Bottrop. René Schäfers ärgert sich über fehlenden Unterstand an der Haltestelle Ebel. Nicht nur diese Haltestelle ist betroffen. Das sagt die Stadt dazu.

„Es sind hier Zustände wie in den Anfängen des ÖPNV“, ärgert sich René Schäfers über die Bushaltestelle „Ebel“ an der Borbecker Straße. Egal, ob in Fahrtrichtung Essen oder auf der anderen Seite Richtung Bottrop-Mitte – wer hier auf den Bus wartet, der ist der Witterung gnadenlos ausgesetzt. Denn Wartehäuschen sind hier Fehlanzeige.

Lesen Sie weitere Berichte aus Bottrop:

Für René Schäfers absolut unverständlich. Denn gerade bei Regen werde aufgrund dieser Situation der Umstieg auf Bus und Bahn doch nun wirklich nicht attraktiver. „Hier herrschen solche Zustände und gleichzeitig fordern Politiker den Umstieg auf den ÖPNV“, ärgert sich der Ebeler. Dabei sei die direkte Verbindung mit dem Schnellbus nach Essen ja durchaus attraktiv, sagt er.

Schon vor drei Jahren hat sich René Schäfers erstmals an die Stadt Bottrop gewandt

Auch interessant

Er wünscht sich nun, dass auch die Haltestelle an der Hauptverkehrsstraße da mithalten kann. Warum können dort keine Wartehäuschen aufgestellt werden, fragt er. Schon mehrfach hat er bei der Stadt nachgefragt, selbst den Oberbürgermeister angeschrieben. Die Absagen seitens der Stadt will er nicht gelten lassen.

Hier sieht man deutlich die Enge an der Haltestelle an der schnell- und vielbefahrenen Hauptstraße. Hier fehle schlicht der Platz für ein Wartehäuschen, sagt die Stadt.
Hier sieht man deutlich die Enge an der Haltestelle an der schnell- und vielbefahrenen Hauptstraße. Hier fehle schlicht der Platz für ein Wartehäuschen, sagt die Stadt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Auch interessant

Auf Nachfrage erläutert Thorsten Albrecht von der städtischen Pressestelle die schwierige Situation an dieser Haltestelle, an der mehrere Probleme zusammenkommen. Hauptproblem sei, dass schlicht der Platz für Wartehäuschen fehle, sagt Albrecht. Tatsächlich ist der Streifen, auf dem die Fahrgäste gerade in Fahrtrichtung Essen warten müssen, extrem schmal.

VRR-Zuschuss für Wartehäuschen ist an barrierefreien Ausbau gebunden

Es passt kaum ein Kinderwagen drauf, eine Leitplanke begrenzt den Platz. Doch Schäfers will das Argument nicht gelten lassen. Könne man nicht die Leitplanke auftrennen und einen Teil der Böschung zur Bahnstrecke für ein Wartehaus nutzen, so seine Idee. Mit L-Steinen könne man doch möglicherweise den Platz für einen Unterstand schaffen.

+++ Nachrichten aus Bottrop direkt ins Postfach: Hier geht es zum Bottrop-Newsletter +++

Tatsächlich aber ist das Platzproblem aus Sicht der Stadt nur eines von mehreren. Ein weiteres ist die Finanzierung des Unterstands. Hier zahlt der VRR einen Zuschuss, ohne den die Stadt den Bau nicht bezahlen kann. Und dann wird es grundsätzlich: Denn, so Albrecht, der VRR-Zuschuss sei an den barrierefreien Ausbau der Haltestellen gebunden. Die Haltestelle im Bottroper Süden ist nicht barrierefrei. Und ein entsprechender Umbau ist nicht vorgesehen.

Stadt sieht Straßen NRW in der Pflicht und Straßen NRW sieht Stadt in der Pflicht

Und damit kommt man zum nächsten Problem, einem Konflikt zwischen der Stadt und dem Landesbetrieb Straßen NRW. Letzterer ist Baulastträger in diesem Bereich und damit aus Sicht der Stadt auch verantwortlich für den barrierefreien Ausbau der Haltestellen an seinen Straßen im Stadtgebiet. Darüber tausche man sich auch regelmäßig aus, versichert Albrecht.

Das ist guter Bottroper Standard: Auch die Haltestelle Hegestraße/Bottroper Straße an der Bottroper Straße liegt an einer Landesstraße. Mit eigenen Mitteln und Fördergeld vom Land hat die Stadt dort Wetterschutz und Radstellplatze gebaut.
Das ist guter Bottroper Standard: Auch die Haltestelle Hegestraße/Bottroper Straße an der Bottroper Straße liegt an einer Landesstraße. Mit eigenen Mitteln und Fördergeld vom Land hat die Stadt dort Wetterschutz und Radstellplatze gebaut. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Allerdings interpretiert Straßen NRW das Straßen- und Wegegesetz anders und sieht die Stadt da in der Verantwortung, die ja auch die Hoheit über die ÖPNV-Planung habe. Für René Schäfers ein absolut unbefriedigender Zustand, denn auch ein barrierefreier Umbau der Haltestelle Ebel ist aus seiner Sicht dringend nötig.

Haltestelle Forsthaus Specht in Grafenwald bietet ähnliche Gemengelage

Doch während sich Stadt und Landesbetrieb hier gegenseitig die Verantwortung zuschieben, stehen die Fahrgäste weiter im Regen. Kein Einzelfall übrigens, die Haltestelle Forsthaus Specht an der Bottroper Straße sieht nicht anders aus als die in Ebel, die Gemengelage an der Stelle ist dieselbe.

Und in Ebel? Womöglich sind hier Bezirksvertretung Süd oder auch der Bau- und Verkehrsausschuss gefragt, um Druck aufzubauen – wohlwissend, das Verhandlungen mit dem Landesbetrieb nicht einfach werden. Doch René Schäfers verweist auf die weiteren Haltestellen entlang der Straße auf Essener Stadtgebiet. Sie sind alle zumindest mit einem Unterstand ausgestattet.

Beispiel Hegestraße/Bottroper Straße: Es geht auch besser

Auch interessant

Schaut man aufs Beispiel Forsthaus Specht, so zeigt sich: Eine Haltestelle weiter in Richtung Kirchhellen geht es auch. Zumindest in Fahrtrichtung Bottrop ist die Haltestelle Hegestraße barrierefrei ausgebaut und mit Wartehäuschen ausgestattet, zusätzlich gar mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder. Diese Ausrüstung haben Verwaltung und Politik 2005 als guten „Bottroper Standard“ für häufig genutzte Haltestellen definiert. Seitdem hat die Stadt aus eigenen Mitteln und mit Landesförderung viele Haltestellen so ausgestattet.

Bleibt der fehlende Platz in Ebel. Aufgrund dessen Platzes müsste man dafür an der Stelle jedoch den Eigentümer des angrenzenden Grundstücks ins Boot holen, verweist Albrecht wieder auf den Ausgangspunkt.

In Fahrtrichtung Essen handelt es sich dabei um die Deutsche Bahn. Auch der Konzern hat Beharrungsvermögen, wie die politisch Verantwortlichen an vielen Stellen im Stadtgebiet schon leidvoll haben erfahren müssen. Als Beispiel seien an dieser Stelle lediglich zwei der größten Baustellen genannt: Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs Boy und der Neubau der Brücke Prosperstraße – beide schon ewig in der Diskussion und immer noch nicht ausgeführt.