Bottrop. Führungen und Workshops für alle Altersgruppen verzeichnen seit der Wiederöffnung des Hauses einen Boom. Neue Werkräume mit viel Licht und Platz.

Museumspädagogik klingt immer ein wenig nach Schule oder dem berühmten erhobenen Zeigefinger. Dabei kommt kaum ein Museum heute ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zur aktiven Auseinandersetzung mit Kunst – oder wie im Quadrat auch mit der naturkundlichen Sammlung – einladen. Bildung und Vermittlung klingt da schon viel besser. Und das ist es auch, was Sarah Sandfort seit sechs Jahren und ihre Kollegin Diana Schuster seit April im Museumszentrum Quadrat in zahlreichen Angeboten und unterschiedlichen Formaten anbieten.

Helle neue Arbeitsräume mit Aussicht in den Bottroper Stadtgarten

Auf je einer halben Stelle, das sollte erwähnt sein. Aber: „Andere Häuser in der Region, auch unter denen, die zum Netzwerk der Ruhr Kunst Museen gehören, haben gar keine Stelle für diese Arbeit mit Kindern und Erwachsenen“, weiß Sarah Sandfort und blickt auf Kinder der Nikolaus-Groß-Schule, die sich gerade in den wunderschönen neuen, hellen Räumen mit dem Werk von Josef Albers auseinandersetzen. Im „Kastanienzimmer“ und „Teichzimmer“, benannt nach der Aussicht, die die Teilnehmenden aus den bodentiefen Fenstern in den Stadtgarten haben, finden junge und ältere Interessierte nun ideale Bedingungen für Workshops, Vorträge und vor allem eigene Kreativität vor. Praktisch seien die beiden Räume, so dass auch zwei unterschiedliche Formate gleichzeitig stattfinden können. Gut sei auch, dass das Materiallager für praktische Arbeiten gleich angeschlossen sei. Das alles erleichtere die pädagogische Arbeit ungemein.

Groß, hell und mit Aussicht in den Stadtgarten: So zeigen sich die beiden neue Räume für Bildung und Vermittlung auf der Parkebene im neuen Erweiterungsbau des Quadrats, der Josef-Albers-Galerie.
Groß, hell und mit Aussicht in den Stadtgarten: So zeigen sich die beiden neue Räume für Bildung und Vermittlung auf der Parkebene im neuen Erweiterungsbau des Quadrats, der Josef-Albers-Galerie. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Seit Eröffnung des Neubaus und der großen Albers-Ausstellung haben die Vermittlerinnen, wie sie sich nennen, mehr als genug zu tun. „Wir erleben tatsächlich gerade einen ,Run’ auf das Quadrat, was sicher mit der Neueröffnung des Hauses aber auch dem Ende der Pandemie zu tun hat“, so Sarah Sandfort. Das belegt allein die Zahl der Veranstaltungen. Waren es im letzten Jahr vor Corona noch rund 260 Führungen, Workshops oder Vorträge mit gut 4000 Teilnehmenden, so sank die Zahl der Aktivitäten zuletzt auf unter 100 mit gerade einmal der Hälfte an Teilnehmern. Im Vergleich dazu konnten wir allein seit Mitte Oktober schon rund 50 Workshops für Schülerinnen und Schüler aber auch interessierte Erwachsene anbieten und bei den zusätzlich gebuchten Führungen geraten wir fast schon an die Kapazitätsgrenze.“

Zwei Hauptamtliche und 15 freie Fachkräfte bilden das Rückgrat der Vermittlungsarbeit

Das stemmen die beiden Hauptamtlichen natürlich nicht allein. Unterstützt werden sie von einem Team professioneller Kunstvermittlerinnen oder Museumspädagogen, das jetzt von zehn auf 15 erweitert wurde. Die arbeiten allerdings auf Honorarbasis, zumeist neben Bottrop auch an anderen Häusern der Region, sind aber teilweise schon lange am Quadrat und kennen daher auch die Sammlungen wie die sprichwörtliche Westentasche. Seit Sarah Sandfort 2016 nach Bottrop kam, hat sich auch das Spektrum der Interessierten verändert. Waren die Teilnehmenden anfangs noch etwa zu 90 Prozent Kitas und Schulen, habe sich das nun auch in Richtung Jugendliche und Erwachsene verschoben. Etwa die Hälfte der Vermittlungsangebote würden inzwischen im Erwachsenenbereich stattfinden, weiß die Vermittlerin. „Für die klassischen Führungen durch Sammlung und Sonderausstellung aber auch zur neuen Architektur verzeichnen wir gerade die Hauptanfragen.“

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Dass die Bedeutung von Bildung und Vermittlung im Museum nicht nur bei der Stadt, sondern auch bei Förderern und Sponsoren immer stärker in den Blick rückt, zeigt auch die Bottrop Konstellation. Die halbe Stelle von Diana Schuster wird durch die Förderung des Unternehmens Vonovia ermöglicht, das das Programm „Josef Albers. Der Maler und sein Museum“ für fünf Jahre fördert. Die andere Hälfte der Stelle wird von der Stadt getragen.

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Neben Führungen und Workshops gehören auch eine neue digitale App „Interaction of Color“ mit der auf einem Tablet in der Ausstellung die Farbübungen von Josef Albers nachvollzogen werden können. Eine neue Projektreihe, in der es um die Werklehre von Albers geht, kann ab Januar wieder gebucht werden. Aber auch die vor einer Neukonzeption stehende Eiszeithalle und die Ortsgeschichte beziehen Sarah Sandfort und andere Kolleginnen und Kollegen immer wieder in das Vermittlungsprogramm ein.

Alle Infos auf: quadrat.bottrop.de.

Bildung und Vermittlung: Veranstaltungen und Kontakt

Zusätzliche Führungen durch das Museum und die Sonderausstellung sind bis Ende Dezember nicht mehr buchbar. Das Team verweist auf die allgemeinen Führungen sonntags, 15 Uhr und die Kurzführungen am Mittag, Donnerstag, 1. und 15. Dezember, 12.30 Uhr.

Ein Ferienworkshop für Kinder findet am 3. & 4. Januar, 11 bis 14 Uhr statt.

Der nächste Workshop für Erwachsene (ab 16 J.) zum Thema Transparenz und Farbe in Anlehnung an die Werklehre von Josef Albers, ist am Samstag, 7. Januar, 11 bis 14 Uhr. Anmeldung unter Tel.: 02041-37 20 30 oder kunstvermittlung.quadrat@bottrop.de.