Bottrop. Ihre verstärkte Präsenz am Bottroper ZOB zeige Wirkung, sagt die Polizei. Busfahrer hingegen fühlen sich teils unsicher – vor allem abends.
Kleines Jubiläum in der Innenstadt: Zum zehnten Mal seit Dezember 2019 hat die Polizei gemeinsam mit dem städtischen Ordnungsdienst eine fast ganztägige Schwerpunktkontrolle durchgeführt. Zudem hat sie seit Mai ihre Präsenz am ZOB und auf dem Berliner Platz deutlich hochgefahren. Das zeigt Wirkung, sagte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen im Juni. Eine Frage der Sichtweise: Busbetreiber Vestische spricht dagegen von einem „verschlechterten“ Sicherheitsempfinden rund um den Busbahnhof in der letzten Zeit.
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Im Dezember 2019 haben Polizei und Stadt mit den gemeinsamen Kontrollen in der Bottroper Innenstadt begonnen und diese Aktionen, unterbrochen von einer Coronapause während des Lockdowns, bis jetzt fortgesetzt. Nach einer Serie von Raub- und Körperverletzungsdelikten rund um den Busbahnhof im März hat die Polizei nochmals nachgelegt. Die Mobile Wache macht regelmäßig Station am Berliner Platz, zudem haben die Polizisten im Wach- und Wechseldienst den Auftrag, sich möglichst häufig am Berliner Platz sehen zu lassen.
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Schon im April hatte Bernd Vogel, der Chef der Polizeiinspektion West, betont: Es sei der Polizei ein ganz besonderes Anliegen, das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen durch Polizeipräsenz in der Innenstadt zu stärken, so häufig es geht. Das gelte sowohl für die Polizeipräsidentin, aber auch für ihn und die Kolleginnen und Kollegen auf den Straßen.
Polizeipräsenz in Bottrops Innenstadt gestiegen
Diese Maßnahmen hätten geholfen, das Sicherheitsgefühl der Menschen in der Innenstadt zu verbessern, bilanzierte die Polizeipräsidentin im Juni: „Mehr Präsenz vor Ort heißt auch mehr Ansprechbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger. Die vielen positiven Rückmeldungen der Menschen zeigen, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen. Polizei und Stadt werden auch weiterhin als wichtiger Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger präsent sein“. Anfang Juli hatte die Polizei einen 16-Jährigen festgenommen: „Er soll für zahlreiche Straftaten im Umfeld des Berliner Platzes und im Bereich der Innenstadt verantwortlich oder daran beteiligt sein“, berichtete Polizeisprecher Andreas Lesch im August,
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Tatsächlich ist die Polizeipräsenz in der Bottroper Innenstadt deutlich höher als noch vor einem halben Jahr. Dennoch haben sich die Beamten auch bei der Schwerpunktkontrolle am Mittwoch von Passanten fragen lassen müssen: „Schön, dass ihr hier seid. Aber wo seid ihr, wenn wir euch brauchen? Samstags abends zum Beispiel?“
Erinnerung an die Schlägereien am Kirmessamstag in Bottrop
Noch ganz frisch ist die Erinnerung an den Kirmessamstag, bei dem es nach Angaben der Polizei kurz nach 22 Uhr mindestens zwei heftige Schlägereien gegeben haben soll. Bei einer davon soll ein 18-jähriger mit einem Messer auf einen 16-Jährigen eingestochen und ihn schwer verletzt haben. Der mutmaßliche Täter stellte sich noch in der Nacht auf der Polizeiwache. Bei einer weiteren Schlägerei auf der Horster Straße waren Täter wie Opfer verschwunden, als die Polizei eintraf.
Zudem gab es zuletzt immer wieder Berichte über gewalttätige Jugendliche, die sich am Busbahnhof treffen und dort ebenso auffällig werden wie an Schulen. Ende August hatten Politiker im Schulausschuss ihrer Sorge Ausdruck verliehen. Thomas Plänsken, Leiter des kommunalen Ordnungsdienstes KOD, berichtete im Schulausschuss, das Problem verlagere sich vom ZOB an die Schulen: Die Gruppe laufe grölend durch Schulgebäude und störe den Unterricht.
Bottroper ZOB: „Sicherheitsempfinden hat sich verschlechtert“
Auch der Busbetreiber Vestische findet zum Thema Sicherheitsgefühl in der Innenstadt deutliche Worte. Rainer Osigus, Verkehrsmeister und in der Fahrdienstleitung Bottrop tätig: „Die Kolleginnen und Kollegen schildern uns, dass sich ihr Sicherheitsempfinden und das der Fahrgäste am ZOB Bottrop verschlechtert hat. Deshalb ist es gut, dass die Ordnungsbehörden Präsenz zeigen. Wir sind auch selbst bereits aktiv geworden und setzen unsere Präventionsteams dort seit einiger Zeit vermehrt ein.“
Spätestens, wenn es dunkel wird am ZOB, fühlen sich viele Fahrer und Fahrgäste am Busbahnhof nicht mehr wirklich wohl. „Abends steigen wir hier lieber nicht mehr aus“, sagt ein Busfahrer, und die Kollegen nicken. Im Bus selbst allerdings hat sich die subjektive und objektive Sicherheit der Busfahrer tatsächlich deutlich erhöht. Die in der Corona-Zeit eingebauten Hygienescheiben am Fahrersitz schützen die Fahrerinnen und Fahrer nicht nur vor Infektionen, sondern auch vor tätlichen Angriffen. Ein durchaus gewünschter Nebeneffekt, sagt Vestische-Sprecher Christoph van Bürk. Die Nachrüstung der Busflotte mit den Schutzscheiben ist inzwischen abgeschlossen.
Zudem schickt die Vestische schon seit Dezember 2018 Präventionsteams in den Abendstunden an den Wochenenden in die Busse – mit ausdrücklichem Hinweis auf die „steigende Zahl von Übergriffen auf Busfahrerinnen und Busfahrer“. Entwickelt hatte der Busbetreiber das Projekt gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum für Kriminalprävention. Im Sommer hat die gesetzliche Unfallversicherung VBG das Projekt mit dem Präventionspreis 2022 ausgezeichnet.