Bottrop. Mit ihrem Lob des Bottroper City-Managements bringt die Leiterin des neuen Innenstadtbüros fast alle Parteien im Rat so richtig auf die Palme.
Über den teilweisen Niedergang der Bottroper Innenstadt hat sich auch im Stadtrat große Unzufriedenheit breitgemacht. Die Sprecher einer Reihe von Ratsparteien machten ihrem Ärger über die Zustände in den Einkaufsstraßen daher jetzt im Wirtschaftsförderungsausschuss schonungslos Luft. Anlass war die Präsentation des neuen Innenstadtbüros, das am Wochenende offiziell in der Hansastraße eröffnet worden ist. Deren Leiterin sprach von einem erfolgreichen City-Management in Bottrop, das nun mit Hilfe des Büros erweitert und fortentwickelt werde.
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„Ich habe mich gefragt, ob wir über Bottrop reden“, widersprach CDU-Wirtschaftssprecher Volker Jungmann der Zentrenmanagerin. Der Ratsherr wies darauf hin, dass etliche Ladenlokale in der Innenstadt leer stehen. „Die Gründungsoffensive dümpelt vor sich hin“, sagte Jungmann. Die Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger sei für ihn gut nachvollziehbar eine völlig andere als die Beschreibung auswärtiger Experten. „Es ist unfassbar, wenn man abends in die Stadt geht“, meinte der Bottroper und beschrieb die Lage der Innenstadt als „sehr, sehr düster“.
Zentrenmanagerin sieht Bottroper City in guter Situation
Innenstadt-Büroleiterin Angelina Sobotta übersieht zwar die Leerstände nicht, sie schätzt die Lage allerdings anders ein. Insgesamt gebe es zehn leerstehende Ladenlokale, die noch nicht vermietet seien. Davon befinden sich drei im Hansaviertel und sieben im Rathausviertel. „Das ist eine gute Situation für die Bottroper Innenstadt“, meint die Mitarbeiterin des Kölner Stadtplanungsbüros Dr. Jansen. Eine gewisse Fluktuation sei sogar nötig. Für die Zentrenmanagerin liegen die Leerstände in den Geschäftsstraßen daher „an der unteren Grenze“.
Für die Grünen listete Bezirksvertreter Karl-Heinz Hulisz dagegen eine ganze Reihe an bekannten Geschäften auf, die inzwischen in der Fußgängerzone geschlossen sind: das Textilhaus Mensing, dessen Geschäft schließlich die Textilkette Sinn übernahm, das Kaufhaus Moses im Karstadt-Bau, das Textilgeschäft H&M, die Parfümerie Douglas, das Juwelier-Geschäft Christ als Beispiele. „Wir sind unzufrieden mit der Wirtschaftsförderung“, sagte Fraktionsvorsitzende Andrea Swoboda klipp und klar. Hulisz kritisierte auch, dass Dreckecken und Dauerbaustellen die City zusätzlich unattraktiv machten. Die Verantwortung dafür sehen die Grünen auch bei der Verwaltung.
Bottroper OB ruft Bürger zum Einkaufen in der Stadt auf
„Die Stadt schließt keine Ladenlokale und Geschäfte“, wehrte Oberbürgermeister Bernd Tischler die Kritik am Ressort für Wirtschaftsförderung ab. Auch er persönlich habe immer wieder erklärt, dass die Bottroper Innenstadt nach der Corona-Pandemie nicht mehr dieselbe wie früher sein werde. Konzepte, die die Stadt dem Rat vorlegte, weisen ja auch darauf hin, dass vor allem der Anteil des Einzelhandels zurückgehen werde und daher der Umbau in eine multifunktionale Innenstadt erforderlich sei. Darin werde dann mehr Platz auch für Dienstleister, Freizeitangebote und Wohnungen sein. „Bottrop war nie eine Einkaufsstadt“, sprang ihm SPD-Wirtschaftssprecher Frank Beicht bei. „Wir haben eine tolle Gastromeile. Wir haben einen tollen Feierabendmarkt“, sagte er und mahnte, die Bottroper City nicht völlig schlecht zu reden.
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„Ich bin zufrieden, dass wir für die Innenstadt so viele Fördergelder bekommen haben“, bekräftigte OB Tischler mit Blick auf das Sofortprogramm des Landes zur Förderung der Innenstädte. Ratsvertreter warfen allerdings die Frage auf, welche Zukunftschancen die neuen Geschäftsinhaber haben, wenn das etappenweise Förderprogramm des Landes, das ihnen als Starthilfe sehr günstige Ladenmieten garantiert nach zwei Jahren beendet sei. Auch der Oberbürgermeister ruft deshalb alle dazu auf, deren Waren auch zu kaufen und die Dienstleistungen auch zu buchen, um ihnen das Bleiben zu erleichtern. Das gelte genauso auch für Artikel und Angebote der länger eingesessenen Einzelhändler und Dienstleister.
Bottroper Innenstadtbüro steht schon zum Start in der Kritik
CDU-Fraktionschef Hermann Hirschfelder ließ allerdings anklingen, dass es durchaus Zweifel an der Rolle des extern besetzten Innenstadtbüros gebe. Es sei fraglich, ob es bei der Neuorientierung und Revitalisierung der Bottroper City tatsächlich hilfreich sein werde. „Wir haben keinen Mangel an Ideen in Bottrop“, sagte auch Grünen-Sprecher Hulisz. Es gebe vielmehr Umsetzungsprobleme. Der Grünen-Vertreter forderte daher, statt des befristet angelegten Innenstadtbüros auf Dauer einen City-Koordinator zu installieren. „Wir brauchen einen Zauberer“, sagte DKP-Ratsfrau Irmgard Bobrzik und gestand ein, dass auch sie als bekennende Bottroperin einen großen Bogen um die Innenstadt mache: „Da fahre ich inzwischen sogar lieber ins Centro“.
Büro donnerstags geöffnet
Bürgermeister Klaus Strehl hat das neue Innenstadtbüro offiziell eröffnet. Seine Mitarbeiter arbeiten an der Belebung und Aufwertung der Bottroper Innenstadt sowie spezielle des Hansaviertels und des Rathausviertels allerdings schon ist seit Anfang des Jahres mit. Die Stadt hatte damit das Büro für Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen aus Köln beauftragt.
Seinen Platz hat das Zentrenmanagement jetzt im Innenstadtbüro an der Hansastraße 1. Vom dort aus wird das Mitarbeiterteam Gewerbetreibende, Eigentümer und weitere Akteure der Innenstadt koordinieren, beraten und unterstützen. Geöffnet ist das Innenstadtbüro donnerstags von 10 Uhr bis 16 Uhr. E-Mail an: innenstadtbuero@bottrop.de.