Kirchhellen/Schermbeck. Jetzt ist nachgewiesen: Wölfin Gloria hat 2022 wieder vier Welpen bekommen. Eine Übersicht der Wölfe, die im Wolfsgebiet Schermbeck leben.

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) bestätigt Wolfsnachweise in Hünxe und Kirchhellen. Genetische Untersuchungen des Senckenberg Forschungsinstituts in Gelnhausen beweisen die Vermutungen: Wölfin Gloria hat auch in diesem Jahr vier Welpen geworfen. Aber der Reihe nach.

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Im Jahr 2020 hatte das Wolfspaar im Territorium Schermbeck nur einen Welpen erfolgreich aufgezogen. Der Wolfsrüde mit der Kennung „GW2089m“ war vor dem Ende seines ersten Lebensjahres nach Westen abgewandert und wurde zuletzt am 2. Mai 2021 im belgisch-niederländischen Grenzpark De Zoom - Kalmthoutse Heide, einem Naturschutzgebiet nördlich von Antwerpen, genetisch nachgewiesen.

Im Jahr 2021 wurden mindestens vier Welpen genetisch identifiziert, die dem Elternpaar „GW954f“ (Gloria) und „GW1587m“ zuzuordnen sind: Ein Weibchen mit der Kennung „GW2307f“ wurde am 27. Juni 2021 als kleiner Welpe in Hünxe mit einem Hund verwechselt; die folgende Säuberungsaktion unter der Dusche brachte dem jungen Weibchen den Beinamen „Shampoowölfchen“ ein. Ein Tierarzt bemerkte damals den Irrtum der Finder und sorgte dafür, dass der Welpe wieder ausgesetzt wurde. „Bisher wurde dieses Tier nicht wiedergefunden“, meldet das Lanuv.

Ein männlicher Welpe aus dem Wurf von 2021 mit der Kennung „GW2428m“ wurde zuletzt am 29. Dezember 2021 anhand von Kotproben nachgewiesen. Ein zweiter männlicher Welpe mit der Kennung „GW2551m“ wurde zuletzt am 10. April 2022 ebenfalls anhand von Kotproben festgestellt. Über den Verbleib dieser Jungwölfe liegen ebenfalls keine Informationen vor.

Der vierte Welpe aus dem Jahr 2021, ein Männchen mit der Kennung „GW2596m“, konnte noch bis Anfang November 2022 im Wolfsgebiet Schermbeck nachgewiesen werden. Am 29. November 2022 wurde er dann an getöteten Schafen in Lüdinghausen (Kreis Coesfeld) gefunden; offenbar hat der Jährling jetzt das Territorium Schermbeck verlassen.

Über Wolfsnachwuchs aus dem Jahr 2022 meldete das Lanuv bisher „keine Erkenntnisse“. Das hat sich jetzt geändert. Denn: Vom 21. bis 24. November 2022 wurden Kot- und Urinspuren von vier verschiedenen Wölfen gefunden. Die genetischen Untersuchungen haben ergeben: Das sind vier weitere Welpen von „Gloria“. Erstmals genetisch erfasst wurden zwei Weibchen mit den Kennungen „GW3043f“ und „GW3044f“ sowie zwei Männchen mit den Kennungen „GW3042m“ und „GW3045m“. Der ist allerdings schon tot.

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Am 2. Dezember um 7.10 Uhr wurde das Tier auf der Autobahn A 31 bei Kirchhellen bei einem Verkehrsunfall getötet. Der Kadaver wurde von der Autobahnpolizei sichergestellt und mit Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Bottrop an das Lanuv übergeben. Wie alle in NRW tot aufgefundenen Wölfe wurde auch dieser im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin auf Verletzungen, Krankheiten, Parasiten etc. untersucht. Das Institut hatte auch den Wolf untersucht, der im Mai 2022 auf der A2 totgefahren worden war. Er stammte nicht aus dem Schermbecker Rudel, sondern war aus Niedersachsen eingewandert oder noch auf der Wanderung.

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Verschollen sind nicht nur das „Shampoowölfchen“ und seine Brüder aus dem Wurf 2021, sondern auch ihr Vater, meldet das Lanuv: „Ob der Vaterrüde der genannten Welpen mit der Kennung ,GW1587m’ noch lebt und sich im Territorium aufhält, ist zurzeit unklar. Der letzte Nachweis erfolgte am 30. Januar 2022 an getöteten Schafen. Offenbar war er zwar noch zur Paarungszeit 2022 im Territorium, ist seitdem aber verschollen.“ Deshalb geht das Lanuv davon aus, dass das Rudel im Territorium Schermbeck mindestens aus „Gloria“ und den drei verbliebenen Welpen besteht.

Dazu gibt es im Kreis Borken den „einsamen Wolf“, von dem seit mehr als einem Jahr Nachweise gefunden wurden und der deshalb als heimisch gilt. Nördlich der Lippe im Wolfsgebiet lebt zudem das mutmaßliche Wolfspärchen mit den Kennungen „GW2890f“ und „GW2889m“. Wenn von diesen Tieren jetzt noch einmal Nachweise entdeckt werden, gilt auch dieses Paar nach den Maßstäben des Wolfsmonitoring als heimisch. Dann steht wohl im Frühjahr Nachwuchs ins Haus: Weibliche Wölfe sind - anders als Hündinnen - nur einmal im Jahr paarungsbereit. Die Welpen werden meist im Mai bis Anfang Juni geboren.

Weitere Wolfsnachweise aus dem Wolfsgebiet Schermbeck, darunter genetisch bestätigte Kot- oder Urinspuren, bestätigte Fotofallenaufnahmen und Sichtbeobachtungen mit Foto oder Video, sind im Wolfsportal des Lanuv NRW einsehbar: https://wolf.nrw/wolf/de/nachweise.