Bottrop. Die ersten Ukraine-Flüchtlinge sind offiziell in Bottrop angekommen. Anwohner haben 2015 schlechte Erfahrungen gemacht – die Lage ist nun anders.

Mehr als 200 Flüchtlinge aus der Ukraine sind inzwischen in Bottrop angekommen. Viele sind privat untergekommen, aber seit Dienstag leben die ersten 60 vom Land NRW zugewiesenen Flüchtlinge in der Stadt und wurden in der vorbereiteten Albrecht-Dürer-Schule untergebracht.

Die ehemalige Grundschule an der Glückaufstraße war bereits während der Flüchtlingswelle 2015 und 2016 als kritisierter Unterbringungsstandort aufgefallen. Viele Anwohner haben damals schlechte Erfahrungen mit Asylsuchenden gemacht, die noch bis heute nachwirken. Anwohnerin Linda Gabriel kann sich an „Drogen, Gewalt, Alkohol und Lärm“ erinnern und hofft, „dass es diesmal nicht so wird“. Um die Anwohner frühzeitig zu informieren, lud die Stadt Bottrop am Donnerstag zu einer Anwohnerversammlung in den Gemeindesaal St. Michael ein. Rund 30 Personen folgten der Einladung.

Stadt Bottrop muss sich auf hohe Flüchtlingszahlen vorbereiten

Die Stadt müsse sich auf Anweisung des Landes auf größere Flüchtlingszahlen vorbereiten, erklärte Sozialdezernent Jochen Brunnhofer. Niemand könne heute zuverlässig voraussagen, wie es weiter gehe, täglich kämen neue Ankündigungen. Alle Kommunen seien aufgefordert, Platz zu schaffen. Es gebe allerdings in Bottrop wenige ungenutzte leerstehende Gebäude.

Bei der Versammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Albrecht-Dürer-Schule haben Anwohner ihre Bedenken geäußert.
Bei der Versammlung zur Unterbringung von Flüchtlingen in der Albrecht-Dürer-Schule haben Anwohner ihre Bedenken geäußert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Stadt plant Wohncontainer, deren erste Standorte an der Schubertstraße, Hans-Böckler-Straße und in Kirchhellen bereits feststehen. Erstes Ziel sei es, die „Menschen in einem würdigen Bereich zur Ruhe kommen zu lassen“. Beim dem dringenden Bedarf konnte auf die Albrecht-Dürer-Schule relativ schnell zurückgegriffen werden, da diese eben früher schon als Unterkunft genutzt wurde, erklärte Rebecca Steinert, zuständige Sachbearbeiterin beim Sozialamt. Sogar die Betten seinen dort noch eingelagert gewesen, allerdings „war noch genug zu tun“.

Situation 2015 in Bottrop: „Perspektivlose männliche Flüchtlinge“

Die gesamte Abteilung im Sozialamt arbeite intensiv im Team an der Bewältigung der Probleme. Da viele kleine Familien eingezogen seien, sei auch die ehemalige Aula als Sozialraum und der Schulhof als Spielplatz eingerichtet worden.

Sozialamtsleiterin Karen Alexius-Eifert verstand die Sorgen der Anwohner, wies aber auch darauf hin, dass es sich vor einigen Jahren um eine Landeseinrichtung für vorwiegend perspektivlose männliche Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten gehandelt habe, die von der Abschiebung bedroht waren. Das solle sich nicht wiederholen, die „Gemengelage“ sei nun ganz anders.

Jetzt würden nur ukrainische Familien untergebracht, die Kapazität sei auf 84 Personen begrenzt, tagsüber sind Sozialarbeiterinnen der AWO vor Ort, eine Security ist 24 Stunden ansprechbar. Es sei eine „Selbstversorgeeinrichtung“, damit die Menschen dort „normal“ leben könnten. Bei Nachfragen nach der geplanten Dauer der Unterbringung verwiesen Brunnhofer und der Vorsitzende des Sozialausschusses Matthias Buschfeld auf die augenblickliche Dynamik, vieles hänge von der unkalkulierbaren Entwicklung ab.

Schwieriger Wohnungsmarkt in Bottrop

Man habe die Absicht, die Menschen in normalen Wohnungen unterzubringen, aber: „Jeder der in Bottrop eine Wohnung gesucht hat, weiß wie schwierig es ist.“ Bei Fragen nach Möglichkeiten zur direkten Hilfe riet Brunnhofer zum Abwarten. Die Menschen in der Schule seien mit dem Notwendigen versorgt: „Lassen Sie die Menschen erst einmal zur Ruhe kommen!“

Ein Team der Stadtverwaltung wird in der nächsten Woche die Arbeit aufnehmen, um die die vielen Angebote zu vernetzen und Hilfen „passgenau“ zu vermitteln: „Was wird gebraucht und wer kann das leisten?“ Auch Ratsfrau Margit Jung teilte mit, dass der Stadtkatholikenrat einen Koordinierungskreis gegründet habe, um die Aktivitäten der Gemeinden zu bündeln.