Bottrop. Ein Paar beklagt, dass der Name seines Kindes in den Geburtsunterlagen falsch sei - nicht der einzige Vorwurf. Klinik weist Schuld zurück.
Die Geburt des eigenen Kindes zählt für viele zu den prägendsten Momenten im Leben. Die Bottroperin Rosa Maria Protzek brachte ihren Sohn am Donnerstag, 9. Februar, um 2:08 Uhr im Marienhospital, in dem auch eines der frühesten Neujahrsbabys im Jahr 2023 geboren wurde, zur Welt. Allerdings beklagen sie und ihr Partner Michael Podschadly einige Begleitumstände rund um die Geburt.
So sei der Vater nicht pünktlich zur Geburt gerufen und der Name des Kindes falsch an das Standesamt übermittelt worden. Priv.-Doz. Dr. med. Hans-Christian Kolberg, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des Bottroper Marienhospitals, hat im Gespräch mit dieser Redaktion ebenfalls Stellung bezogen.
In der Nacht des 9. Februars sei das Paar um kurz nach ein Uhr am Krankenhaus angekommen, schildert Podschadly. Die Geburt des gemeinsamen Sohnes stand unmittelbar bevor. Während seine Partnerin durchgelassen worden sei, habe er, mit Blick auf geltende Corona-Regeln, das Gebäude verlassen müssen. „Ich musste bei Minusgraden vor dem Krankenhaus stehen. Das kam mir aufgrund der gelockerten Corona-Regeln suspekt vor.“
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Kolberg erläutert, dass im Krankenhaus allgemein keine Besuchsregelungen mehr gelten würden, wobei der Kreißsaal aber eine Ausnahme bilde. „Dort sind wir weiterhin angehalten, den Traffic zu reduzieren. Das bedeutet natürlich nicht, dass die Väter bei der Geburt nicht dabei sein dürfen. Sobald die Geburt startet, werden sie dazu gerufen. Das ist der ganz normale Weg“, sagt er.
Bottroper Vater verpasst Geburt: Wurde er angerufen oder nicht?
Ein Schritt, der bei dem Bottroper Paar nicht stattgefunden habe, wie die Eltern beklagen. „Ich habe die zuständige Hebamme mehrfach gebeten, den Vater hinzuzuziehen. Das hat sie aber nicht gemacht.“ Letztlich habe Podschadly die Geburt verpasst, „weil die zuständige Hebamme einfach nicht angerufen hat“, sagt Protzek weiter.
Dass es keinen Kontaktversuch gegeben habe, dementiert Kolberg deutlich. „Das ist nicht korrekt. Es gab mehrere Anrufe aus dem Kreißsaal. Der Vater ist allerdings nicht ans Telefon gegangen. Die Nummer ist gespeichert und wir können das auch beweisen.“ Die Security am Eingang habe Podschadly ferner gesucht, aber nicht angetroffen. Auch, dass eine falsche Nummer gewählt worden sei, schließt der Mediziner aus.
Offene Türen während der Geburt: Hebamme hat sich bereits entschuldigt
Darüber hinaus hätten während der Geburt zwei Türen zum benachbarten Kreißsaal offen gestanden. „Dort fand ebenfalls eine Geburt statt und der dort anwesende Vater konnte so bei mir praktisch alles beobachten. In solch einem intimen Moment war das für mich sehr unangenehm“, beklagt Protzek. „Zeitweise wurde sie geschlossen, dann aber auch wieder offengelassen. Dafür hat sich die Hebamme später entschuldigt.“
Das bestätigt auch Kolberg. „In dieser Sache habe ich mit der zuständigen Hebamme gesprochen. In der Tat hätten die Türen ein paarmal offengestanden, was ihr auch leidtut. Das ist nicht schön, kann in einer Situation, in der es im Kreißsaal brummt, aber vorkommen.“
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Auch, dass die zuständige Hebamme offenbar mehrere Geburten gleichzeitig betreute, stieß Protzek unangenehm auf. „Als mein Sohn dann kam, musste ich teils mehrfach rufen, bis sie bei mir war“, klagt die Mutter. Dass Hebammen unter Umständen mehrere Geburten gleichzeitig betreuen, sei allerdings ein normaler Vorgang, betont Kolberg. „Die zuständige Hebamme hat alle laufenden CTGs (untersucht den Herzschlag des ungeborenen Kindes, d. Red.) auf einem zentralen Monitor im Blick. Bei Frau Protzek war alles in Ordnung. Wenn es dem Kind in einem anderen Kreißsaal schlecht geht, kann es schonmal ein paar Minuten dauern.“ In bestimmten Fällen kann eine Hebamme am Marienhospital sogar eine Geburt alleine, ohne Arzt, betreuen.
