Bottrop. Die Stadt Bottrop hat 15 Wärmeorte eingerichtet, die am 9. Januar eröffnen. Dort sollen Bürger auch Beratung finden, wenn es finanziell eng ist.

Als die Idee im September aufkam, sah die Lage noch etwas dramatischer aus: Gasmangel drohte, unklar war, ob alle Haushalte warm über den Winter kommen. Mittlerweile ist relativ klar, dass das Gas reicht. Trotzdem steigen die Preise, manche Menschen trauen sich aus Angst vor horrenden Kosten kaum zu heizen. Die Stadt richtet nun 15 Wärmeorte ein, die weit mehr sein sollen als Räume, in denen man den Wintertemperaturen entfliehen kann. Sie öffnen am 9. Januar.

„Wir haben versucht, die Orte auf das gesamte Stadtgebiet zu verteilen“, sagt Sozialamtsleiter Sascha Borowiak. An vielen Stellen greift die Stadt dabei auf bestehende Quartiersbüros zurück, teilweise aber auch auf die Räumlichkeiten von Wohlfahrtsverbänden wie dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) oder dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). Etwas dünn sieht es in Kirchhellen aus, weil die Stadt dort kein Quartiersbüro hat. Im Dorfkern stellt das DRK aber Räumlichkeiten zur Verfügung, zudem bietet die katholische Kirche Anlaufpunkte in Kirchhellen und Grafenwald.

Wärmeorte sollen Barrieren abbauen: „Viele sind zu stolz, Hilfe anzunehmen“

An den Wärmeorten sollen Bedürftige neben angenehmen Temperaturen und einem Kaffee vor allem aber Ansprechpartner finden, die sie in Notlagen unterstützen. „Die Wärmeorte sollen hinweisen, sensibilisieren und an zentrale Stellen vermitteln“, erklärt Sozialplaner Moritz Brunecker. Sie alle sind mit Materialien versorgt, zum Info-Point der Stadt, zum Sachgebiet persönliche Hilfe, mit der Übersicht der zentralen Akteure zu den Themen Wohngeld, Asyl, Jobcenter etc.

Grundintention ist, die Barrieren weiter zu senken, sich Hilfe zu suchen. Dass die manchmal hoch sind, erlebt Ingo Scheuer, Leiter der Wohnraumberatung beim ASB an der Kommende, der auch einen Wärmeort zur Verfügung stellt. „Viele sind zu stolz, Hilfe anzunehmen“, hat er bei Hausbesuchen in den Wohnungen festgestellt. Auch Sascha Borowiak sagt: „Die Hürde, zum Sozialamt zu gehen, ist hoch.“ Und das, obwohl manche sich nicht trauten, die Heizung hochzudrehen, weil sie Angst vor hohen Nachzahlungen haben.

Bottroper Wärmeorte: Nicht nur reale, auch soziale Wärme

Zwar sei der Anlass für die Wärmeorte ein trauriger, sagt Moritz Brunecker, aber diese dezentralen Anlaufstellen seien auch eine Chance, näher mit den Menschen in Kontakt zu kommen, Berührungsängste zu nehmen. „Durch die Wärmeorte ist die Beratungsebene ja eine ganz andere“, sagt Ingo Scheuer. „Hier ist es viel heimeliger.“

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Und so gibt es an den 15 Anlaufstellen in der Stadt nicht nur reale, sondern auch soziale Wärme, Gesprächs- und Vernetzungsmöglichkeiten. Die Öffnungszeiten sind an allen Wärmeorten unterschiedlich. Je nachdem, wie es den Betreibern möglich ist. Meist aber sind die Kernzeiten von 9 bis 16 Uhr abgedeckt unter der Woche. Manche Orte öffnen auch am Wochenende. „Wir wollten da nichts vorgeben“, sagt Sascha Borowiak. „Wir sind heilfroh, dass wir nicht alle Orte selbst managen müssen.“

Abrechnungen der Ele in Bottrop kommen bald bei den Kunden an

Erst einmal sollen die Wärmeorte bis zum 31. März bestehen bleiben. Währenddessen will das Sozialamt herausfinden, wie gefragt sie sind, ob Hürden teils doch noch zu hoch sind, wie man sich noch besser aufstellen kann, um zu den Menschen zu finden, die es brauchen.

In den nächsten Tagen werden die Abrechnungen und Abschlagserhöhungen der Ele bei den Gas- und Stromkunden ankommen. Vor allem für Bürgerinnen und Bürger, die jetzt schon nur knapp über der Armutsgrenze leben, kann es dann finanziell eng werden.