Bottrop. Im neuen Quartier in Batenbrock setzt die städtische Baugesellschaft auf Sonnenstrom. Künftige Mieter sparen nicht nur bei der Stromrechnung.

Die städtische Gesellschaft für Bauen und Wohnen (GBB) bietet ihren Mietern im künftigen Quartier an Ostring und Beckstraße demnächst auch Strom an. Die Pläne für die Neubauten wurden noch einmal geändert, auf dem Dach sind nun Photovoltaik-Module vorgesehen. Der Strom speist einen Speicher, daraus wird der Allgemeinstrombedarf also etwa für Flur- und Außenbeleuchtung gedeckt. Außerdem wird der Strom an die Mieter im Haus verkauft.

Niemand werde gezwungen, diesen Strom abzunehmen, sagt GBB-Geschäftsführer Stephan Patz. „Aber letztlich können unsere Mieter von einem Strompreis profitieren, der geringer ist als bei anderen Anbietern“, macht Patz deutlich. Noch steht der Preis für die Kilowattstunde nicht fest, doch bei der Kalkulation gehe es für die GBB darum, dass das Projekt am Ende wirtschaftlich tragfähig sei. „Wir wollen damit kein Geld verdienen.“

Eine Gesetzesänderung macht das Mieterstromprojekt in Bottrop möglich

Es ist das erste Mieterstromprojekt, das die GBB auflegt. Eine Gesetzesänderung macht es möglich, dass Wohnungsgesellschaften nun auch Strom produzieren und den an ihre Mieter verkaufen können. Aus steuerlichen Gründen sei das bisher nicht möglich gewesen, sagt Patz. Weil Mieten von der Steuer befreit sind, genössen reine Wohnungsunternehmen gewerbesteuerliche Vorteile. Und bis vor kurzem galt: Betreibt so ein Unternehmen ein gewerbliches Nebengeschäft – und als solches galt auch der Verkauf von selbstproduziertem Strom –, verlor das gesamte Unternehmen die Privilegien.

Noch stehen an Ostring und Beckstraße diese Altbauten. Sie werden demnächst abgerissen.
Noch stehen an Ostring und Beckstraße diese Altbauten. Sie werden demnächst abgerissen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mit der Gesetzesänderung ist das nun vom Tisch – zumindest bei Solarstrom. „Das war für uns der Anlass zu sagen, beim nächsten größeren Projekt Mieterstrom anzubieten“, sagt Patz. Auf den Häusern werden Anlagen montiert, die 72 Kilowatt-Peak leisten. Patz geht davon aus, dass es Sommertage geben wird, an denen der komplette Strombedarf eines Hauses aus dem Solarstrom gedeckt wird. Eine entsprechende Anpassung der Gesetze hatte übrigens auch Innovation-City-Geschäftsführer Burkhard Drescher immer wieder gefordert. Nur wenn die Wohnungsanbieter auch selbst erzeugten Mieterstrom anbieten dürften, könne die Energiewende von unten in Gang kommen.

Die Ele als Bottroper Stromversorger ist bei dem Projekt dabei

Als Partner hat die GBB den regionalen Stromversorger ins Boot geholt. Die Ele kümmert sich um die Abrechnung, schließlich muss sicher gestellt werden, dass der vergünstigte GBB-Sonnenstrom und der Bedarf, der zusätzlich aus dem Netz bezogen wird, korrekt abgerechnet wird. „Dabei brauchen wir das Know-how der Ele“, so Patz.

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Aus dieser Neuplanung im Quartier Ostring / Beckstraße haben sich dann eine weitere Veränderung ergeben. Denn mit der eh schon geplanten Fernwärmeversorgung und der nun beschlossenen Photovoltaikanlage sei man dem KfW-40-Plus-Standard schon so nahe gekommen, dass der Aufwand, den zu erfüllen, nur noch gering sei. Für die GBB bedeutet das zusätzliche Fördergelder.

Nutzung von Regenwasser in der Toilette bietet weiteres Sparpotenzial

Grundsätzlich ist ein Großteil des Quartiers sowieso öffentlich gefördert. Von den 78 Wohneinheiten sind 60 als Sozialwohnung vorgesehen. Die Wohnungen sind barrierefrei, die GBB schafft dort Wohnraum für Singles ebenso wie für den Fünf-Personen-Haushalt. Die Miete ist gedeckelt auf 5,90 Euro pro Quadratmeter. Durch die zusätzliche Dämmung um den höheren Standard zu erreichen, werden künftige Mieter nur wenig Heizenergie benötigen, so die GBB-Einschätzung. Auch hier können die künftigen Mieter also bei den Nebenkosten sparen.

Weiteres Sparpotenzial bietet die Regenwassernutzung im Quartier, die die GBB plant. Das Regenwasser wird in einer großen Zisterne gesammelt. Daraus werden dann die Toilettenspülungen in der Siedlung gespeist, außerdem hätten die Mieter auf Wunsch die Möglichkeit, das Regenwasser auch für die Waschmaschine zu nutzen, so Patz. Hier ergeben sich für die künftigen Bewohner also noch Einsparmöglichkeiten beim Trinkwasser. Das Projekt wird gefördert von der Emschergenossenschaft, die möchte auf diese Weise Erfahrungen mit solchen Anlagen sammeln.

So ist der Zeitplan

Wie geht es an Ostring und Beckstraße nun weiter? Noch im Oktober seien bauvorbereitende Maßnahmen auf dem Areal geplant, erläutert Stephan Patz. In der Folge sollen dann zum Jahresende hin die ersten Altbauten abgerissen werden. Im Februar 2022 dann sollen die Baugruben für die ersten beiden Häuser ausgehoben sein.

Ein Jahr später, 2023, sei dann der Baubeginn für die anderen beiden Häuser geplant, skizziert der GBB-Geschäftsführer die Pläne.