Oberhausen. Fünf Bäder, ein Sportstudio, schöne Saunagärten und ein Kraftwerk –der Revierpark Vonderort plant Großes als Ersatz für das marode Solebad.

Lange wurde darum gerungen, lange hin und her überlegt – sanieren, erneuern oder aufgeben? Jetzt ist klar: Das seit Sommer 2019 geschlossene und einst so beliebte Solebad im Revierpark Vonderort wird 48 Jahre nach seiner Eröffnung komplett abgerissen – und soll dann vollkommen neu gebaut werden. Wenn alles klappt, können in einigen Jahren die Bürger schöner schwitzen, schwimmen und entspannen in einem neuen Solebad auf der Stadtgrenze zwischen Bottrop und Oberhausen.

Die Kosten dafür sind hoch: 32 Millionen Euro, die zur Hälfte der Regionalverband Ruhr (RVR), zu 30 Prozent die Stadt Oberhausen und zu 20 Prozent die Stadt Bottrop schultern müssen. Die Beteiligten hoffen allerdings auf einen dicken Zuschuss durch den Bund – ohne diesen können die armen Städte das Vorzeigeprojekt nicht umsetzen.

Für die Aufwendungen zulasten aller Steuerzahler bekommen dann aber die sport- und entspannungsbegeisterten Oberhausener und Bottroper ein durchaus stattliches Angebot. Das geht aus dem neuen Beschlusspapier der Stadt Oberhausen für den Förderantrag an den Bund hervor, den der Hauptausschuss ohne erkennbare Diskussion zustimmend beraten hat.

Kann nicht mehr anständig saniert werden und wird deshalb für einen Neubau abgerissen: Das Solebad im Revierpark Vonderort auf der Stadtgrenze von Oberhausen und Bottrop.
Kann nicht mehr anständig saniert werden und wird deshalb für einen Neubau abgerissen: Das Solebad im Revierpark Vonderort auf der Stadtgrenze von Oberhausen und Bottrop. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Danach ist das alte Solebad so marode, dass es auch nach einer Sanierung nicht mehr den heutigen Ansprüchen an Gesundheitsangebote genügen könnte. „Nach umfangreichen Prüfungen kommt hier keine Sanierung, sondern nur ein Ersatzneubau infrage.“

Sogar ein 25-Meter-Sportschwimmbecken geplant

Für diesen Neubau sieht das neue Bäderkonzept unter dem Namen „Zukunftsbad Vonderort“ eine Wohlfühloase für gesundheitsbewegte Bürger vor – mit insgesamt fünf Becken: ein Solebecken innen im Gebäude und ein Solebecken draußen an der freien Luft; ein Aktivbecken für Wassergymnastik und Aquafitnessangebote, ein Gesundheitspool zur Entspannung mit den Zusätzen Lithium und Selen und ein 25-Meter-Sportbecken für Schwimmsport. Ebenfalls sollen entstehen: ein Sportstudio mit Rudergeräten, Seilzuggeräten und Fitnessrädern, sowie eine Gastronomie mit veganen Bio-Speisen. Rund um die fünf Becken können die Gäste des neuen Solebades den FKK-Saunagarten, den Textil-Saunagarten, die Erdsauna, den Schwimmteich, zwei Terrassen und den Ruheraum nutzen. Von der Misere des Solebades war ja die Saunalandschaft nicht betroffen, die bereits vor zwölf Jahren ertüchtigt worden ist.

Das Solebad im Revierpark Vonderort ist so marode, dass es abgerissen werden muss.
Das Solebad im Revierpark Vonderort ist so marode, dass es abgerissen werden muss. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Wenn nun bei Bürgern die Sorge umgeht, dass diese teuren Bauten mit einer überraschend üppigen Bäderlandschaft zu Luxus-Eintrittspreisen führen wird, dem versichert die Wittener Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr, die die Revierparks im Ruhrgebiet betreibt: „Das Ruhrgebiet steht nicht für Luxus und überdurchschnittliche Einkommen. Das Badevergnügen in Oberhausen soll zu erschwinglichen Konditionen und niedrigen langfristigen Betriebskosten möglich gemacht werden.“

Das sind die Verantwortlichen des neuen Solebades

Bauherr des neuen Solebades im Revierpark Vonderort auf der Stadtgrenze von Bottrop und Oberhausen ist die Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr mbH („FMR“), die neben Freizeitbädern die Revierparks Mattlerbusch, Vonderort, Nienhausen sowie das Freizeitzentrum Kemnade betreibt.

Planerisch ist die Prova Unternehmensberatung GmbH eingebunden, die in Oberhausen schon seit Jahren die Marina, den Aquapark und das Freibad im Revierpark Vonderort bewirtschaftet. Der Gebäudeentwurf wurde von der niederländischen Firma Hooper Architects und dem Aachener Ingenieurbüro Inco angefertigt.

Man könnte da allerdings in diesen Zeiten schnell Zweifel hegen: Angesichts der extrem gestiegenen Gas- und Kohlepreise – ist der Betrieb einer solchen Saunalandschaft mit pudelwarmen Wasser nicht viel zu teuer? Nein, meinen die Chefplaner bei der Freizeitmetropole in ihrem Papier – denn das neue Solebad heißt nicht ohne Grund „Zukunftsbad“. Es soll „in Sachen Nachhaltigkeit, Klimaneutralität, Gesundheit und Barrierefreiheit Maßstäbe für die Naherholung der Zukunft setzen“, tönen die Konzeptmacher. „Das neue Bad soll seinen Verbrauch fossiler Energien auf null reduzieren und damit zum Vorzeigeprojekt im modernen, postfossilen Bäderbau werden.“

Solebad erhält ein eigenes Kraftwerk mit erneuerbaren Energien

Das geschieht durch ein eigenes Kraftwerk auf dem Gelände, das Strom und Wärme durch erneuerbare Energien erzeugt: Geplant sind eine Photovoltaik-Anlage mit 950 Kilowatt-Spitzenbetrieb und 4700 Quadratmetern Kollektorenfläche auf dem Gebäude und über dem Parkplatz sowie drei Wärmepumpen, die die Becken beheizen. Nur die absolute Spitzenlast für die Wärmegewinnung soll mit Hilfe von Biogas oder Pellets erzeugt werden. Sogar Erdpumpen oder die Abwasserkanäle rund um den Park als mögliche Energiequelle lassen die Planer prüfen. Die Freizeitgesellschaft strebt an, für das „Zukunftsbad“ weniger als die Hälfte des Energieverbrauchs bei bisher noch üblichen konventionellen Planungen solcher Bäderlandschaften aufzuwenden.

Und wann wird dieses umfangreiche Zukunfts-Freizeitprojekt verwirklicht? Alle Bürger müssen noch Geduld aufbringen. Denn erst einmal muss der Haushaltsausschuss des Bundestages entscheiden, ob der Bund eine zweistellige Millionensumme in dieses Projekt für das westliche Ruhrgebiet stecken will. Erst dann wird dieses Bauvorhaben in seinen Details weiter geplant. Denn: „Das ist ein ganz starkes Projekt, das wollen wir so machen. Da steckt alles drin an Technik, die man heute kennt, um ein Solebad der Zukunft zu bauen. Doch wenn die Bundeshilfe ausbleibt, müssen wir neu denken“, dämpft Jürgen Hecht, Geschäftsführer der Freizeitgesellschaft, allzu hohe Erwartungen.