Bottrop. Wegen Corona finden Bottroper Kreuzbundtreffen digital statt. Doch es fehlen Geräte, um alle zu erreichen. Crowdfunding mit Volksbank gestartet.

Der erneute Corona-Lockdown macht persönliche Gruppentreffen des Kreuzbundes gerade unmöglich. Doch auf dem digitalen Weg, wissen Gerhard Löbert und Bernd Schenke vom Vorstand, erreicht die Selbsthilfegemeinschaft für Suchtkranke nicht jeden. 25 bis 50 Prozent der Kreuzbund-Mitglieder seien technisch nicht dafür ausgerüstet, an Video-Treffen teilzunehmen. Ihnen droht, gerade in dieser Krisenzeit, ein Rückfall durch Isolation und fehlenden Rückhalt. Dabei will der Kreuzbund es nicht bewenden lassen – und über Spenden Tablets zum Ausleihen anschaffen. Die Vereinte Volksbank unterstützt das Projekt über ihre Crowdfunding-Plattform.

Per Video-Treffen Rückhalt bei den Weggefährten des Kreuzbundes finden

Video-Treffen sind zwar kein vollwertiger Ersatz für den direkten Austausch in der Gruppe. „Aber sie sind besser als nichts und besser auch als Telefonate“, unterstreicht Bernd Schenke. „Denn man kann das Gesicht des anderen sehen.“ Kann sich aussprechen, Zuspruch erfahren, Halt finden. Gerade in dieser schwierigen Zeit, in der die Corona-Krise seit Monaten den Alltag beschwert und der erneute Lockdown auch noch in die dunkle Jahreszeit fällt. „Alkohol und Depressionen sind Geschwister“, sagt Schenke. „Wenn ich Depressionen habe, alleine zu Hause sitze und es ist um fünf Uhr dunkel – das ist nicht die beste Zeit, um trocken zu bleiben.“

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Es gebe aktuell ältere Mitglieder in den Kreuzbund-Gruppen, die schon lange trocken sind, „die tauchen ab“, macht Schenke sich Sorgen. Gleichzeitig gibt es neue Anfragen. „Erst heute Morgen von zwei Leuten, die kommen demnächst aus dem Krankenhaus St. Antonius.“ Solche Menschen seien besonders labil, wenn sie aus dem geschützten Raum zurück in die raue Öffentlichkeit kämen. „Manche von ihnen sind auch sozial abgestürzt. Wenn wir diese Leute nicht auffangen, werden sie ganz schnell wieder rückfällig“, ist Schenkes Erfahrung.

Sucht-Selbsthilfe will neue Plattformen für die Begegnung schaffen

Die Kreuzbundverantwortlichen gehen davon aus, dass die Corona-Krise noch eine ganze Weile andauert. Und auch so sei es wichtig, neue Plattformen für die Begegnung zu schaffen. Gebraucht würden insgesamt 30 bis 40 Tablets. Die würden vom Kreuzbund mit einer entsprechenden App versehen, und die Empfänger sollen die Anwendung auch üben können, bevor sie die Geräte mit nach Hause nehmen.

Mit dem Crowdfunding-Aufruf, den der Kreuzbund gemeinsam mit der Vereinten Volksbank im Internet gestartet hat, soll ein erster Grundstein für das benötigte Spendengeld gelegt werden. 1500 Euro sollen hier mit Hilfe möglichst vieler Spender zusammenkommen. „Pro Unterstützer, der mindestens fünf Euro spendet, legen wir zehn Euro drauf“, sagt Christina Wienforth von der Vereinten Volksbank. Natürlich darf der Zielbetrag am Ende auch überschritten werden. „Die gesamte Summe geht dann an den Verein“, unterstreicht die Marketing-Mitarbeiterin.

Bottrops Oberbürgermeister zählt zu den Unterstützern des Kreuzbundes

Kreuzbund-Vorsitzender Gerhard Löbert ist auch froh, dass das Projekt über das Crowdfunding eine breitere Öffentlichkeit erreicht. „Es ist jetzt schon schwierig, Leute zu erreichen, um auf das Projekt aufmerksam zu machen“, sagt er auch mit Blick auf die Beschränkungen durch die Corona-Pandemie.

Zu den Unterstützern zählt jetzt schon Oberbürgermeister Bernd Tischler. Er würdigte die Arbeit des Kreuzbundes als wichtig für die Stadtgesellschaft.

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Für Unterstützer und Ratsuchende

Wer das Projekt „Kreuzbund Bottrop Digital“ mit einem Spendenbetrag seiner Wahl unterstützen möchte, geht einfach auf die Internet-Seite vereinte-volksbank.viele-schaffen-mehr.de/kreuzbund-bottrop-digital

Wer die Hilfe des Kreuzbundes in Anspruch nehmen möchte, erreicht die Geschäftsstelle unter 02041 372 94 86. Suchtkranke und Angehörige können sich dort beraten lassen.