Bottrop. Die GBB baut neue klimaschonende Häuser in Bottrop an der Beckstraße. Bald beginnt die Vermietung, auch von günstigen Sozialwohnungen.

Die ersten beiden Häuser des Neubauvorhabens der Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBB) an der Beckstraße sind so weit fertig, dass auch die Innenarbeiten begonnen haben. Für 34 Wohnungen wird in den beiden Mietshäusern Platz sein. Am Ende werden es auf dem Gelände an der Ecke von Ostring und Beckstraße insgesamt 78 unterschiedlich große neue Wohnungen sein, berichtet GBB-Geschäftsführer Stephan Patz. Der Bau weiterer zwei Mietshäuser mit 44 Wohnungen wird sich bald anschließen. „Im Juli“, bestätigt GBB-Aufsichtsratschef Thomas Göddertz den Geschäftsführer, können die ersten Mieterinnen und Mieter einziehen. Mit der Vermietung hat die GBB jedenfalls schon begonnen.

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Mit den Neubauten erfahre das Viertel eine enorme Aufwertung, machte Geschäftsführer Patz jetzt einer Arbeitsgruppe von SPD-Abgeordneten klar, die sich für das GBB-Projekt interessieren. Früher standen dort 60 Schlichtwohnungen. „Kleine Räume, keine Heizungen oder Kohleöfen, keine Balkone und eine schwierige Klientel – ein Wohnangebot, das völlig aus der Zeit gefallen war“, beschreibt Patz die damalige Situation. Drei Viertel aller Kündigungen und Mahnverfahren der Bottroper Wohnungsgesellschaft konzentrierten sich auf die alten Bauten. Eine Sanierung sei wirtschaftlich keine Option mehr gewesen, nur Abriss und Neubau kamen für die GBB daher in Frage, die früheren Mieter seien in andere Wohnungen vermittelt worden.

Häusermodernisierung wird zum Innovation-City-Erfolgskonzept

Beispiele und Erfahrungen aus der Praxis

Eine Arbeitsgruppe der SPD-Bundestagsfraktion für Wohnen und Stadtentwicklung bereiste unter Regie des Verbandes der Wohnungswirtschaft (VdW) das Ruhrgebiet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer informierten sich über ausgewählte Beispiele für klima- und energiegerechtes Wohnen. Dabei besuchte die Arbeitsgruppe auch Bottrop und verschaffte sich einen Eindruck von dem neuen Wohnquartier, das die Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBB) an der Beckstraße bauen lässt. Ziel der Reise sei der Erfahrungsaustausch der Politiker mit Praktikern in den Städten, erklärte VdW-Sprecherin Katrin Stamm.

Dabei ist das eher gegen den Trend und auch untypisch für Bottrop als Innovation-City-Modellstadt. Viele Architekten werben heute lieber für den Umbau als den Abriss von Gebäuden: „Wer abreißt, ist von gestern“, lautet ihr Credo. Auch während des Innovation-City-Klimaschutzmodellprojektes erwies sich die Modernisierung bestehender Häuser und Wohnungen als wesentliches Erfolgsrezept, um den Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb von zehn Jahren zu halbieren.

Die GBB modernisierte ebenfalls einen Teil ihrer Häuser aufwendig, etwa an der Ecke Germaniastraße und Scharnhölzstraße. Auch Wohnungsunternehmen wie Vonovia erneuerten in Bottrop ihre Wohnungen, berichtete Innovation-City-Manager Burkhard Drescher den Abgeordneten.

Drescher warb auch inmitten der SPD-Arbeitsgruppe eindringlich für das Innovation-City-Konzept, beim Stadtumbau in Richtung Klimafreundlichkeit die Hauseigentümer intensiv zu beraten und ihnen mit einfachen auf sie zugeschnitten Förderprogrammen bei der Modernisierung zu helfen. Förderelemente der KfW-Bank seien dazu oft viel zu kompliziert. In Bottrop seien dagegen Förderprogramme entwickelt worden, bei denen die Wohnungsbesitzer fast auf einen Blick erkennen konnten, welche konkreten Zuschüsse sie etwa für den Einbau neuer Fenster, für die Dämmung von Dächern und Fassaden oder den Austausch einer veralteten Heizung bekommen können.

