Bottrop. Bottrop bekommt seine erste Umweltspur. Darauf dürfen nur Fahrradfahrer und Busse unterwegs sein. Darum sind gerade die Grünen skeptisch.
Bottrop bekommt die ersten Umweltspuren. Auf der Hans-Böckler-Straße wird die Stadt stadteinwärts wie stadtauswärts Fahrbahnen markieren, auf denen dann ausschließlich Fahrradfahrer und Linienbusse fahren dürfen. „Wir wollen die Umweltspur hier erst einmal eine Zeit lang ausprobieren“, sagte SPD-Ratsherr Rüdiger Lehr. Die Hans-Böckler-Straße sei dazu gut geeignet, da sie mit ihren jeweils zwei Fahrspuren sehr breit ausgebaut, aber keineswegs voll ausgelastet sei, erklärte der Vorsitzende des Bottroper Verkehrsausschusses. Für andere Kraftfahrer reiche somit jeweils eine Fahrbahn in beiden Fahrtrichtungen aus, hofft Lehr.
Der Verkehrsversuch sei bereits beschlossene Sache, sagt er. Der Vorschlag der SPD stieß zum Beispiel auch bei den Grünen auf prinzipielle Zustimmung. „Wir begrüßen die Überlegungen zur Umverteilung der Verkehrsfläche für den Umweltverbund“, sagte Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda. Eine solche Aufteilung vierspuriger Straßen hatte schließlich auch schon im sieben Jahre alten Klimaschutzkonzept Vorrang. Entscheidend sei aber, wie der Versuch an der Hans-Böckler-Straße konkret umgesetzt werde. „Darüber müssen wir mit den Verkehrsplanern und Verkehrsplanerinnen noch die Köpfe zusammen stecken“, meint die Ratsfrau.
Grüne sehen brenzlige Situationen an Bushaltestellen voraus
Eine gemeinsame Nutzung einer Spur durch Rad, Bus und Taxi könne ja auch gravierende Nachteile haben, wenn es keine Überholmöglichkeiten für Taxen und Busse, aber auch für Radelnde gebe. „Gerade an Haltestellen wird es da oft brenzlig und für Radelnde gefährlich“, sagt die Grüne.
Solche Bedenken habe die SPD nicht so sehr, meint dagegen Rüdiger Lehr. Radfahrer könnten auf den Umweltspuren ein höheres Tempo fahren. Sie müssten zum Beispiel anders als auf den herkömmlichen Radwegen direkt neben den Bürgersteigen nicht so sehr auf Grundstücksausfahrten achten, in denen wartende Pkw stehen, die auf die Straße einbiegen wollen.
„Es wird für Fahrradfahrer auf den Umweltspuren komfortabler und vor allem auch sicherer sein“, unterstrich der SPD-Ratsherr. Das sei auch im Vergleich zu alternativen Strecken durch den Köllnischen Wald und den Stadtgarten der Fall, weil dort die Wege nicht immer gut befestigt seien. „Abends und im Dunkeln fühlen sich da auch nicht unbedingt jeder Radlerin und jeden Radler wohl“, meint er. Anders als die SPD denken die Grünen aber auch daran, anstelle der Umweltspur für Taxis, Busse und Radelnde einen reinen Radweg einzurichten.
Umweltspuren beginnen und enden in Höhe der Eichendorffstraße
Vorerst soll die Stadt die neuen Umweltspuren mit Hilfe von Farbe und Fahrbahnmarkierungen einrichten. „Das ist eine relativ preiswerte Lösung“, sagte Rüdiger Lehr, der aber schon etwas vorausblickt. „In wenigen Jahren muss in der Hans-Böckler-Straße die Kanalisation erneuert werden. Das ist daher jetzt eine gute Gelegenheit, den Verkehrsversuch zu starten. Bis dahin haben wir genügend Erkenntnisse“, sagte der Ratsherr, so dass in einem Zuge mit den Kanalbaumaßnahmen gegebenenfalls auch die Fahrbahnen umgebaut werden können.
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Beginnen und enden sollen die Umweltspuren in beide Richtungen in Höhe der Eichendorff-Straße. Bis oder ab dort ist die Hans-Böckler-Straße ja ohnehin auf eine Fahrbahnbreite verkleinert worden. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses verspricht sich von den Extra-Spuren, dass Fahrradfahrer und Busse auf der Verkehrsachse besser und schneller voran kommen. Vor allem die Busse könnten in Höhe der Querstraßen dann bis an die jeweiligen Ampel heranfahren und stünden nicht mehr hinter wartenden Pkw. Die Strecke werde für Radfahrer auch sicherer als im fließenden Autoverkehr.
Auf erfolgreichen Versuch folgen weitere Projekte an anderen Straßen
Rüdiger Lehr denkt auch schon über den ersten Umweltspur-Versuch an der Hans-Böckler-Straße hinaus. „Wenn das hier gut gelingt, können wir das auch an anderen Straßen ausprobieren, die breit genug dafür sind“, sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses. Lehr macht das zur Bedingung. Denn an ihrem Grundprinzip bei solchen Projekten halte die SPD fest. Lehr: „Wir wollen die Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielen“.
Die Grünen nehmen mit Hinweis auf das Klimaschutzkonzept dafür auch schon die Gladbecker Straße und die Hans-Sachs-Straße in den Blick. Nach wie vor setzen sie sich für die Schaffung sogenannte Pop-up-Radwege für ein Jahr ein, zum Beispiel an der Peterstraße. Ohnehin meint Andrea Swoboda: „Wir brauchen zusammen mehr Mut für die Umsetzung guter Ideen zugunsten des Umweltverbundes“.