Bottrop. Die Stadt wollte einmal an der Schützenstraße in Bottrop ein Parkhaus der Zukunft bauen. Erste Pläne sind zehn Jahre alt. Darum passiert nichts.
Das in die Jahre gekommene städtische Parkhaus an der Schützenstraße sollte einmal zum Parkhaus der Zukunft werden. Ein Umweltschutz-Student aus China wagte sich als Praktikant des Bottroper Planungsbüros Drecker an die ersten Entwürfe. In den Innovation City-Masterplan sollte die überfällige Modernisierung des alten Beton-Stahl-Gerüstes Aufnahme finden. Gut zehn Jahre ist das bald her. Das erfolgreiche Klimaschutzmodellprojekt ist längst wieder beendet. Das alte Parkhaus feierte inzwischen still und heimlich seinen 40. Geburtstag. 1982 war es gebaut worden, und es steht noch immer so unmodern da wie eh und je. Und eins steht fest: Bis an der Schützenstraße ein modernes Parkhaus stehen sollte, wird es noch Jahre dauern.
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Die FDP forderte jetzt, dass die Stadt einen privaten Unternehmer sucht, der die alten Parkdecks abreißt und für den Standort ein neues Konzept vorlegt. Denn: Es gehöre nicht zu den Aufgaben einer Kommune, Parkhäuser zu betreiben, begründeten die Liberalen ihren Vorstoß. 1,9 Millionen Euro würde ein solcher Verkauf aus Sicht der FDP in die Stadtkasse spülen. „Es ist ja ein Grundstück mitten in der City, das sicherlich einigen Wert hat“, meint FDP-Ratsherr Andreas Mersch.
Kritik am Parkhaus: zu eng, zu dunkel, und manchmal gefährlich
Dass der Fertigbau an der Schützenstraße nicht die beste Adresse fürs Parken ist, sehen viele so. Der ehemalige Chef des Immobilienressorts der Stadt kam schon vor gut neun Jahren zu dem Schluss, dass der Bau zu marode sei, um noch saniert werden zu können. Abriss und Neubau lautete schon damals die Devise. CDU-Vertreter aus der Innenstadt zeigten zuletzt vor fünf Jahren einmal mehr die Schwachstellen des Parkhauses auf: zu eng, zu dunkel, und manchmal auch gefährlich. Zeitweise blieben Parkdecks ganz und teilweise gesperrt.
Doch nach Ausbesserungsarbeiten ist der Bau weiter in Betrieb, und vom Auto-Club Europa (ACE) gab es im letzten Jahr sogar gute Noten. ACE-Mitglieder hatten zuvor geprüft, ob auch Menschen, die nicht ganz so beweglich sind, gut zurechtkommen können. Das funktioniere im Parkhaus an der Schützenstraße gut, hieß es, wenn auch längst nicht so gut wie im Kaufland-Parkhaus an der Paßstraße.
Ein klimaneutraler Bau für Wohnen, Handel und Parken
Die Stadt hält auch durchaus weiterhin an ihren großen Plänen mit dem alten Bau fest. Die Pläne sind Teil einer Entwicklungsstudie für die Innenstadt. „Die darin enthaltenen Aussagen zu den Standorten Schützenstraße und Gleiwitzer Platz sind nach wie vor aktuell“, lässt Baudezernent Klaus Müller wissen. Denn unter dem Gleiwitzer Platz soll vor dem gerade in Umbau befindlichen neuen Bauknecht-Quartier ja eine Tiefgarage zum Parken entstehen.
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Einiges hängt dabei auch von dem Entwicklungskonzept ab, dass die Verwaltung für die Innenstadt erstellt. „Ein wichtiger Bestandteil wird die Frage der Erreichbarkeit der Innenstadt mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln sein“, teilte der Baudezernent mit. So viel aber ist klar: Die Stadt will nicht an gleicher Stelle ein x-beliebiges Parkhaus erstellen, sondern diskutiert über einen Nutzungsmix mit Einzelhandel im Erdgeschoss, Wohnungen im obersten Geschoss oder einer Begrünung des Dachs.
„Es braucht jemanden, der das Ganze auch umsetzt“
Klimaneutral soll der Neubau sowieso werden. Auch soll das moderne Parkhaus mehr als die jetzigen nicht ganz 500 Stellplätze bekommen. Denn die Stadt möchte die etwa 70 Boxen auf dem bewirtschafteten Parkplatz an der Schützenstraße in das neue Parkhaus eingliedern. Auf dem Gelände des Parkplatzes will sie dann einen Spielplatz mit direktem Weg in die Fußgängerzone und eine Grünzone für die City anlegen.
Diese Modernisierungspläne der Stadt kennen die Liberalen selbstverständlich auch. „Es passiert aber nur nichts. Der Verwaltung genügen die jetzigen Einnahmen offenbar“, bedauert Andreas Mersch. „Es braucht jemanden, der das Ganze auch umsetzt“, meint der Bottroper. Dabei fährt die Stadt mit einem Privatbesitzer aus FDP-Sicht besser, als wenn sie sich das weiter in Eigenregie vornimmt und immer weiter aufschiebt. Die nötige Mehrheit unter den Ratsvertretern fand Andreas Mersch für seine Verkaufsidee allerdings nicht.
Hauptaugenmerk gehört jetzt dem maroden Hansacenter
Baudezernent Müller lässt durchblicken, dass die Stadt zurzeit ihr Hauptaugenmerk auf ein sehr wichtiges Projekt etwas weiter östlich in der City legt - das ehemalige Hansacenter. Müller spricht von einer Baustelle, „die ungeahnte Chancen für die Innenstadtentwicklung bietet“. So unternimmt die Stadt nach der Krise der Fakt AG den Versuch, das Jahre lang leerstehende Ex-Einkaufszentrum in die Hände zu bekommen. Für Parkhauspläne und andere Entwicklungskonzepte bleibt da offensichtlich kaum Zeit.
Außerdem gibt es bei so ziemlich allen größeren Plänen mit der Innenstadt ja auch ein grundsätzliches Dilemma. „Aktuell lassen sich solche große Bauvorhaben nur schwer kalkulieren, so dass mit einer baulichen Umsetzung erst dann zu rechnen sein wird, wenn sich die Wogen im Bausektor etwas geglättet haben“, weist der Baudezernent auf Grundprobleme wie Kostenexplosionen, Materialknappheit, und Arbeitskräftemangel hin.