Bottrop. Beim Bottroper Automobiltuner ist vieles in Bewegung. Zahlreiche Weltpremieren wurden vorgestellt. Zudem wird die Produktionskapazität erweitert.

Einen Rolls Royce oder einen Porsche von Brabus? Das gab es lange Zeit nicht. Die Marke Brabus war Mercedes vorbehalten. Doch jetzt stellt sich das Bottroper Unternehmen – inzwischen der größte Tuner der Welt – breiter auf. In den vergangenen Monaten wurde der Brabus 700 auf Basis des Rolls Royce Ghost vorgestellt.

Auch Porsche-Enthusiasten kommen bei den Bottropern nun auf ihre Kosten. Mit dem Brabus 720 oder dem Brabus 820 gibt es jetzt getunte Fahrzeuge auf Basis des Porsche 911. Wobei die Brabus-Zahlen gleichzeitig die Pferdestärken verraten. Damit liegen die Bottroper Varianten deutlich über dem des Stuttgarter Serienmodells, das ja von Hause aus auch nicht gerade untermotorisiert ist. Zusätzlich haben sich die Bottroper Experten den Porsche Taycan vorgenommen und bieten dafür ebenfalls eine Individualisierung an.

Bottroper Tuner hat die Strandbuggy-Idee weiter entwickelt

Außerdem haben die Bottroper ein komplett eigenes Fahrzeug entwickelt. Mit dem Crawler hat Brabus die Strandbuggy-Idee weiter entwickelt. Eine Straßenzulassung hat das auf 15 Exemplare limitierte 900-PS-Gefährt nicht. Es handele sich dabei um ein „absolutes Fun-Toy“, sprich ein Spaßmobil, sagt Brabus-Sprecher Sven Gramm. „Wir wollten zeigen, was wir in der Lage sind zu bauen.“

Der Brabus 820 auf Basis des Porsche 911 Turbo S – die Bottroper haben die Leistung auf 820 PS gesteigert.
Der Brabus 820 auf Basis des Porsche 911 Turbo S – die Bottroper haben die Leistung auf 820 PS gesteigert. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Damit geht Brabus nun den nächsten Schritt, nachdem in der Vergangenheit die Produktpalette schon an einigen Stellen erweitert wurde. Schon seit einigen Jahren gibt es die Marine-Sparte, die Boote anbietet, im Frühjahr kam dann in Zusammenarbeit mit KTM das erste Motorrad auf den Markt. Die Nachfrage war enorm. Die Produktion war limitiert auf 154 Exemplare, die waren innerhalb von zwei Minuten ausverkauft – bei einem Preis von 39.500 Euro.

Brabus hat sechstes Werk in Bottrop gebaut

Diese rasante Entwicklung hat Auswirkungen auf den Standort in Bottrop. Rund 400 Mitarbeiter beschäftigt die Gruppe weltweit, in dem Eigener Gewerbegebiet hat Brabus gerade Werk 6 fertiggestellt. Dahinter verbirgt sich ein großes Lager. Dort werden nun sämtliche Lagerkapazitäten gebündelt. Die auf diese Weise an anderen Stellen frei werdenden Flächen sind bereits verplant, teils schon neu belegt.

Ein Ziel ist es, am Ende die Produktionskapazitäten im Stammwerk zu erweitern. Die Lagerflächen dort werden der Produktion zugeschlagen. Auch die Sattlerei zieht um. Die Arbeit und die Maschinen dort seien immer komplexer und größer geworden, daher brauche die Abteilung mehr Platz, sagt Sven Gramm. Weil die Klassikabteilung die ehemaligen Produktionsstätten von Smart-Brabus nutzt, ist das bisherige Klassik-Werk für die Sattlerei frei.

Brabus bekennt sich als Familienunternehmen zum Standort Bottrop

Am Ende aber soll im kommenden Jahr der Stammsitz an der Kirchhellener Straße umgebaut werden, kündigt Geschäftsführer Constantin Buschmann im Gespräch mit der Lokalredaktion an. Geplant sei, den bisherigen Ausstellungsraum in eine Empfangshalle zu verwandeln. „Dort kommen die Besucher und Kunden an und haben die Möglichkeit, uns kennenzulernen.“ Die Fahrzeuge würden dann in der Glashalle in der Mitte des Gebäudes präsentiert.

Für Constantin Buschmann und seine Geschwister ist das ein weiteres Bekenntnis zum Standort Bottrop. Man sehe sich auch in Zukunft als Familienunternehmen, deshalb die Investitionen in den Standort und in die Marke Brabus. Hier vor Ort entstehen unter anderem die Masterpieces – übersetzt Meisterstücke. Dahinter steckt die jeweilige Top-Version mit voller Ausstattung. Buschmann spricht von „absoluten High-End-Fahrzeugen aus Bottrop“.

Bottroper setzen stark auf ihre Social-Media-Kanäle

Dabei setzt Brabus auf neue Technik. Sven Gramm zeigt in der Werkstatt die filigranen Endrohre für die Brabus-Variante des Porsche 911. Sie sind aus Metall gefertigt, entstanden aber im 3D-Drucker. Anders wäre das Design nicht möglich gewesen, eine Fräse hätte das nicht hinbekommen.

Abseits von Werkstatt, Entwicklung und Fahrzeugen hat sich bei Brabus ebenfalls vieles verändert. Weltpremieren feiert das Unternehmen nun auch regelmäßig auf seinen Social-Media-Kanälen. Hunderttausende Interessenten folgen dem Unternehmen dort. Allein 1,2 Millionen Menschen folgen dem offiziellen Instagram-Kanal von Brabus, weitere 120.000 folgen Constantin Buschmann, der als Constantin Brabus dort Einblicke in das Unternehmen gewährt.

Zusätzlich ist Brabus bei Youtube vertreten, ein 20-köpfiges Media-Team kümmert sich um Inhalte. Was sich für manch einen nach Spielerei anhört, hat einen handfesten Hintergrund. „Während Corona hat uns das gerettet“, sagt Sven Gramm mit Blick auf die zahlreichen abgesagten Messen, auf denen sich das Unternehmen sonst präsentiert hat. Inzwischen gehe es aber wieder los, in den nächsten Wochen sind die Bottroper bei der Cannes Boat Show und bei der Monaco Yacht Show.

Lesen Sie hier das Interview mit Brabus-Geschäftsführer Constantin Buschmann.