Bottrop. In Bottrop sind rund 50 Selbsthilfegruppen aktiv. Ein Teil von ihnen präsentiert sich in der Woche der Selbsthilfe. Hier ist das Programm.

Rund 50 Selbsthilfegruppen (SHG) gibt es in Bottrop, mehr als 1000 Mitwirkende nehmen regelmäßig an den Zusammenkünften zu Gesundheits- und sozialen Themen teil. Sie sind davon überzeugt, dass ihnen der Austausch guttut – und das möchten einige von ihnen zeigen und bekannter machen in der Aktionswoche Selbsthilfe vom 3. bis zum 9. September. Unter dem Motto „Eine Sucht kommt selten allein“ soll in dieser Woche auch eine neue Gruppe angestoßen werden.

Selbsthilfe: Ein wichtiger Anker auch in der Corona-Pandemie

Zuletzt, so Friederike Lelgemann vom Selbsthilfe-Büro Bottrop, war in der Corona-Pandemie zu erleben, wie wichtig die Selbsthilfegruppen als Anker für Betroffene sind. Digitale Formate wurden aufgelegt, Kontakte auf unterschiedlichsten Wegen weiter aufrecht erhalten. Jetzt sei auch aus der Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen heraus der Wunsch da, sich wieder zu präsentieren – live und zum Anfassen, wenn man so will.

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Denn nach dem bereits ausgebuchten Seminar zum Thema Resilienz, das sich am Samstag speziell an die bestehenden Gruppen richtet, geht es in die Öffentlichkeit. Die Deutsche Ilco – Selbsthilfevereinigung für Stomaträger, Menschen mit Darmkrebs und Angehörige, öffnet ihr Gruppentreffen am Montag, 5. September, von 16.30 bis 18.30 Uhr für alle Interessierten. An der Gnadenkirche (Gladbecker Straße 258) gibt’s zwar auch einen Fachvortrag von Dr. Michael Jakob, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am St. Marienhospital in Mülheim. Aber ganz grundsätzlich soll hier auch möglich sein, sich einen Eindruck vom Ablauf eines SHG-Treffens zu machen. „Es sind alle eingeladen zu schauen: Wie funktioniert Selbsthilfe“, so Friederike Lelgemann.

Ausstellung stellt Hilfsmittel für Sehbehinderte und Blinde vor

Ebenfalls für die Öffentlichkeit interessant: die Hilfsmittelausstellung des Blinden- und Sehbehindertenvereins am Mittwoch, 7. September, von 12 bis 16 Uhr im Martinszentrum (An der Martinskirche 1). „Es wird viel gefragt, was man als Hilfsmittel benutzen kann“, berichtet die Vorsitzende Helga von Gradowski. Im Martinszentrum kann vieles ausprobiert werden: vom Stock über digitale Waagen, Markierungspunkte für Waschmaschinen bis hin zur sprechenden Uhr und der Vorlesekamera Or-Cam.

Lars Walbaum (Freie SHG Grafenwald) weiß: Eine Sucht kommt selten allein. Im Rahmen der Selbsthilfewoche wird er seine Geschichte erzählen.
Lars Walbaum (Freie SHG Grafenwald) weiß: Eine Sucht kommt selten allein. Im Rahmen der Selbsthilfewoche wird er seine Geschichte erzählen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein neues Format im Rahmen der Bottroper Selbsthilfe soll am Donnerstag, 8. September, ab 20 Uhr mit einem Nachtcafé in Räumen am Altmarkt 2 ausprobiert werden. „RE:MIX – Eine Sucht kommt selten allein“ lautet das Thema – gemeint ist die häufige Verbindung von Sucht und psychischer Erkrankung. Im Nachtcafé sollen Betroffene, Angehörige sowie am Thema Interessierte in lockerer Atmosphäre darüber ins Gespräch kommen. Lars Walbaum – „ich bin selbst Betroffener“ – wird seine Geschichte erzählen. Bei Bedarf kann sich aus diesem Abend eine neue Gruppe entwickeln. Info/Anmeldung: 02041 2 30 19.

Tag der Selbsthilfe bildet den Abschluss der Bottroper Aktionswoche

Abschluss der Aktionswoche bildet der Tag der Selbsthilfe rund um das Haus der Vielfalt (Gerichtsstraße 3) am Freitag, 9. September, von 14 bis 18 Uhr. Infostände von bis zu zehn SHG, Mitmach-Angebote wie ein Braillekurs für Kinder, Beratung und Büfett werden ergänzt durch zwei Gesprächsrunden auf der Bühne, die sich die psychiatrische Versorgung im Stadtgebiet zum Schwerpunktthema gesetzt haben.

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Das hat diesen Hintergrund, erläutert Friederike Lelgemann: „Über alle Gruppen ist die Wahrnehmung, dass es an einer guten psycho-sozialen Versorgung in Bottrop fehlt.“ Geschaut werden soll, welche Angebote es schon gibt, für Menschen in einer Krisensituation oder mit psychischer Erkrankung. Und was vielleicht noch fehlt und besser werden könnte. Alles ist an diesem Tag barrierearm organisiert, inklusive Übersetzung in Gebärdensprache.

Eine bundesweite Aktion

Die Bottroper Aktionen reihen sich ein in das Programm der bundesweiten Selbsthilfe-Woche, die auf Initiative des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes nach 2019 nun zum zweiten Mal stattfindet. Motto: „Wir hilft“ (Infos: www.wir-hilft.de).

Der Paritätische in Bottrop als Träger des örtlichen Selbsthilfe-Büro, die Arbeitsgemeinschaft der Bottroper Selbsthilfegruppen sowie – beim Selbsthilfetag – die Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) tun sich in der Stadt zusammen, um die Vielfalt der Selbsthilfe bekannter zu machen.