Bottrop-Kirchhellen. Die Brandstiftung bei Kläsener hat unter Politikern eine Debatte über das Sicherheitsgefühl in Kirchhellen ausgelöst. Das sagt die Polizei.

Die Bezirkspolitik diskutiert nach der Brandstiftung auf dem Johann-Breuker-Platz im Oktober über Sicherheitslage und Sicherheitsgefühl im Kirchhellener Ortskern. „Vandalismus und Vermüllung sind ein Riesenproblem geworden, allerdings nicht nur in Kirchhellen“, sagt Tilman Christian vom Fachbereich Umwelt und Grün. Die Politik wünscht sich mehr Polizeipräsenz vor allem am Freitag- und Samstagabend. „Wir tun, was wir können“, sagt dazu Polizeisprecherin Ramona Hörst. Im Gegenzug müssten die Bürger allerdings auch etwas tun: nämlich Straftaten anzeigen, wenn sie sie beobachten. Diesen Appell richtet auch Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder an Bürger, aber auch an Schulleiter und Verwaltung.

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„Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass Drogen in Kirchhellen ein Schwerpunktproblem sind“, sagt die Polizeisprecherin zu den zahlreichen Berichten und Gerüchten in sozialen Medien über angeblichen Drogenhandel im Dorf. „Wir haben bei Kontrollen in diesem Jahr nur vereinzelte Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Darunter waren aber auch Menschen, die auf der Durchreise waren und gar nicht nach Kirchhellen wollten.“

„Wir sind untereinander, mit der Stadt und mit der Politik im regelmäßigen Austausch“, sagt die Polizeisprecherin. „Wenn wir merken, irgendwo tut sich was, dann reagieren wir auch. So ist es uns ja Anfang letzten Jahres gelungen, ein Abwandern von Teilen der Tuningszene nach Kirchhellen im Ansatz zu verhindern. Aber wird sind auf die Rückmeldungen der Bürger und der Institutionen angewiesen.“

„Wir wollen eine vorurteilsfreie Aufarbeitung“

Viele der in sozialen Medien massenhaft verbreiteten Erzählungen hätten sich bei Ermittlungen als Erzählungen vom Hörensagen herausgestellt. Ja, es hat einen Einbruch in die Sporthalle am Schulzentrum gegeben, sagt Ramona Hörst: „Der Fall ist geklärt und war eher ein Fall von Vandalismus.“ Eine angebliche Schlägerei mit Raub zum Beispiel habe sich nach Ermittlungen anders dargestellt: „Da hat einfach jemand seine Uhr verloren. Mutmaßungen im Netz helfen uns gar nicht, im Gegenteil. Wer etwas beobachtet hat, kann und soll uns ansprechen und wir kümmern uns drum.“

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So habe die Polizei auf die Brandstiftung am Café Auszeit reagiert, indem am Donnerstag nach der Tat die Mobile Wache auf dem Wochenmarkt gestanden habe. Und die Aussage, in Kirchhellen sei nur ein Streifenwagen unterwegs, „greift zu kurz“, sagt Ramona Hörst. Auch außerhalb des Streifendienstes seien überall in der Stadt Beamte im Einsatz und bekämen bei Bedarf sehr schnell Verstärkung.

Mit Blick auf die Jugendbande, die angeblich die Dorfmitte unsicher mache, warnte Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder ebenso vor einer Vorverurteilung wie SPD-Bezirksfraktionschef Willi Stratmann: „Wir wollen eine vorurteilsfreie Aufarbeitung, gerade weil wir wissen, wie die Gerüchteküche derzeit kocht.“

Hartnäckige Falschmeldung: Das waren Jugendliche, hieß es im Dorf, als in der Nacht zum 2. August an den Geschäften am Johann-Breuker-Platz Scheiben eingeworfen wurden. Dabei hatte die Polizei den Täter schon auf frischer Tat festgenommen.
Hartnäckige Falschmeldung: Das waren Jugendliche, hieß es im Dorf, als in der Nacht zum 2. August an den Geschäften am Johann-Breuker-Platz Scheiben eingeworfen wurden. Dabei hatte die Polizei den Täter schon auf frischer Tat festgenommen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Bezirksbürgermeister fordert Eingreifen des Ordnungsdienstes

Erstmals hatte sich die Bezirksvertretung im März mit dem Anwachsen von Müll im Dorfkern befasst und Gruppen von Jugendlichen als eine Ursache ausgemacht. Schon damals hatte Schnieder ein Eingreifen des Kommunalen Ordnungsdienstes KOD gefordert. „Wenn es da doch regelmäßig so aussieht, gibt es doch sicherlich einen Ordnungsdienst, der auch einmal durch Kirchhellen fährt“, sagte Schnieder. Auch jetzt sieht er den Ordnungsdienst in der Pflicht, nach dem Rechten zu sehen. Die Sitzecke sei als Treffpunkt einer Gruppe von bis zu 15 Jugendlichen bekannt. Um den Spielplatz am Rande des Johann-Breuker-Platzes aufzuwerten, hat der Fachbereich Umwelt und Grün inzwischen die Spielgeräte dort ausgetauscht.

Wie hartnäckig sich die Gerüchte um jugendliche Straftäter im Dorf halten, hat die nächtliche Randale auf dem Johann-Breuker-Platz gezeigt. In der Nacht zum 2. August hatte ein 38-Jähriger betrunken ein Auto demoliert und fünf Schaufensterscheiben eingeworfen. Der Mann wurde noch in der Nacht festgenommen und später in die Psychiatrie eingewiesen. Doch noch Tage später musste die Polizei hart das Gerücht dementieren: Das seien „die Jugendlichen“ gewesen.

Im Juni ausgetauscht wurden die Spielgeräte am Johann-Breuker-Platz.
Im Juni ausgetauscht wurden die Spielgeräte am Johann-Breuker-Platz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Unstreitig sei, dass Vandalismus und Vermüllung auf den Spielplätzen und im Schölsbachwäldchen deutlich zugenommen habe, sagt Tilman Christian. Tatsache sei auch, dass sich ein Gefühl der Unsicherheit verbreite in der Dorfmitte, sagt Dominik Nowak: „Gefühlt haben wir eine Zunahme dieser Ereignisse, die Bürger sich unsicher fühlen lassen.“ Und auch Schnieder warnt: „Wir müssen aufpassen, dass uns da nicht etwas aus dem Ruder läuft.“

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Dazu wollen wir gerne beitragen, sagt Polizeioberrat Rainer Kollburg und hat Schnieders Einladung schon angenommen, bei der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung das Gespräch mit der Politik zu suchen. Ramona Hörst: „Wir wünschen uns eine sachliche Auseinandersetzung.“