Bottrop. Mit Too good to go Essen vor der Mülltonne retten: Wir haben in Bottrop den Test gemacht. Wie uns der Schlesier am ZOB dabei überraschte.

Geld sparen, Essen vor der Mülltonne retten und dazu noch den eigenen Vorratsschrank füllen: So lässt sich das Konzept von „Too good to go“ zusammenfassen. In ganz Deutschland haben sich Betriebe registriert und stellen zu selbst festgelegten Zeiten Überraschungstüten mit übrig gebliebenen und dadurch sehr günstigen Lebensmitteln bereit. Abgewickelt werden die Käufe per App. In Bottrop nehmen 19 Lokale, Geschäfte, Kioske und Restaurants teil (Hier geht’s zur Liste aller Anbieter). Da müsste es doch möglich sein, sich einen ganzen Tag lang nur von „Too good to go“ zu ernähren.

So zumindest die Idee. Drei Anbieter, drei Mahlzeiten und wahrscheinlich noch überbleibende Vorräte zu einem Preis zwischen zehn und 15 Euro: Schon ein erster Blick in die App am Morgen verrät, dass es damit wohl nicht klappen würde. Denn wer tatsächlich Lebensmittel anbietet, ist letztlich immer Glückssache. Die Bäckereien, bei denen ich an diesem Morgen auf ein günstiges Frühstück gehofft hatte, haben leider nichts abzugeben.

Too good to go in Bottrop: Die Wahl fällt auf den Schlesier am ZOB

Stattdessen tauchen zwei Aral-Tankstellen mit Rewe to go, der Schlesier am ZOB und das Sanzade „Bi Mola“ Restaurant auf – allesamt in Innenstadtnähe. Ich entscheide mich für den schlesischen Spezialitätenladen und die Überraschungstüte für 3,50 Euro. Der Clou: Ich weiß wirklich nicht, was mich erwartet. Zwar kann ich mich über das Angebot des Schlesiers informieren, allerdings sieht die Überraschungstüte an jedem Tag anders aus.

Dementsprechend gespannt bin ich, als ich gegen 15.45 Uhr den Laden betrete. Das Abholen selbst ist einfach: Da man die Tüte bereits in der App bezahlt, muss ich nur mein Handy vorzeigen und bekomme den Beutel ausgehändigt. Übrigens: Die App-Entwickler empfehlen, eine eigene Tüte mitzubringen. Habe ich an diesem Tag vergessen, aber sei es drum. Ich mache mich auf den Heimweg, um zu schauen, was mich bei meinem 3,50-Euro-Abendessen erwarten würde.

Too good to go in Bottrop: Überraschungstüte hätte für drei Abendessen gereicht

Schon ein erster Blick in die Tüte verrät: einiges. Ich bin überrascht. Acht verschiedene Wurstsorten, Aufstrich, Süßigkeiten und ein Apfel. Viel zu viel für ein Abendessen, also packe ich einen Teller voll und schenkt den meinem Nachbarn. Der Rest lässt sich vielfältig verwerten. Ob mit Brot und Senf, gebraten oder kleingeschnitten im Eintopf.

Schlesische Wurst, Aufstrich, Bonbons und ein Apfel: Die gekauften Lebensmittel hätten für drei Abendessen gereicht. Außer, dass die Fleischwaren an den Rändern teilweise etwas getrocknet waren, gab es keinen Unterschied zu verkaufsfertiger Ware.
Schlesische Wurst, Aufstrich, Bonbons und ein Apfel: Die gekauften Lebensmittel hätten für drei Abendessen gereicht. Außer, dass die Fleischwaren an den Rändern teilweise etwas getrocknet waren, gab es keinen Unterschied zu verkaufsfertiger Ware. © Tizian Canizales | Tizian Canizales

Ich entscheide mich zunächst für die Brot/Senf-Variante. Typisch schlesisch ist die Wurst mit einer Menge Knoblauch versetzt, was dem Abendessen eine schöne Note verleiht. Geschmacklich und qualitativ habe ich an den Lebensmitteln nichts auszusetzen. Es schmeckt ganz normal, nur eben für 3,50 Euro statt für 15 Euro. Der Apfel ist bereits etwas weich, weshalb er am nächsten Morgen in den Porridge wandert. Viel länger hätte ich auch nicht warten dürfen. Die restliche Wurst gibt es zum Mittag und Süßigkeiten gehen ohnehin immer weg.

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Unter dem Strich ist es ein gelungenes Experiment, dass ich jederzeit wiederholen würde. Sicherlich: Man darf sich kein komplettes Abendessen erwarten, aber mit Zutaten wie Brot, Salat, Käse oder Senf kann ich aus einer Lebensmitteltüte, die sonst wohl im Abfall gelandet wäre, mehrere Mahlzeiten gewinnen. Und: Für alle, die kein Fleisch mögen oder essen: Als einer der 19 Bottroper Betriebe ist auch der vegane Supermarkt „Just VGN“ bei Too good to go registriert.

Ach ja: Die anfängliche Idee, sich einen Tag lang nur über Too good to go zu ernähren, war an sich gar nicht schlecht und ist grundsätzlich zu empfehlen. Allerdings reicht statt drei Tüten definitiv eine.