Bottrop. Bottrop soll fünf Millionen Euro in das Solebad Vonderort investieren. Insgesamt kostet der Neubau über 30 Millionen. Die Politik ist skeptisch.

Für die Modernisierung des Revierparks Vonderort kommen in den nächsten drei Jahren weitere Kosten auf Bottrop zu - in Millionenhöhe. Nach einer vorläufigen Berechnung der Stadt wird der Neubau des Solbades sowie des Freizeithauses auf dem Gelände zwischen Bottrop und Oberhausen voraussichtlich mehr als 31 Millionen Euro kosten. Auf Bottrop entfielen abzüglich erhoffter Fördergelder des Bundes etwa 20 Prozent der kommunalen Nettokosten und somit gut fünf Millionen Euro.

Der Millionenzuschuss der Stadt, den die Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr für die Bauvorhaben braucht, könnte aber auch niedriger ausfallen - oder noch steigen. So genau scheinen das zurzeit weder die Bauherrin noch die Stadtverwaltung zu wissen. Das aber stört in Bottrop vor allem CDU und auch ÖDP. Sprecherinnen und Sprecher beider Parteien forderten jetzt im Finanzausschuss mehr Klarheit über die finanziellen Folgen der Revierpark-Projekte für Bottrop ein.

Solbad mit fünf neuen Becken und einem Sportstudio

„Es handelt sich hier um eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für die Stadt“, begründete CDU-Wirtschaftssprecher Volker Jungmann die anhaltende Skepsis der Union. „Als vorsichtiger Kaufmann will man doch wissen: Was kommt da auf uns zu?“, sagte der Ratsherr. Schließlich fallen für die Erneuerung des Revierparks über das Solbad und das Freizeithaus hinaus auch sonst noch Kosten an. Volker Jungmann wies auch darauf hin: „Mögliche Baukostensteigerungen sind zurzeit ja kaum planbar“.

Im Revierpark Vonderort zwischen Bottrop und Oberhausen: Der neue Bewegungshügel ist längst fertig und junge Radfahrer sind auf der Piste. Steht demnächst der Neubau des Solbades an?
Im Revierpark Vonderort zwischen Bottrop und Oberhausen: Der neue Bewegungshügel ist längst fertig und junge Radfahrer sind auf der Piste. Steht demnächst der Neubau des Solbades an? © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Für die Millionenbeträge soll jedenfalls eine Wohlfühloase für gesundheitsbewegte Bürger entstehen: mit Solebecken im Gebäude sowie draußen, mit einem Becken für Wassergymnastik und Aquafitness, mit einem Gesundheitspool zur Entspannung und einem 25-Meter-Schimmbecken. Das Freizeithaus soll in den Badbereich baulich eingegliedert werden. Ebenfalls geplant sind: ein Sportstudio mit Rudergeräten, Seilzuggeräte, Fitnessräder, sowie eine Gastronomie mit veganen Bio-Speisen. Drumherum können die Besucher des neuen Solebades den FKK-Saunagarten, den Textil-Saunagarten, die Erdsauna, den Schwimmteich, zwei Terrassen und den Ruheraum nutzen. Die Saunalandschaft des Revierparks war ja bereits vor zwölf Jahren erneuert worden.

Wahl zwischen Anstieg der Kreditkosten oder der Betriebskosten

Die Bottroper CDU-Vertreter aber wollen wissen, was es mit der Millionenzahlung dafür genauer auf sich hat: Sei sie ein Darlehen? Stocke die Stadt mit dem Geld ihre Kapitalanteile an der Freizeitgesellschaft auf oder handele es sich um einen verlorenen Zuschuss? Wie Jungmann fragt auch ÖDP-Ratsfrau Marianne Dominas skeptisch, ob die Stadt Millionen für den Bau von Gebäuden ausgeben solle, die am Ende nicht im städtischen Eigentum seien, sondern im Eigentum der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr GmbH? Das Ganze ist komplex: Der Bottroper Anteil an der Freizeitgesellschaft liegt bei vier Prozent. Der Revierpark Vonderort selbst findet sich im Beteiligungsbericht der Stadt nicht explizit wieder.

Im Südteil des Revierparks Vonderort rollen hinter dem Freizeithaus in Oberhausen die Bagger: Das Freizeithaus wird abgerissen und in den neuen Badbereich eingegliedert.
Im Südteil des Revierparks Vonderort rollen hinter dem Freizeithaus in Oberhausen die Bagger: Das Freizeithaus wird abgerissen und in den neuen Badbereich eingegliedert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Stadtkämmerer Jochen Brunnhofer erklärte im Finanzausschuss indes, dass Bottrop mit 20 Prozent an diesem Freizeitpark beteiligt sei. „Der Revierpark war nie ein Gewinnbetrieb“, sagte er. Die Stadt müsse ihren geforderten Fünf-Millionen-Zuschuss über Kredite finanzieren, erläuterte Brunnhofer und provozierte damit bei der CDU kritische Nachfragen nach der Laufzeit und den Zinskosten dieser Kredite. Ungewiss sei, ob die Freizeitgesellschaft selbst am Kapitalmarkt dieselben Kreditkonditionen erhalten würde, erläutert die Stadt in einem für den Finanzausschuss eilig nachgereichten Papier. Dieselben günstigen Konditionen, ist damit offenbar gemeint. Denn als Alternative steht durchaus im Raum, dass die Freizeitgesellschaft auf die Zuschüsse der Stadt verzichtet und für ihre Bauvorhaben die Millionenkredite selbst aufnimmt. Dann aber müsste die Stadt zur Abzahlung der Kredite mit voraussichtlich höheren Zinskosten ihre ohnehin laufenden Betriebskostenzuschüsse an die Freizeitgesellschaft erhöhen.

Tatsächliche Höhe der Fördergelder des Bundes ist ungewiss

Unklar ist auch, wie hoch die Fördergelder des Bundes für den Revierpark-Vonderort ausfallen werden. Jochen Brunnhofer sprach von einer Summe über zunächst gut einer Millionen Euro, die am Ende auf gut sechs Millionen Euro anwachsen könne. Viel ist das nicht. Die Bundesförderung macht jedenfalls weniger als 20 Prozent der Gesamtkosten für die Solbaderneuerung aus. Normalerweise ist das Verhältnis der Förderquoten oft umgekehrt: 80 Prozent übernehmen Bund und Land, gut 20 Prozent die vergleichsweise finanzschwachen Städte.

Zwar sei eine wesentlich höhere Bundesförderung beantragt, betonte Bottrops Stadtkämmerer Jochen Brunnhofer, eine Entscheidung darüber liege aber bis jetzt nicht vor. Außerdem heißt es in dem von der Stadt nachgereichten Papier dazu: Die Erfolgsaussichten einer über den Betrag von 6 Millionen Euro hinausgehenden Förderung können zurzeit nicht belastbar bewertet werden.