Bottrop: Falscher Name in den Geburtsunterlagen, Krankenhaus weist Schuld von sich
Zudem beklagt das Paar, dass in den Geburtsunterlagen ein Fehler im Nachnamen des Kindes vermerkt worden sei. „Den sollten wir anschließend handschriftlich korrigieren, was wir auch getan haben. Danach haben wir die korrigierten Dokumente zurückgegeben. Dennoch wurde der Name falsch abgeschrieben und falsch an das Standesamt übermittelt.“
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Das habe nun zur Folge, dass das Paar sein Kind etwa nicht anmelden und Hilfen, wie Eltern- oder Kindergeld, beantragen könne. „Immerhin ist das Kind nun erstmal über meine Nummer mit krankenversichert“, sagt Protzek. „Bis zum Namensänderungstermin am 2. März haben wir aber erstmal ein Kind, das die Bürokratie nicht kennt.“
Sollte es in diesem Fall einen Fehler gegeben haben, läge der nicht beim Krankenhaus, erklärt Kolberg. „Wir füllen die Meldebögen als Hilfe im Vorfeld aus. Die Eltern müssen diese allerdings prüfen und unterschreiben. Dann geht der Zettel erst zum Standesamt.“ Dabei nehme das Krankenhaus den Eltern lediglich die Aufgabe, diesen Zettel zum Standesamt zu bringen, ab. „Wir ändern an dem Zettel überhaupt nichts mehr. Es kann sein, dass sie den falsch geschriebenen Namen korrigiert haben, aber Fakt ist, dass wir im Nachhinein wirklich nur noch den Zettel zum Standesamt bringen“, bekräftigt er.
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Da sie aktuell also keine Geburtsurkunde haben, wünschen sich die Eltern eine offizielle Form der schriftlichen Bestätigung, dass es sich um ihr Kind handelt. „Wir haben nur den Mutterpass und das U-Heft, in das eine andere Hebamme freundlicherweise Aufkleber mit dem korrigierten Namen geklebt hat“, sagt Protzek. Ein solches Dokument gebe es nicht, erklärt Kolberg. „Die Meldung beim Standesamt nehmen die Eltern vor. Da haben wir gar kein Rechtsverhältnis.“
Bottrop: Gesprächstermin zwischen Chefarzt und Elternpaar ist vereinbart
Es tue Kolberg leid, dass Podschadly die Geburt seines Sohnes nicht miterleben konnte. „Ich bedauere die Situation aus menschlicher Sicht, da habe ich Mitleid mit diesem Paar. Dass die Eltern bei der Geburt zusammen sind, sehe ich als grundsätzliches Bedürfnis an. Das kommt aber keinem Schuldeingeständnis gleich, weil mein Team und ich nichts verschuldet haben.“ Daher gebe es auch keinen Grund, weshalb das Haus das Paar unterstützen oder entschädigen solle. „Wir erklären, was passiert ist, aber wir haben nichts falsch gemacht. Es ist bereits ein weiteres Gespräch vereinbart.“
Den Gesprächstermin bestätigt auch das Paar. Die Eltern wünschen sich weitere Hilfe, die Kolberg aber ausschließt. So bleibt der Gesprächstermin. Für Kolberg ein angemessenes Angebot, Podschadly ist davon enttäuscht: „In diesem Krankenhaus möchte ich nicht mehr behandelt werden“, sagt er.