Wohnquartiere energieeffizient und klimafreundlich umbauen

Das Bottroper Klimaschutzmodellprojekt sei gerade auch durch die bundesweit überdurchschnittliche Modernisierungsquote von 3,3 Prozent erfolgreich gewesen. „Der Umbau in Richtung Klimaneutralität muss in den Stadtquartieren beginnen“, fordert Drescher unverdrossen. Inzwischen kümmert sich die aus der Innovation-City-Management-Gesellschaft entstandene Beratungsfirma mit ihren 55 Beschäftigten unter dem Dach der Greenzero-Gruppe im Auftrag von Unternehmen und Kommunen um bundesweit inzwischen mehr als 40 klimagerechte Umbauprojekte.

Die ersten beiden Häuser der Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop auf dem Gelände an der Beckstraße sind so weit fertig, dass der Innenausbau beginnt. Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt haben auch begonnen.
Die ersten beiden Häuser der Gesellschaft für Bauen und Wohnen Bottrop auf dem Gelände an der Beckstraße sind so weit fertig, dass der Innenausbau beginnt. Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt haben auch begonnen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass Wohnen in Bottrop gerade auch in Neubauten energieeffizient und möglichst klimafreundlich sein soll, gehört auch durch das Innovation-City-Modellprojekt zur Praxis. So hat die GBB nicht nur am Südring ein Energie-Plus-Haus mit Sozialwohnungen gebaut, auch ihre neuen Wohnhäuser an Beckstraße und Ostring hat das Wohnungsunternehmen schon vor der neuen Energiekrise klimaschonend entworfen.

Demnach werde der Strombedarf in den Häusern mit Photovoltaik-Zellen auf den Dächern abgedeckt, erklärte GBB-Geschäftsführer Patz. Geheizt werde mit Fernwärme, und die Neubauten seien auch mit einem System zur Wärmerückgewinnung ausgestattet. Außerdem werde es in dem neuen Quartier Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, begrünte Dächer und Carports sowie überdachte Fahrradgaragen geben.

Günstige Mieten im sozialen Wohnungsbau ermöglicht

Von den insgesamt 78 neuen Wohnungen werden gut 60 sogenannte Sozialwohnungen sein. „Eine Miete von 5,80 Euro pro Quadratmeter. Das ist ein Wahnsinnsangebot“, unterstreicht Stephan Patz. Für die 18 frei finanzierten Wohnungen werden die Mietzinsen bei gut zehn Euro liegen. Dabei war das Neubauvorhaben für die städtische Gesellschaft ein finanzieller Kraftakt. Denn mit dem von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck plötzlich veranlassten Stopp der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) klaffte auf einmal eine Lücke von gut 1,8 Millionen Euro in der Finanzierung des Batenbrocker Neubauprojektes.

Erst mit Hilfe der Stadt, der Beleihung anderer GBB-Immobilien und dem Verkauf eines eigenen Gebäudes habe das Bottroper Wohnungsunternehmen die Finanzierung für sein Vorhaben an der Beckstraße schließlich doch noch gewährleisten können, berichtete der Geschäftsführer. Der Bedarf nach Wohnungen sei schließlich sehr groß. „Wir sind praktisch ausverkauft“, sagte Stephan Patz.

Wohnbauvorhaben seien wegen der steigenden Bauzinsen und weiterer schlechter Rahmenbedingungen wie Kostenexplosionen, Materialknappheit, Arbeitskräftemangel aber kaum noch zu verwirklichen. Schon malt Patz Mieten von 18 Euro pro Quadratmeter an die Wand und betont: „Das kann hier keiner bezahlen.“

Sie möchten mieten? Sprechen Sie bitte mit GBB-Kundenberaterin Jennifer Kaiser, 02041 7881-16, E-Mail: j.kaiser@gbb-bottrop.de.