Bottrop. Acht Wohnungen und Häuser werden bald in Bottrop zwangsversteigert, darunter eines der ältesten Häuser der Stadt. Diese Immobilien sind dabei.
Termine zur Zwangsversteigerung – über Wochen und Monate gab es da nichts beim Amtsgericht Bottrop. Doch jetzt ändert sich das schlagartig. Ab dem 30. November sind innerhalb von zwei Wochen gleich acht Termine zur Zwangsversteigerung von Häusern oder Wohnungen in Bottrop angekündigt. Sogar ein Baudenkmal steht zur Versteigerung an.
Dabei handelt es sich um das ehemalige Wohnhaus des Schulleiters der Berufsschule, direkt neben dem Schulgebäude. Seit Dezember 2019 steht es auf der Denkmalliste der Stadt. Gleichzeitig ist es auch das Objekt, für das die Gutachter den höchsten Verkehrswert aufgerufen haben. Auf 600.000 Euro kommt der Gutachter für dieses „zweigeschossige Wohnhaus mit Einliegerwohnung, Anbauten und Gartenhaus“, das am 30. November ab 9 Uhr unter den Hammer kommt. Dafür erhält der Bieter dann ein Gebäude aus dem Jahr 1932 in klassischer Klinkerbauweise, angelehnt ans benachbarte Berufskolleg.
Zweifamilienhaus von 1893 dürfte zu den ältesten Gebäuden Bottrops gehören
Wesentlich günstiger schätzen die Gutachter das Zweifamilienhaus an der Birkenstraße ein, das am selben Tag um 11 Uhr angeboten wird. Der Gutachter beschreibt es als „älteres, frei stehendes Zweifamilienwohnhaus, eingeschossig mit Dachgeschossausbau, Wohnhausanbauten, ursprüngliches Baujahr 1893“. Wer hier den Zuschlag erhält, bekommt zusätzlich zwei Garagen dazu. Auf rund 150.000 Euro legt der Gutachter den Verkehrswert dieses Hauses fest. Es dürfte zu den ältesten Gebäuden im Stadtgebiet gehören.
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Die Besonderheit: Hier geht es technisch gesehen um zwei Verfahren, die verbunden wurden. Zum einen geht es um eine Zwangsvollstreckung, zum anderen aber auch um die Aufhebung einer Eigentümergemeinschaft. Das geht so zumindest aus den öffentlich einsehbaren Unterlagen hervor. In der jeweiligen amtlichen Bekanntmachung wird immer auch der Grund der Versteigerung angegeben.
Zwei Immobilien in Bottrop-Weilheim kommen unter den Hammer
Gleich drei Zwangsversteigerungstermine für Häuser in Welheim – alle An der Kommende – stehen am 7. Dezember an. Zunächst geht es um ein Zweifamilienhaus, dessen Verkehrswert der Gutachter bis 355.000 Euro sieht. Es handele sich dabei um ein Haus aus den 1970er-Jahren, was laut Gutachten immer wieder an- und umgebaut wurde. Zuletzt wurde es 2014 von einem Drei- zu einem Zweifamilienhaus umgebaut, heißt es auf der Internetseite des Gerichts. Dort erfährt der Interessent auch, dass es rund 250 Quadratmeter Wohnfläche bietet. Wie es von innen aussieht? Da muss er sich überraschen lassen, eine Innenbesichtigung war dem Gutachter nämlich nicht möglich.
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Zusätzlich wird an dem Tag eine Doppelhaushälfte an derselben Straße versteigert. Viele Informationen dazu hat das Gericht noch nicht veröffentlicht, ein Gutachten ist zumindest online noch nicht abrufbar, scheint aber schon vorzuliegen. Denn auf der Seite des Gerichts gibt es folgende Beschreibung: „Laut vorliegendem Wertgutachten handelt es sich um eine Einfamilien-Doppelhaushälfte und eine Garage mit rückwärtiger Erweiterung mit einer Gesamtwohn- und Nutzfläche von rund 108 Quadratmetern sowie einer Grundstücksgröße von 244 Quadratmetern.“ Erbaut wurde das Haus im Jahr 1993, der Verkehrswert liegt bei 254.000 Euro. Auch hier geht es um zwei Verfahren, die zusammengelegt wurden.
Gutachter legen Verkehrswerte fest
Zwei Termine stehen am 14. Dezember an. Um 9 Uhr soll eine kleine Eigentumswohnung – ein bis zwei Zimmer an der Scharnhölzstraße – versteigert werden. Als Verkehrswert sind 90.000 Euro aufgerufen, zu der Wohnung gehört noch eine Garage.
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Bei dem anderen Termin um 11 Uhr wird eine Doppelhaushälfte am Maybachweg angeboten. Das Gutachten ruft dafür einen Verkehrswert von 450.000 Euro auf. Das Haus aus der Mitte der 1950er-Jahre wurde in den 1970er-Jahren umgebaut und erweitert, so dass laut Gutachten nun 160 Quadratmeter Wohnfläche bereitstehen.
Vielzahl der Versteigerungstermine noch keine Auswirkung der Zinswende
Diese Häufung der Termine sei keine Auswirkung der sich andeutenden Zinswende, stellt Amtsgerichtsdirektor Eckhard Meierjohann klar. Dafür sei es noch viel zu früh. Denn: „Eine Zwangsversteigerung steht ja erst am Ende eines langen Verfahrens.“ Die Termindichte liegt vielmehr in der Organisation im Amtsgericht begründet. Während der Corona-Zeit habe man nahezu keine Termine angesetzt, so Meierjohann.
Zum einen fehlte der Raum, in dem das Verfahren coronakonform hätte über die Bühne gehen können, zum anderen sei man auch personell bei den Rechtspflegern – die für derartige Verfahren zuständig sind – ausgedünnt gewesen. Ein Kollege sei in den Ruhestand gegangen, sein Nachfolger langzeiterkrankt – auch das habe Auswirkungen gehabt. Nun sei man personell aber wieder entsprechend aufgestellt, so dass die Termine nun stattfinden können.
Termine und Infos zu Zwangsversteigerungen veröffentlicht das Amtsgericht Bottrop
Wobei: Die Tatsache, dass so ein Termin anberaumt ist, heißt nicht, dass er auch tatsächlich stattfindet. Gehe es um Zwangsvollstreckungen, so sei ja auch denkbar, dass der Schuldner anderweitig Geld auftreibt, sich mit dem Gläubiger einigt und so ein Termin dann wieder abgesagt werde, erläutert Meierjohann. Aktuelle Informationen über Zwangsversteigerungen veröffentlichen das Amtsgericht und auch das Justizportal des Landes. Hier können sich Interessenten informieren und oft auch Online-Versionen der Gutachten einsehen.
Mitbieten kann dann im Prinzip bei den Terminen im Nebengebäude des Amtsgerichts am Droste-Hülshoff-Platz jeder. In der Regel müssen Interessenten zehn Prozent des Verkehrswerts als Sicherheit hinterlegen – Bankbürgschaft, Bundesbankscheck oder Verrechnungsscheck. Liegt das Höchstgebot niedriger als 50 Prozent des Verkehrswertes, wird der Zuschlag nicht erteilt. bei einem Höchstgebot zwischen 50 und 70 Prozent des Verkehrswertes kann der Gläubiger beantragen, dass der Zuschlag nicht erteilt wird.