Bottrop. . Wie fühlt es sich an, blind zu sein? Die Bottroper können das im Mai testen. Dann stehen zwei Dunkelcontainer auf dem Berliner Platz.

Wie ist es eigentlich blind zu sein? Das können die Bottroper bei den bevorstehenden Selbsthilfewochen im Mai ausprobieren. Der Bottroper Blindenverein hat zwei Dunkelcontainer für ein „Erlebnis im Dunkeln“ organisiert.

Das ist nur eines von zahlreichen Angeboten, das die Arbeitsgemeinschaft (AG) der Selbsthilfegruppen den Bottropern in diesem Frühjahr unterbreiten will. Die AG feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen und will dieses Jubiläum nicht nur mit dem traditionellen Selbsthilfetag, sondern einer ganzen Selbsthilfewoche feiern. Dies ist zugleich auch ihr spezieller Beitrag zu den Feierlichkeiten anlässlich des Stadtjubiläums.

Arbeitsgemeinschaft feiert das 20-Jährige

Besonders auch Schulklassen will der Blindenverein einladen, um sie durch die Container zu führen.
Besonders auch Schulklassen will der Blindenverein einladen, um sie durch die Container zu führen. © Blindeninstitutsstiftung

Als die AG der Selbsthilfegruppen sich 1999 unter dem Dach des Paritätischen gegründet hat, gehörten zehn Selbsthilfegruppen zu den Gründungsmitgliedern, berichtet Friederike Lelgemann vom Selbsthilfe-Büro des Paritätischen. Zwei davon haben sich inzwischen aufgelöst, acht sind immer noch dabei. Heute gehören rund 50 Selbsthilfegruppen zur Arbeitsgemeinschaft und repräsentieren damit weit über 1000 Betroffene. Dazu gehören etwa der Kreuzbund (auch Gründungsmitglied), die MS-Gruppe, die vor fünf Jahren gegründete COPD-Gruppe für Lungenkranke, die Lipödem-Gruppe oder verschiedene Selbsthilfegruppen für Menschen mit psychischen Problemen und Depressionen.

„Selbsthilfe hilft“, sagt Jürgen Heckmann, der Sprecher der Selbsthilfegruppe. Das sei empirisch belegt, so wie auch die Tatsache, dass „Öffentlichkeit befreit“. Denn viele Betroffene schämen sich ihrer Krankheit und outen sich nur ungern. Er selber gehört zur Deutschen ILCO, der Selbsthilfe für Darmkrebs-Patienten.

Drei Jahre nach Gründung der AG der Selbsthilfegruppen wurde 2002 unter dem Dach des Paritätischen das Selbsthilfe-Büro im Haus der Vielfalt an der Gerichtsstraße eröffnet. Dort trifft sich schon seit Januar das Team, das die Selbsthilfewoche vorbereitet, die vom 18. bis 26. Mai unter dem Motto „Wir hilft“ auf dem Berliner Platz stattfindet.

Selbsthilfe auf dem Berliner Platz

Termine und Sprechstunden

Für die Aktionswoche Selbsthilfe vom 18. bis 26. Mai und den Selbsthilfetag am 25. Mai sind Flyer in Vorbereitung, die bald überall ausliegen werden.

Die Sprechstunden im Selbsthilfe-Büro an der Gerichtsstraße 3 sind immer: Mo 15-17 Uhr; Di und Do 9- 13 Uhr. Kontakt: 02041 230 19 oder E-Mail selbsthilfe@paritaet-nrw.org

Während der gesamten Zeit stehen die Dunkelcontainer auf dem Berliner Platz, durch die kleine Gruppen von Helfern hindurch geführt werden. Hier gilt es, die anderen menschlichen Sinne herauszufordern, wenn auf die Augen kein Verlass mehr ist. Als Besucher erwartet der Blindenverein dann auch Schulklassen.

Das Selbsthilfe-Büro macht vom 20. bis 24. Mai auch mobil und präsentiert sich ebenfalls auf dem Berliner Platz. Hier können sich Interessierte dann von Friederike Lelgemann beraten lassen. Zugleich stellen die verschiedenen Selbsthilfegruppen hier sich und ihre Arbeit vor. So plant die ILCO in Zusammenarbeit mit dem Darmzentrum des Marienhospitals eine Aktion, auch ein begehbarer Darm wird zu Aufklärungszwecken dabei sein. Auch die Aktion gegen sexuellen Missbrauch „Das Gesetz hat keine Augen!“ macht mit und sammelt dann auf dem Berliner Platz weiter Handabdrücke für die längste Bilderschlange der Welt.

Höhepunkt aber ist der Selbsthilfetag am 25. Mai mit vielen Gruppen, einem bunten Bühnenprogramm und Oberbürgermeister Tischler als Schirmherr. Er wird den Selbsthilfetag auch eröffnen. Geplant ist dann auf der Bühne etwa eine Gesprächsrunde mit einer Ernährungsberaterin über die Ernährung bei einer chronischen Erkrankung und ein Schauspiel über einen, der auszog, sich seiner Angst zu stellen. Dazu wird es Informationsstände der Selbsthilfegruppen geben.