Bottrop. Lars Dittus ist Bottrops einziger Tierbestatter und gefragt wie nie. Eine Geschichte über Tiere als Familienmitglieder und weinende Männer.

Lars Dittus hat einen Beruf, der in Bottrop einzigartig ist. Er ist Tierbestatter. Gebürtig stammt er aus Emmerich vom Niederrhein. 2008 gründete er dort sein erstes Geschäft, in Bottrop ist er mit einer Niederlassung seit 2018 und lebt auch in der Stadt. An die Anfangsjahre kann er sich sehr gut erinnern.

Mit „Skepsis“ hätten die meisten Tierhalter reagiert, als sie hörten, welchen Beruf er ausübt. Aber dieses Bild hat sich in den zurückliegenden Jahren komplett gewandelt. „Das Tier hat in der Familie einen ganz anderen Stellenwert bekommen“, sagt er. Das Tier, ganz gleich, ob Hund, Katze, Vogel sei für viele wie ein Familienmitglied, Freund, Partnerersatz, das Trost und Freude spendet.

Zwei Formen von Schamottsteinen: Nach der Einäscherung erhält die Asche eine spezielle Identifizierungsnummer. Auf diese Weise wird die Zuordnung des Tieres gewährleistet.
Zwei Formen von Schamottsteinen: Nach der Einäscherung erhält die Asche eine spezielle Identifizierungsnummer. Auf diese Weise wird die Zuordnung des Tieres gewährleistet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Corona-Pandemie hat diese emotionale und körperliche Bindung verstärkt. Viele Menschen haben sich ein Haustier zugelegt. „Auch aus Einsamkeit“, weiß Dittus aus zahlreichen Gesprächen. Sie haben ihr Herz am Tier verloren. Wenn ihr Liebling stirbt, zerbricht für sie eine Welt. Der Schmerz gleicht dem Verlust eines geliebten Menschen. „Bei einigen Menschen hat das Tier sogar mittlerweile einen höheren Stellenwert“, sagt der Tierbestatter. Es sind vor allem diejenigen, die sich mehr zum Tier hingezogen fühlen und den Kontakt zu Mitmenschen scheuen. „Die Tiere geben ihnen Kraft, Halt und Lebensfreude.“

Viele wissen noch nicht, dass es Tierbestattungen gibt. Dittus erlebt in seiner täglichen Arbeit die gesamte Gefühlspalette. „Manche sind nach dem Tod ihres Tieres emotional und psychisch fertig. Sie brauchen lange für die Trauerbewältigung.“ Andere wollen sich äußerlich nichts von ihrer Trauer anmerken lassen.

Tierbestatter aus Bottrop: „Männer dürfen auch weinen“

Er hat Momente erlebt, in denen sich (vor allem) Männer geradezu krampfhaft gegen ihre Gefühle wehren. Sie sitzen in seinem Büro oder er ist zu Gast bei der Familie zu Hause. Man will die Formalitäten der Einäscherung klären, die Überführung abwickeln. Zunächst sind die Tierhalter emotional gefasst, dann werden sie doch von ihren Gefühlen übermannt. „Lassen Sie doch ruhig ihre Tränen laufen“, sagt er dann. „Man muss sich doch nicht schämen. Männer dürfen auch weinen.“

Das soll aber nicht heißen, dass nur Männer in Tränen ausbrechen. In einem Fall wurde ein Hund von einem Giftköder getötet. Sein plötzlicher Tod war ein Schock für die Familie. Er wurde mit der Bestattung beauftragt. Alle mussten hemmungslos weinen – Vater, Mutter und die Kinder. „Manche Augenblicke sind wirklich schlimm. Solche Bilder vergisst man nicht.“

Tierbesitzer können im Krematorium dabei sein

Eine Sache weiß er aus Erfahrung: „Jeder Mensch trauert anders.“ Viele, zumeist Kinder, wachsen mit einem Tier auf. Der Hund oder die Katze begleiten sie bis zum Erwachsenenalter. „Das Tier hat viele Lebenszyklen der Familie miterlebt, umso wichtiger ist ein würdevoller Abschied“, meint Lars Dittus. Das Leitmotiv des Trauerbegleiters lautet deshalb: Abschied mit Würde und Herz. Davon abgeleitet stammt auch der Name seines Geschäftes: Nariel, der Engel des Trostes.

