Bottrop. Die Hans-Böckler-Straße in Bottrop bleibt nach großem Trara erst einmal wie sie ist. Provisorische Verbesserungen für Radfahrer kosten zu viel.

Aus den von der SPD vorgeschlagenen Verbesserungen für Radfahrerinnen und Radfahrer auf der Hans-Böckler-Straße wird in den nächsten Jahren gar nichts. Ihre Ideen scheiterten letztlich an den Kosten und den Sicherheitsbedenken mehrerer Fachämter der Stadt. Weder eine sogenannte Umweltspur für Radler und Busse noch die separaten Fahrradspuren werden nun verwirklicht.

Der Unmut darüber ist in Teilen des Verkehrsausschusses zwar groß, letztlich zog die SPD ihre Pläne aber selbst wieder zurück. Ab 2024/25 soll die Verkehrsachse ja nach der Erneuerung der Kanalisation ohnehin umgebaut werden.

Das Straßenverkehrsamt soll nun aber wenigstens die Benutzungspflicht der Fahrradwege an der Hans-Böckler-Straße aufheben. Das forderte der Verkehrsausschuss nach einem Vorschlag der Linkspartei mit klarer Mehrheit gegen die Stimmen der CDU. Bei einer Aufhebung dieser Pflicht dürften die Radfahrer auch ohne die zwischenzeitlich ins Gespräch gebrachten Radspur-Markierungen auf der Fahrbahn fahren. Noch hat sich die Verkehrsbehörde dazu aber nicht geäußert.

Der Radweg, der auf der rechten Seite der Hans-Böckler-Straße in Höhe des Bottroper Sportparks stadteinwärts führt:  Die Verwaltung meint, dieser sei „grundsätzlich in einem ordentlichen Zustand“.
Der Radweg, der auf der rechten Seite der Hans-Böckler-Straße in Höhe des Bottroper Sportparks stadteinwärts führt: Die Verwaltung meint, dieser sei „grundsätzlich in einem ordentlichen Zustand“. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Mobilitätsarbeitskreis sagte ja, Verkehrsausschuss sagte nein

Die Fachämter stießen aber auch so schon mit ihrer jetzigen Stellungnahme bei einigen Ratsvertretern im Verkehrsausschuss auf Zweifel und ungläubiges Kopfschütteln. So halten die Ämter den Radweg etwa grundsätzlich für ganz in Ordnung. Auch war die Höhe der Kosten für die Radspur-Markierungen auf der Hans-Böckler-Straße ja schon länger klar.

In einer Umsetzbarkeitsstudie, die der WAZ in Kopie vorliegt, bezifferte das Stadtplanungsamt sie im August im nicht-öffentlich tagenden Arbeitskreis für Nahmobilität auf etwa 115 Euro pro Meter. Bei dem 2200 Meter langen Straßenstück belaufen sich die Kosten somit auf etwa 250.000 Euro. Inzwischen ermittelten das Stadtplanungsamt, das Tiefbauamt und das Straßenverkehrsamt wegen aus Behördensicht nötiger Sicherheitsmaßnahmen Kosten von 290.000 Euro. Die Radspuren hätten sich somit um 40.000 Euro oder etwa 17 Euro pro Meter verteuert.

Beigeordneter Klaus Müller erinnert daran, dass der Arbeitskreis die separaten Radspuren nach intensiver Diskussion befürwortet hatte – in Kenntnis der ursprünglich bezifferten Kosten. CDU und Grüne hatten das Votum allerdings ohnehin längst verworfen, obwohl beide Parteien in dem Verkehrsarbeitskreis vertreten sind. Die Fachämter der Stadt empfehlen jetzt ebenfalls, auf die Radspuren auf der Fahrbahn zu verzichten.

Auch eine vom Tiefbauamt vorgelegte etwa 140.000 Euro kostende Sparversion verwarfen die Ämter. Es sei besser, die Verkehrsachse im Rahmen der in wenigen Jahren anstehenden Kanalsanierung komplett neu aufzuteilen, heißt es nun. Dem schloss sich dann auch die SPD an. Eigentlich hatte sie vor dem Umbau der Verkehrsachse ja testen wollen, wie sich die Verringerung der Fahrbahnen auf den Verkehrsfluss insgesamt auswirken.

Radweg-Idee in Höhe des Sportparks gleich mit einkassiert

Allen voran SPD-Sprecher Daniel van Geister kassierte bei der Absage dann auch gleich einen Kompromissvorschlag der Stadt mit ein. Dabei konnte oder wollte der Ratsherr seine große Verwunderung über die Stadtpläne nicht verbergen. Weitaus schärfere Kritik musste sich die Verwaltung deshalb von der Linken gefallen lassen – wegen der vergleichsweise fast dreimal so hohen Kosten.

So hatte die Verwaltung empfohlen, auf dem Abschnitt der Hans-Böckler-Straße zwischen dem Harald-Lubina-Weg und der Parkstraße statt der dort markierten Parkplätze vor dem Jahnstadion und der Dieter-Renz-Sporthalle einen Radweg anzulegen. Die Kosten für die um die 350 Meter lange Wegstrecke schätzte die Verwaltung grob auf insgesamt 125.000 Euro ein; also auf gut 357 Euro pro Meter.