Bottrop. Trickbetrüger gaben sich als seinen Sohn aus und forderten Geld. Wie der Bottroper WAZ-Mitarbeiter Harald Uschmann ihnen auf die Schliche kam.

Erst kürzlich hat die WAZ über diverse Versuche von Trickbetrügern berichtet, mit immer neuen Methoden an das Geld anderer Leute zu kommen. Kurz darauf hat sich gezeigt: Auch die Mitarbeiter der WAZ sind vor Betrugsversuchen gerissener Trickbetrüger nicht gefeit.

So erging es mir am frühen Morgen des Nikolaustages: Ich erhielt eine SMS unseres erwachsenen Sohnes mit der Mitteilung, er habe eine neue Rufnummer, man solle die alte Telefonnummer löschen und bitte schnell unter Verwendung der neuen Nummer eine Whats-App-Verbindung einrichten.

Versuchter Trickbetrug in Bottrop: Vermeintlicher Sohn forderte Geld

Da der Telefonnummernwechsel nach jahrelanger Erfahrung nicht ungewöhnlich war, habe ich die neue Nummer eingegeben. Anschließend begann über WhatsApp eine lebhafte „Unterhaltung“. Mein „Sohn“ teilte mit, sein Handy sei ins Wasser gefallen, alle Daten verloren, die neue Sim-Karte noch nicht aktiviert, deshalb müsse alles über WhatsApp laufen.

Nach einer Weile wies der „Sohn“ darauf hin, dass nicht alles gut laufe und er noch ein anderes Problem habe, er müsse eine Rechnung bezahlen, könne sich aber ohne Sim-Karte nicht in sein Online-Bankkonto einloggen. Es kam die nicht besonders überraschende Bitte, die Zahlung zu übernehmen, wir würden das Geld auch so bald wie möglich zurück bekommen.

Bottroper hat Code mit seinem Sohn vereinbart

Er fragte mich nach Online-Banking, obwohl der „Sohn“ hätte wissen müssen, dass seine Eltern dieses Bankformat strikt ablehnen. Zusätzlich wurde auf baldige Zahlung gedrängt. Eine Kontonummer der Postbank und der fällige Betrag von 3100 Euro an einen asiatisch klingenden Namen folgte umgehend. Außerdem sollten die „lieben Eltern“ mit Echtzeit-Überweisung arbeiten und ein Foto der Überweisung schicken.

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Inzwischen hatten die „lieben Eltern“ aber längst Verdacht geschöpft, spezielle Fragen wurden nicht ausreichend beantwortet. Ein Beispiel: Mein Sohn und ich sind Fans der Toten Hosen. Auf mein Zitat eines Hosen-Songtitels zu seiner angeblich schlimmen persönlichen Phase, „jetzt kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft“, gab es keine befriedigende Antwort. Eine solche individuelle Absprache wurde später auch von der Polizei empfohlen.

Bottroper Polizei sieht wenig Chancen, die Täter zu fassen

Den echten Sohn konnten wir zwar nicht anrufen, da wir die Telefonnummer gelöscht hatten, aber ein Anruf bei der Schwiegertochter brachte endgültige Klarheit. Nach einer kurzen Zeit ohne Kontakt verschwand die Kontonummer aus der Korrespondenz. Nach einer erneuten Kontaktaufnahme, schließlich brauchte ich ja die Daten für die Polizei, erschienen die Kontodaten wieder mit dem Hinweis auf versehentliche Löschung und der Hoffnungsvollen Frage: „Hast du schon überweisen?“

Habe ich selbstverständlich nicht, aber die Polizei habe ich inzwischen eingeschaltet und Anzeige wegen versuchten Betrugs erstattet: Der zuständige Beamte vermittelte aber wenig Hoffnung, trotz der Kenntnis über die Kontonummer und Telefonnummer, die Betrüger jemals dingfest machen zu können.

Diese Tipps gibt die Polizei, um nicht Opfer von WhatsApp-Betrügern zu werden:

  • Fragen Sie in einem solchen Fallpersönlich bei Ihrer/Ihrem Angehörigen unter den Ihnen zuvorbekannten Erreichbarkeiten nach,wenn Sie von einer bis dahin unbekannten Rufnummer über einen Messenger-Dienst kontaktiert werden.
  • Nehmen Sie keine fremde Nummer sofort als Kontakt im Adressbuch auf.
  • Sobald Sie über Messenger-Dienste zu Geldzahlungen aufgefordert werden, seien Sie misstrauisch und unterbrechen die Kommunikation sofort.
  • Erstatten Sie immer Strafanzeige. So erhält die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täterinnen oder Täter verfolgen. Außerdem erhält sie dadurch wichtige Informationen zum Ausmaß des Deliktfeldes, kann Zusammenhänge herstellen und Tatserien erkennen.