Die Art des Abschiednehmens ist ganz individuell wie die Trauer und der Schmerz. Man kann, wie Dittus erklärt, sich Zuhause oder beim Tierarzt von seinem Liebling verabschieden. Es besteht die Möglichkeit, ihm die letzte Ehre im Krematorium zu erweisen. Dort wird das Tier aufgebahrt. Der leblose Körper liegt auf einem feuerfesten Schlitten aus Metall. Wer einen solchen Anblick erträgt, kann anschließend hautnah verfolgen wie der Schlitten langsam in den Ofen fährt. Dieses Angebot würden allerdings nur wenige in Anspruch nehmen.

Tierbestatter Lars Dittus hält Handschmeichler in seinen Händen. Darin kann der Trauernde etwas Asche seines geliebten Tieres aufbewahren: „Dann hat man seinen Schatz immer dabei.“
Tierbestatter Lars Dittus hält Handschmeichler in seinen Händen. Darin kann der Trauernde etwas Asche seines geliebten Tieres aufbewahren: „Dann hat man seinen Schatz immer dabei.“ © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Im Vorfeld kann der Besitzer sich für eine Einzel- oder für eine Sammeleinäscherung entscheiden. In den schweren Stunden ist der Tierbestatter jedenfalls für die Trauernden da. Das verstorbene Tier wird beim Besitzer, beim Tierarzt oder aus der Tierklinik abgeholt. Danach müssen die Formalitäten geklärt werden. Dittus empfiehlt Vorsorgereglungen zu treffen. „Der Tag, an dem das Tier verstirbt, ist emotional schon schwer genug. Wenn der Tag gekommen ist, hat man alle Unterlagen zusammen.“

„Man kann ein wenig Asche abfüllen, dann hat man seinen Schatz immer dabei“

Der Tod gehört zum Leben dazu. Das weiß niemand besser als Lars Dittus. Der Bestatter bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Urnen an. Er hat sogar ein eigenes Atelier, wo spezielle Kundenwünsche umgesetzt werden – zuletzt ein Findling in Herzoptik. Bei der Trauerbewältigung helfen Handschmeichler, also kleine Gegenstände, die in die Hand passen. „Man kann ein wenig Asche abfüllen. Dann hat man seinen Schatz immer dabei.“ Beliebt ist auch Ascheschmuck in Form von Ringen, Armbändern oder Medaillons.

Möglich ist auch die Rahmung eines Pfotenabdrucks. Hierbei wird die Pfote des lebenden oder verstorbenen Tieres in Schaumstoff gedrückt. „Eine bleibende Erinnerung“, wie der Bestatter findet. Bei den Tieren, die er bestattet, handelt es sich um Kleintiere wie Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel, Papageien und Meerschweinchen. „Das schwerste Tier war ein Hund, der 88 Kilo wog“, sagt er. Für die Bestattung von Pferden hat er keine Zulassung.

Nariel Tierbestattung

Lars Dittus hat sein Geschäft „Nariel Tierbestattung“ an der Schumannstraße 41. Zu den Leistungen zählen zum Beispiel: Trauerbegleitung, Übernahme aller Formalitäten, Abholungen der Tiere zu Hause, beim Tierarzt oder Tierklinik. Neben einer umfangreichen Auswahl an Urnen, Biournen, Grabsteinen und Medaillons können Tierbesitzer bei ihm auch ganz individuelle Urnen gestalten lassen. Dittus hat dafür eigens ein Atelier. Die Preise hängen vom Gewicht des Tieres ab und gehen bei der „Einzeleinäscherung Premium“ von 255 Euro (bis 1,5 Kilogramm) bis 585 Euro (über 43 Kilogramm). Ein Pfotenabdruck im Edelstahlrahmen kostet 79 Euro.Kontakt zu „Nariel Tierbestattung“, Niederlassung Ruhrgebiet: 02041/ 7654040 oder 0176/ 32317996 oder per E-Mail an bottrop@nariel-tierbestattung.de. Mehr Informationen unter www.nariel-tierbestattung.de