Bottrop. Wird Bottrop zur neuen Heimat der Tuning-Szene? Nach einem Treffen mit über 400 Autos ergreift die Stadt Maßnahmen. Das sind die Hintergründe.
Sicherheitsdienste werden ab sofort am Wochenende die Zufahrten zum Südringcenter absperren. Die Stadt reagiert damit auf die Tuner-Treffen an den vergangenen Wochenenden, zuletzt wurden mehr als 400 Fahrzeuge gezählt. „Wir haben die Szene im Blick“, sagt Polizeisprecher Andreas Lesch. Die Polizei werde verhindern, dass sich Teile der illegalen Tuning-Szene nach Bottrop verlagern.
Lesen Sie weitere Nachrichten aus Bottrop:
- Kolüsch: Suppenküche gibt täglich 100 Mahlzeiten aus
- Testzentrum: Viel Wirbel um Genehmigung
- Rathausviertel:Sechs neue Läden vermietet
- Test-Chaos:„Durchseuchung der Kinder wird hingenommen“
Am vergangenen Wochenende hat es am Südringcenter nach Angaben der Polizei gleich zwei Treffen der Tunerszene gegeben. Am Freitag hatte es ab 21 Uhr erste Hinweise auf einen „massiven Zulauf“ auf die Parkplätze gegeben, berichtet Polizeisprecher Andreas Lesch. Mit Lautsprecherdurchsagen hatte die Polizei die bis zu 400 Personen mit 150 Fahrzeugen aufgefordert, den Parkplatz zu räumen. Um dieser Aufforderung Nachdruck zu verleihen, seien zwölf Platzverweise ausgesprochen worden. Bei Kontrollen seien zwei Autos sichergestellt worden wegen des Verdachts, dass durch illegales Tuning die Betriebserlaubnis erloschen ist.
Bottroper Südringcenter: Bis zu 400 Fahrzeuge am Samstagabend
Am Samstagabend war der Andrang dann noch größer: Bis zu 400 Fahrzeuge wurden am Südringcenter gezählt. Deshalb hätten die Polizeikräfte sich auf die Räumung und die Durchsetzung von Platzverweisen konzentriert. Weil für diesen Einsatz unter anderem Kräfte der Einsatzhundertschaft alarmiert wurden, sehen Polizei und Stadt dort Handlungsbedarf.
In Absprache mit dem Eigentümer des Parkplatzes am Südringcenter sowie dem städtischen Immobilienmanagement gilt dort ab sofort: Freitags und samstags werden die Zufahrten zum Parkplatz sowie zum städtischen Parkhaus durch Sicherheitsdienste abgesperrt. Autos, die der Tunin-Szene zugehörig sind, wird die Zufahrt verweigert. Personen, die ein berechtigtes Interesse nachweisen können, erhalten eine Parkerlaubnis.
Fahrzeuge, die dennoch die Parkflächen für unzulässige Treffs nutzen, werden dem Hausrecht entsprechend von dort verwiesen. Die Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) werden diese Aktion begleiten und bei Störungen oder Straftaten entsprechende Verfahren einleiten.
Wird Bottrop Tuner-Treffpunkt? Das sind die Hintergründe
Warum kommen die dicken Autos überhaupt nach Bottrop? Seit Anfang vergangenen Jahres haben Polizei und Stadt den Druck auf die Szene der „Wallring-Raser“ noch einmal deutlich erhöht. Die Wallringe um die Dortmunder Innenstadt, die Parkplätze an der Hohensyburg und in den letzten Jahren auch am neuen Phönixsee waren beliebte Treffpunkte der illegalen Tuningszene.
Verdrängung der Wallraser aus Dortmund
Die verschärften Kontrollen haben zu einer Verdrängung der Szene geführt, meldete die Dortmunder Polizei im Oktober: „Während Anfang des Jahres 2021 noch zum Teil über 700 Fahrzeuge in den prägnanten Bereichen rund um den Dortmunder Wall anzutreffen waren, kontrollierten Polizei und Stadt an einem Wochenende im September noch rund 150 Fahrzeuge.“
Deshalb hat sich die Szene neue Treffpunkte gesucht. Anfang letzten Jahres gab es zunächst kleinere Tuner-Treffen in Kirchhellen. Dort ist die Polizei aber sofort mit Streifen und Kontrollen hineingegrätscht: „Unsere Maßnahmen dort haben gut funktioniert“, sagt Polizeisprecher Lesch im Rückblick.
Parallel dazu haben sich weitere Treffpunkte entwickelt, etwa am Südringcenter, am Parkplatz des Bergwerks Prosper-Haniel und auf der 60.000 Quadratmeter großen Außenfläche der ehemaligen Zeche Ewald in Herten. Dort zeigt die Polizei deshalb immer wieder mit Schwerpunktkontrollen Flagge. Auch bei den regelmäßigen Kontrollen von Polizei und Stadt in der Bottroper Innenstadt haben die Ordnungshüter ein Auge auf aufgemotzte Fahrzeuge und werden regelmäßig fündig. Der bisherige Rekord: sechs sichergestellte Fahrzeuge an einem Abend.
Polizei will den Druck erhöhen
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen stellt immer wieder klar, dass die Polizei die Raser und illegalen Tuner fest im Blick hat. „Mit den gezielten und wiederholten Kontrollen wollen wir den Druck erhöhen und den Rasern und illegalen Tunern Grenzen aufzeigen“, sagt sie.
Sie stellt außerdem klar: „Das reine Posen und die Treffen sind nicht das Problem, vielmehr sind es die damit zusammenhängenden Lärmbelästigungen und die Gefährdung der Bevölkerung durch Missachtung der Straßenverkehrsregeln, vor allem durch illegale Rennen und spontane Beschleunigungsduelle. Nicht umsonst ist die Bekämpfung der Szene ein strategisches Schwerpunktthema des Polizeipräsidiums Recklinghausen.“