenbrock hat eine alte Bevölkerung“, betont Reckmann. Viele seien beim Einkaufen oder beim Arztbesuch daher auch aufs Auto angewiesen und brauchten die dort liegenden Parkplätze. Das Fuhlenbrocker Einkaufszentrum floriere auch deshalb, weil es über den Stadtteil hinaus Kundinnen und Kunden anziehe. Reckmann: „Viele kommen inzwischen auch aus Eigen-Stadtwald zum Einkaufen hierher.“