Bottrop. Lange waren die Zeiten schwierig für Gastronomen. Nun zeigen sich die Bottroper Wirte zufrieden, das Geschäft boomt. Sorge bereitet der Januar.
„Ich kann mich nicht beklagen“, „wir sind zufrieden“ – diese Sätze fallen mehrfach im Gespräch mit Bottroper Gastronomen. Zweieinhalb krisenreiche Jahre liegen hinter ihnen, monatelange Schließzeiten, Corona-Auflagen, Sorge vor Infektionen. Nun aber scheint es bergauf zu gehen – wenngleich die Perspektiven ungewiss sind.
„November dürfte der beste Monat des Jahres werden“
„Wir fahren auf Sicht“, sagt Ramona Fleer, Inhaberin von Hürter auf der Gastromeile. „Keiner weiß, was ab Januar kommt.“ Aktuell laufe es sehr gut in der urigen Kneipe, viele treue Vereine und Stammtische, dazu die Karnevalisten sorgen für eine gute Auslastung. Wer abends kommt und noch ein Plätzchen haben will, für den werde es bereits eng. Auch ihr Bruder, Armin Fleer, sagt, dass im Hürter keine Nachteile wegen der Inflation zu spüren seien. „Der November dürfte der beste Monat des Jahres werden.“
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Und das, obwohl die Fußball-WM nur begrenzt stattfindet im Hürter. Wenn die deutsche Nationalmannschaft außerhalb der regulären Öffnungszeiten spielt, öffnet die Kneipe nicht extra dafür. „Wir steigen zum dritten Gruppenspiel ein“, sagt Armin Fleer. Wenn also Deutschland gegen Costa Rica am 1. Dezember abends gegebenenfalls um den Einzug ins Achtelfinale spielt. Noch sei die WM-Stimmung ja eh nicht so wirklich vorhanden, „aber wenn Deutschland erfolgreich ist, dann kommt die Stimmung auf“, ist sich Ramona Fleer sicher.
Factory in Bottrop: „Die Leute wollen raus“
Auch in der Factory bleiben die Fernseher erstmal aus, extra für WM-Spiele zu öffnen, kommt für Betreiber Christian Erhard nicht in Frage. „Wir sind auf so Nebenkriegsschauplätze nicht angewiesen“, sagt der Gastronom. Die Rechte an Sky seien unbezahlbar geworden, deswegen spielt Sportübertragung in der ehemaligen Sportsbar kaum noch eine Rolle. „Wir kommen gut zurecht“, sagt Erhard.
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Für Weihnachtsfeiern sei die Factory aufgrund ihrer Größe ein gefragtes Ziel und auch sonst liefe es gut. „Die Leute wollen raus“, ist der Eindruck von Christian Erhard. Grundsätzlich sei das Geschäft zum Jahresende deutlich besser als vergangenes Jahr, von 2020 ganz zu schweigen, als die Gastronomie wegen der Pandemie fast gänzlich geschlossen bleiben musste.
Schmücker Hof in Kirchhellen: „Die Situation ist gut“
Ja, über das vergangene Jahr brauche man gar nicht zu reden, sagt auch Alexandra Schmücker, die die Gastronomie auf dem Schmücker Hof in Kirchhellen führt. Zwar gebe es noch gelegentlich kurzfristige Absagen wegen Corona. „Aber die Situation ist gut.“ Firmen trauten sich wieder zu feiern, die Gäste gönnen sich gerne etwas.
„Die Preisspirale können wir nicht komplett weitergeben, es bleibt weniger übrig, aber uns ist wichtig, dass unsere Gäste uns besuchen und das genießen“, so Alexandra Schmücker. „Wir geben uns viel Mühe, ein liebevolles Ambiente zu schaffen.“ Der Schmücker Hof bietet zweimal in der Woche, mittwochs und freitags, Á-la-carte-Küche und Menüs an, ansonsten Frühstück, Kaffee und Brotzeit. „Wir sind die eierlegende Wollmilchsau.“
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Einen positiven Eindruck der aktuellen Stimmungslage vermittelt auch Janni Gortsas, Betreiber des Pikilia am Ende der Gastromeile. „Wir haben eine Steigerung zum Vorjahr.“ Viele seien auch gewillt, mehr Geld auszugeben. Wegen der Folgen der Inflation sich nichts mehr gönnen? Bislang sei das nicht so. „Die Menschen haben noch keine Hemmungen.“
Bedenken vor dem Jahresanfang, wenn das Geld knapper wird
Bedenken haben alle allerdings mit Blick auf den Jahresanfang. Dann, wenn bei den Gas- und Stromkunden die Nachzahlungen eingetrudelt sind, die neuen Tarife greifen, die Menschen ihr Geld mehr zusammenhalten müssen. „Vor Weihnachten sitzt das Geld eh locker“, sagt Janni Gortsas. Viele kämen derzeit auch mehr als einmal im Monat. Das könne sich aber jederzeit ändern. „Im Januar wird es sicherlich ruhiger für uns alle.“
Auch Alexandra Schmücker blickt mit einer gewissen Sorge auf den Jahresanfang. „Aber wir hoffen, dass viele noch motiviert sind wegzugehen“, so die Gastronomin. „Wir hoffen, dass es gut weitergeht.“