Bottrop. Nach Corona und gestiegenen Lebensmittelpreise nun das: Ab 2023 gilt Mehrwegpflicht in der Gastronomie. So reagieren die Bottroper Betreiber.

Verluste während der Corona-Pandemie, dann Personalmangel, nun starke Preissteigerungen bei fast allen Lebensmitteln und ab Januar fordert der Gesetzgeber von Gaststätten-, Restaurant- oder Imbissbetreibern, beim Außer-Haus-Verkauf mindestens ein Mehrwegsystem anzubieten. Bottrops Gastronomie (be)trifft das unterschiedlich. Vor allem natürlich jene Anbieter, die viel „To-Go“ verkaufen.

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Je nachdem wie teuer das werde, müsse man das natürlich auf die Kunden umlegen, sagt Stefan Otte. Dennoch sieht der Betreiber des kultigen „Imbiss am Tetraeder“ die Sache entspannt. „Wir haben zum größten Teil dasselbe Geschirr wie vorher, jetzt wird das etwas teurer als Mehrweggeschirr angeboten, das Plastik ist vielleicht etwas dicker, könnte also gespült und wiederverwendet werden.“ Das mache aber kaum jemand. Bio- oder kompostierbares Material sei zum Teil wesentlich teurer, zum Teil zum Essen nicht so schön. Bei 300 bis 500 Essen je nach Tag und Wetter – davon die Hälfte „To-Go“ – würde sich das schon bemerkbar machen.

Bottroper Imbiss: Steigende Kosten nur mit Augenmaß an die Kunden weitergeben

Über ein Pfandsystem habe er sich aber noch keine wirklich konkreten Gedanken gemacht. Die Preise hat der „Imbiss am Tetraeder“ zuletzt Anfang des Jahres erhöht. „Sechs, sieben Prozent“, sagt Otte. Man müsse das mit Augenmaß und Blick auf die Gäste angehen. Aber mit Blick auf Umwelt und Müllberge wäre zum Beispiel ein Einheitssystem für die Region oder Deutschland schon super.

Damit trifft er nicht nur aus Sicht von Stefan Bertelwick ins Schwarze. Zwar ist im Feldhausener Traditionsrestaurant die Zahl der Essen, die außer Haus verkauft werden, nach Corona derzeit auf etwa ein Prozent gesunken. Aber dennoch registriert er sich gerade beim Verpackungsregister Lucid, das für alle Gastronomen, die auch Essen zum Mitnehmen anbieten, verpflichtend ist. Dabei gehe es um Entsorgungs- bzw. Recyclinggebühren für Serviceverpackungen, die man entweder direkt beim Erwerb mit bezahle oder später selbst abrechnen müsse. Bertelwick setzte von Anfang an auf hochwertigeres Plastik, das bei bis 96 Grad heiß gespült werden könne.

Gastronomen: „Gut wäre ein einheitliches Mehrwegsystem im ganzen Land“

„Ein einheitliches Mehrwegsystem wäre das Beste, am besten direkt für ganz Deutschland und angrenzende Länder, verpflichtend und gut durchgeplant, sagt der Koch und Restaurantbesitzer. So bleibe die Politik wieder auf halbem Weg stehen, verordne etwas, schiebe dann aber Verbrauchern und Gastronomen den Schwarzen Peter zu.

Ein einheitliches umweltschonendes System träfe seiner Meinung nach ganz bestimmt auf Akzeptanz – von allen Seiten. Beim Kuchenverkauf oder größeren Bestellungen setzt man bei Berger auf Geschirr oder Kuchenplatten gegen Pfand. Es gebe auch Kunden, die auf Anfrage ihre eigenen Behältnisse mitbrächten. Aber wie gesagt: fast alle möchten wieder das richtige Restaurantgefühl haben, gezapftes Bier, Essen frisch aus der Küche auf der Terrasse genießen.

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Auf die zum Teil enormen Preissteigerungen reagiert Bertelwick mit noch flexiblerer Tageskarte. „Lachs wurde doppelt so teuer, Rinderfilet bestimmt um 50 Prozent: Man kann also auf Schmorgerichte setzen ein bisschen wie früher, da muss es nicht immer Filet sein.“ Vegetarische Gerichte und noch mehr Saisonales spiele dazu eine noch größere Rolle. „52 Euro für ein Steak, das geht vielleicht in Düsseldorf, nicht in einem Bottroper Landgasthof.“

Außer-Haus-Verkauf ist derzeit in Bottrop wieder stark rückläufig

Auch in Manfred Süselbecks „Bodega“ in der City sitzen die Gäste inzwischen lieber wieder an den Tischen. „To-Go hat uns während Corona etwas gerettet, da ist natürlich viel verpackt worden“, sagt der Inhaber. Inzwischen verkaufen er und seine Frau nur noch etwa zehn Prozent außer Haus. „Bei kleinen Portionen tatsächlich noch in Styropor“, gibt der Wirt zu. Aber vielfach kämen die Kunden zum Beispiel für Paella mit eigenen Keramikschüsseln oder Pfannen. „Aber wir geben zum Teil auch unser Geschirr oder Töpfe mit, die Kunden bringen das dann zurück: Das ist ja schließlich ein Mehrwegsystem.“

Vor der Zwang, ein Mehrwegsystem anbieten zu müssen, macht man sich auch am Kreuzkamp nicht bange. „Es ist gut die Umwelt, wer kann da was dagegen haben und man wird sich dran gewöhnen“, sagt Manfred Süselbeck. Wie die gesamte Branche mache er sich eher Gedanken, wie er auf die hohen Lebensmittelpreise reagiert.

Das sieht die Gesetzgebung vor

Die Verpflichtung, Mehrwegverpackungen anzubieten, resultiert aus dem vor einem Jahr vom Bundestag beschlossenen Verpackungsgesetz. Sie soll die Verpackungsflut eindämmen. Der Beschluss gilt für alle Bistros, Cafés, Restaurants und Lieferdienste, die für ihre Speisen und Getränke Einwegverpackungen nutzen.

Ausnahmen gibt es für Kioske oder kleine Imbissbuden. Betriebe mit weniger als fünf Mitarbeitern und einer Verkaufsfläche unter 80 Quadratmetern bekommen stattdessen die Möglichkeit, selbst mitgebrachte Behälter ihrer Kunden zu befüllen.

Seit Juli 2021 ist die Herstellung von Wegwerfprodukten aus Plastik ebenso verboten wie der Handel damit. Vorhandenes Material darf die Gastronomie aber aufbrauchen.

Ab Juli 2022 müssen sich laut Verpackungsgesetz alle Vertreiber von Serviceverpackungen für Speisen und Getränke (Becher, Schalen, Tabletts etc.) im zentralen Verpackungsregister Lucid der Zentralen Stelle Verpackungsregister (ZSVR) registriert haben. Info: lucid.verpackungsregister.org.