Bottrop. Das Mammut werden Besucher im Bottroper Quadrat auch in Zukunft sehen. Doch die Eiszeitschau wird neu aufgebaut. Das können Gäste dort bald tun.
Das Museum Quadrat richtet seinen berühmten Eiszeit-Saal neu ein. Für die spektakulären Skelette von Mammut und Wollnashorn wird in der Ausstellung weiterhin Platz sein, Museumsdirektor Heinz Liesbrock und sein Team wollen über das Leben vor Millionen Jahren aber auf der Basis neuer Erkenntnisse so spannend erzählen, dass sich die Besucher davon lange fesseln lassen.
Die Eiszeitschau sei gerade bei Besuchern aus Bottrop sehr beliebt, stellt auch Kulturausschussvorsitzende Andrea Swoboda fest. Die Präsentation brauche jetzt aber neue Impulse, um das Interesse auch in Zukunft wachzuhalten. Das Museumsteam wird daher am Freitag dem Kulturausschuss seine Pläne für die neue Eiszeithalle zur Entscheidung vorlegen.
Bottroper können Knochen lesen, Spuren verfolgen und Skelette anschauen
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Selbst eine Lounge wird eingerichtet, damit sich die Museumsgäste viel Zeit dafür nehmen können. Besucher können Knochen lesen, Spuren von Wasser, Wind und Eis verfolgen und eben Tierskelette besichtigen. Spätestens im Mai 2022 zur feierlichen Eröffnung des durch seine neue Halle für Wechselausstellungen dann runderneuerten Josef-Albers-Museums soll auch die modernisierte Eiszeitschau fertig sein.
„Wir werden darin natürlich nicht alles über den Haufen werfen“, erklärt Museumsleiter Liesbrock. Neue Akzente lassen sich selbst durch kleinere Veränderungen setzen. Das gilt etwa für die Bottroper Fährtenplatte. „Die Löwenfährte, das wissenschaftlich wichtigste Exponat, das weit über Bottrop hinaus strahlt, bekommt einen neuen Platz“, erklärt er. Nicht jeder der Schädelknochen aus der Eiszeit aber müsse in der Ausstellung bleiben, das schaffe Raum für zusätzliche Exponate, die das Museum in seinem Depot habe.
Der Ex-Bergmann Arno Heinrich stellte die Schau auf die Beine
Als Beraterin hat sich der Museumsleiter für eine Zeit lang Ulrike Stottrop ins Team geholt. Die frühere Naturkunde-Sammlungsleiterin des Essener Ruhrmuseums sei ja auch bereits in den Beraterstab des neuen Heimatmuseums eingebunden gewesen. „Sie ist ein großer Fan des Museums und hat auch noch mit Arno Heinrich zusammengearbeitet“, sagt Heinz Liesbrock. Auch das sei hilfreich. Denn das Museum für Ur- und Ortsgeschichte basiert ja auf Arno Heinrichs Lebenswerk, wie Kulturdezernent Jochen Brunnhofer dem Kulturausschuss ausdrücklich berichtete. Der frühere Bergmann habe sich in rund 40 Jahren auch in der geologisch-paläontologischen Fachwelt große Anerkennung erworben.
Beängstigende Wetterextreme wecken Wünsche nach ruhigem Klima
Die Kosten im Blick
Auf gut eine halbe Million Euro beziffern die Planer die Kosten für die Neukonzeption der Eiszeitschau im Museum Quadrat. Museumsleiter Heinz Liesbrock ist zuversichtlich, dass die Stadt das nötige Geld aufbringen wird. Er hofft auf Fördergelder und Finanzhilfe von Stiftungen. „Wir sind in Gesprächen mit der NRW-Stiftung und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe“, sagt Liesbrock.
Rund 100.000 Euro müsste die Stadt selbst dann für die neue Eiszeitschau beisteuern. Hinzu kommen rund 120.000 Euro, die Finanzchef Brunnhofer für bauliche Veränderungen zusagen will. Denn nach mehr als vier Jahrzehnten braucht die Eiszeithalle auch technisch eine Modernisierung.
„Uns ist wichtig, dass der neueste Stand der Forschung dargestellt wird“, betont Museumsdirektor Heinz Liesbrock mit Blick auf die künftige Eiszeitschau, die stärker als bisher auch eine Ausstellung über das Klima sein werde.
Auch Kulturdezernent Jochen Brunnhofer hält das gerade in einer Zeit wie jetzt, in der „beängstigenden Wetterextreme den Wunsch nach Klimastabilität nachvollziehbar machen“, für richtig. Wunschpublikum der neuen Eiszeitschau seien wie bisher gerade auch Schulkinder und Familien. So hob Kulturausschussvorsitzende Andrea Swoboda hervor, dass viele Bottroper gerade mit den beeindruckenden Skelett-Montagen Kindheitserinnerungen verbinden.
Hoffnung auf Verstärkung durch eine Fachkraft zum Ausdruck gebracht
Heinz Liesbrock wie Andrea Swoboda deuten allerdings durchaus an, dass der Kern der Eiszeitschau im Quadrat eigentlich viel zu lange auf dem wissenschaftlichen und didaktischen Stand der 70er Jahre geblieben sei. Dies habe am Geldmangel und später dann auch an fehlendem Fachpersonal gelegen. „Ich würde mir wünschen, dass wir dafür auch personell wieder eine Verstärkung bekommen“, betonte Andrea Swoboda daher ausdrücklich.
Mit Blick auf die große Neueröffnung des Quadrates sagt auch sie: So oder so brauche die Eiszeitschau bis zum im Mai 2022 eine Erneuerung.