Bottrop. Eine Infektionswelle fordert die Kinderklinik Bottrop. Die Stationen sind voll, am Wochenende kommen 100 Ambulanz-Patienten pro Tag.
Eine Infektionswelle bringt Kinderärzte und Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen „Wir arbeiten schon ziemlich am Limit“, bestätigt für Bottrop Dr. Mirco Kuhnigk, Chefarzt der Kinderklinik am Marienhospital. Hier wie in anderen Ruhrgebietsstädten treffen viele kranke, zu behandelnde Kinder auf krankheitsbedingt dezimiertes Personal. „Am Wochenende sehen wir bis zu 100 Ambulanz-Patienten am Tag. Die Stationen sind voll“, berichtet Kuhnigk.
RS-Virus kann Gabe von Sauerstoff nötig machen
Zu behandeln sind junge Patientinnen und Patienten, die schwer unter dem Grippe-, dem RS- und ab und an auch unter dem Coronavirus leiden. Dabei kann die Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV), die ebenfalls auf die Atemwege schlägt, gerade für Frühgeborne und Säuglinge gefährlich werden und die Gabe von Sauerstoff nötig machen. „Wir haben Patienten hier, die sowohl das RS-Virus als auch Influenza haben, so dass die Kinder deswegen meines Erachtens kränker sind“, sagt Kuhnigk.
Er mutmaßt, dass viele Jungen und Mädchen pandemiebedingt Infekte nicht so durchgemacht haben und daher jetzt kränker sind als sonst. Kuhnigk spricht von einer „Masse an Patienten“ und Anfragen, die teilweise sogar aus Düsseldorf kämen. „Aus 30 bis 40 Kilometern Entfernung bekommen wir Anfragen, ob wir Patienten aufnehmen können.“ Weil eben auch andernorts die Kliniken voll sind.
15 bis 20 Entlassungen und Neuaufnahmen pro Tag
Solche Anfragen aus entfernteren Städten würde die Kinderklinik aber durchaus abweisen, „weil wir sagen: Wir halten für unsere Region die Fahne hoch.“ Um hier möglichst allen kleinen Patienten gerecht zu werden, verfolgt das Klinik-Team verschiedene Strategien. Dezimierte Pflegekräfte etwa werden durch externe Kräfte unterstützt, erklärt Kuhnigk. Zudem werde morgens geguckt, wer bereits früh am Tag entlassen werden kann – damit mittags schon die nächsten Patienten aufgenommen werden können. „Wir haben 15 bis 20 Entlassungen und Neuaufnahmen am Tag“, verdeutlicht der Chefarzt.
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Gleichzeitig würden die Eltern darauf vorbereitet, auf den Stationen und Zimmern enger zusammenrücken zu müssen. Gerade die kleinen Patienten mit RS-Virus könnten aber zum Beispiel nicht irgendwo untergebracht werden. Die Sauerstoffsättigung müsse per Monitor kontrolliert werden. „Und wir müssen einen Wandanschluss mit Sauerstoff haben.“ Zusätzlich werde versucht zu kohortieren – also Patienten mit den gleichen Infekten zusammen unterzubringen. „Teilweise ist das wie Tetris spielen.“
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„Wir wissen, dass die Praxen auch am Limit arbeiten“, ergänzt der Kinderklinik-Chefarzt. „Die Praxen platzen aus allen Nähten wegen einer gigantischen Influenza-A-Welle. Auch unser Personal ist nicht immun“, berichtet in diesem Zusammenhang Christof Rupieper, Obmann im Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte (BVKJ) für das Gebiet Gelsenkirchen/Bottrop.
Obmann der Kinderärzte rät nur bei schwerem Krankheitsverlauf zum Arztbesuch
Jetzt, sagt auch Rupieper, trete das ein, was zu erwarten war: Die vergangenen drei Pandemie-Jahre und die damit verbundenen Hygienemaßnahmen haben das Immunsystem nicht wirklich trainiert. Beobachtet würden diverse grippale Infekte, „nachgewiesen haben wir bei den schweren Verläufen entweder Influenza A, also die echte Grippe beziehungsweise bei den ganz kleinen Säuglingen das RS-Virus“, so der Kinderarzt mit Praxis in Gelsenkirchen.
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Und ab wann ist ein Arztbesuch angeraten? „Eigentlich nur bei einem schweren Krankheitsverlauf, da es sich überwiegend um virale Infekte handelt, kann man nichts weiter tun als sich ins Bett legen, symptomatisch die Beschwerden lindern und Familientradition pflegen. Das heißt Zeit mit dem Kind verbringen. Vorlesen, etwas gemeinsam tun, zum Beispiel kochen, backen und viel Ruhe“, rät der Obmann.
Welchen Rat hat Dr. Mirco Kuhnigk für die Eltern? „Kinder müssen Infekte durchmachen, das gehört zum Kinder-Dasein dazu.“ Was den Besuch der Kinderklinik angeht, rät er: „Geduld mitbringen und das Vertrauen haben, dass wir alle das tun, was in unserer Macht steht. Es werden alle versorgt – aber es braucht Zeit.“