Duisburg. Alle Zimmer voll: RS-Virus und Influenza bringen Kinderkliniken in Duisburg an ihre Kapazitätsgrenzen. Ärzte schildern die dramatische Situation.

Die hohen Infektionswellen durch RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Influenza bringen die beiden Kinderkliniken in Duisburg an ihre Kapazitätsgrenzen. Hinzu kommt der Personalmangel – saisonbedingt fallen auch zahlreiche Mitarbeitende krankheitsbedingt aus. „Wir haben wenig Chancen, alle Kinder zu versorgen“, berichtet Prof. Dr. Thorsten Rosenbaum, Sana-Chefarzt der Kinder und Jugendklinik am Kalkweg. „Die aktuelle Lage ist sehr angespannt.“

Wenig besser sieht es in den Krankenhäusern der Nachbarschaft aus: Auch dort sind die Kapazitäten am Limit. Das Problem sei die mangelnde Planbarkeit, erklärt Rosenbaum: „Die Bettenkapazität kann sich zur jetzigen Zeit wahnsinnig schnell verändern.“ Der Grund ist der Verlauf der Atemwegserkrankung – der Gesundheitszustand der Kinder kann sich sehr schnell verschlechtern, viele sind dann auf Sauerstoff-Zufuhr angewiesen.

Kinderkliniken in Duisburg am Limit: Kind lag in Nebenraum

„Wir telefonieren zeitweise stundenlang andere Kliniken ab, um heimatnah ein freies Bett in einer anderen Klinik zu finden“, so der Chefarzt. Heimatnah könne aber bedeuten, „dass wir in einem Umkreis von 100 Kilometer anfragen müssen“.

Es wird eng in den Duisburger Kinderkliniken: Prof. Dr. Thorsten Rosenbaum (links) und Francisco Brevis Nuñez ringen in den Sana Kliniken mit den Infektionswellen bei Kindern, kritisch ist die Lage auch im Helios St. Johannes.
Es wird eng in den Duisburger Kinderkliniken: Prof. Dr. Thorsten Rosenbaum (links) und Francisco Brevis Nuñez ringen in den Sana Kliniken mit den Infektionswellen bei Kindern, kritisch ist die Lage auch im Helios St. Johannes. © FUNKE Foto Services | Zoltan Leskovar

„Wir haben die Ansage, jedes aufnahmepflichtige Kind zu versorgen, weil es nirgends mehr freie Zimmer gibt“, sagt eine Kinderkrankenschwester: „Deshalb sind die meisten unserer Zimmer momentan doppelt belegt. Wir können ja zum Beispiel kein Kind zu einem Covid-19-Fall legen.“

Natürlich wolle man jedem Kind helfen, „deshalb haben wir vor einigen Tagen einen kleinen Patienten schon in einen Nebenraum gelegt“.

Man sei ständig auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten. Das Pflegepersonal blicke mit Sorge auf die nächsten Wochen: „Der Winter fängt schließlich gerade erst an. Das Problem wird sich weiter verschärfen.“

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Vollständig belegt sind die Betten in der Kinderklinik des Helios St. Johannes in Hamborn, berichtet Chefarzt Dr. Peter Seiffert. Der Grund auch hier: die Infektion mit dem RS-Virus und Influenza.
Vollständig belegt sind die Betten in der Kinderklinik des Helios St. Johannes in Hamborn, berichtet Chefarzt Dr. Peter Seiffert. Der Grund auch hier: die Infektion mit dem RS-Virus und Influenza. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Kleine Patienten und deren Eltern müssen mit längeren Wartezeiten rechnen

Doppelinfektionen mit RS- und Coronaviren bei KleinstkindernNatürlich versuche sein Team, so vielen Kindern und ihren Angehörigen wie möglich zu helfen, betont Rosenbaum. „Dabei achten wir bei dringenden und akuten Fällen darauf, dass diese schnellstmöglich behandelt werden.“ Im Allgemeinen müssen Patienten derzeit aber mit höheren Wartezeiten rechnen.

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Besonders eng werde es besonders ab Freitagnachmittag und am Wochenende: „Wenn die Kinderarzt-Praxen geschlossen sind, dauert es einfach länger.“ Wenn es sich um planbare, nicht kritische Behandlungen handelt, werden diese in Absprache mit allen Beteiligten auf die Zeit nach den aktuellen Infektionswellen von RSV und Influenza verschoben.

Planbare Behandlungen werden möglichst verschoben

Ähnlich ist die Lage an der Helios St. Johannes-Klinik. „Wir sind aktuell vollständig belegt“, berichtet Chefarzt Dr. Peter Seiffert. Es gebe „besonders hohe Zahlen von kleinen Patientinnen und Patienten mit RS-Viren sowie Influenza“. Um den Ansturm von akuten Fällen in den Griff zu bekommen, reduziere auch die Hamborner Klinik das Elektivprogramm, berichtet der Chefarzt. Das heißt: Planbare Behandlungen, die Aufschub dulden, können sich verzögern.

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„Die Situation wird wöchentlich neu bewertet“, erklärt Seiffert, für den eine solche Lage nicht neu ist. Gut ein Jahr ist es her, als die Kinderkliniken mit Doppelinfektionen zu kämpfen hatten. Auch da war das RS-Virus beteiligt, zu einem schweren Verlauf der Erkältungskrankheit kam dann bei den kleinen Patienten noch eine Corona-Infektion.

>> RKI: INFEKTIONSWELLEN BAUEN SICH SEIT ANFANG OKTOBER AUF

  • Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) führen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge insbesondere bei Kleinkindern derzeit vermehrt zu Erkrankungen und Krankenhauseinweisungen.
  • Die RSV-Welle hat in KW 41/2022 und die Grippewelle in KW 43/2022 begonnen. In den kommenden Wochen sei mit weiter steigenden Zahlen zu rechnen, heißt es im RKI-Wochenbericht zur Entwicklung der Corona-Pandemie von Donnerstagabend.