Bottrop. Ihre Klassen sind oft auch jetzt schon voll, doch alle Bottroper Schulen nehmen Kinder aus der Ukraine auf. Um so viele Kriegskinder geht es.

Die Schulen in Bottrop zeigen eine große Bereitschaft, Kinder aus der Ukraine aufzunehmen und zu unterrichten, die wegen des russischen Militärüberfalls auf ihre Heimat nach Bottrop geflüchtet sind. „Das Entgegenkommen der Schulen ist sehr, sehr groß“, bedankt sich Schulamtsdirektor Michael Ballmann bei den Schulleitungen für ihre große Hilfsbereitschaft. Der Vertreter der Schulaufsicht rief allerdings auch die Bezirksregierung Münster ausdrücklich dazu auf, das Personal in den Schulen zu verstärken.

„Das Erste ist, dass wir Stellen brauchen. Das Zweite ist, dass wir auch Personen brauchen, die diese Stellen dann besetzen“, sagte Michael Ballmann vor Ratsmitgliedern sowie Schulleiterinnen und Schulleitern in der Aula Welheim. Der Schulamtsdirektor schlug vor, solche Stellen auch Seiteneinsteigern anzubieten. Dabei sollte die Bezirksregierung außerdem prüfen, ob nicht vielleicht auch Geflüchtete aus der Ukraine als Seiteneinsteiger geeignet seien.

Bottroper Ratsherr: Wer vor Putin flieht, ist willkommen

Der Bottroper Schulausschussvorsitzende, Rainer Hürter, verurteilte die russischen Militärangriffe auf die Ukraine. Der CDU-Ratsherr dankte demonstrativ den vielen Bottroper Schülerinnen und Schülern für alle ihre Zeichen, Aktionen und großen Demonstrationen, mit den denen sie in den letzten Wochen und Tagen zum Frieden in der Ukraine aufgerufen hatten. „Putins Truppen zerstampfen die Städte der Ukraine. Die Flüchtlingswelle reicht auch bis nach Deutschland. Wer vor Putin flieht, ist in NRW willkommen“, betonte der Kirchhellener. Rainer Hürter bat die Lehrerinnen und Lehrer an den Bottroper Schulen, den geflüchteten Kindern aus der Ukraine mit Hilfe, Unterstützung und Zuneigung entgegenzukommen.

Flüchtlinge aus der Ukraine kommen auch privat in Bottrop unter: Helmut Buhla zum Beispiel hat Svitlana Nemiric mit Tochter Valeria und Ivanna Romaniuk mit den Kindern Darina und Polin aufgenommen.
Flüchtlinge aus der Ukraine kommen auch privat in Bottrop unter: Helmut Buhla zum Beispiel hat Svitlana Nemiric mit Tochter Valeria und Ivanna Romaniuk mit den Kindern Darina und Polin aufgenommen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Schulressortleiterin Nadine Granow-Keysers berichtete, dass inzwischen um die 230 Geflüchtete aus der Ukraine nach Bottrop gekommen seien. „Die Lage ist sehr dynamisch. Vor einer Woche waren es noch deutlich weniger als jetzt“, sagte sie. Um die 160 Flüchtlinge seien über private Wege gekommen und bei Freunden oder Familienangehörigen in Bottrop untergekommen. Etwa 70 Flüchtlinge seien der Stadt zugewiesen worden, von denen der Großteil für Mitte dieser Woche angekündigt war.

Bottroper Schulen sind oft schon jetzt sehr voll

Die Fachbereichsleiterin für Schule und Kinderbetreuung geht davon aus, dass bisher um die 60 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine eine der Schulen in Bottrop besuchen werden. „Die Schulpflicht beginnt nicht sofort, aber wir möchten diesen Kindern einen Platz in den Schulen anbieten und ihnen die Chance auf Bildung geben“, unterstrich Nadine Granow-Keysers.

Etwa 20 weitere Kinder kämen für eine Betreuung in einem der Kindergärten in Frage. Sie darin allerdings auch aufzunehmen, sei ganz schwierig. Gerade die kleineren Kinder brauchten jedoch ohnehin erst einmal eine Phase des Ankommens. Vor allem für Kinder unter drei Jahren sei ein Platz in einer Kita jetzt nicht vorrangig.

„Alle Schulen sind aufnahmebereit, auch wenn sie sehr voll sind und ihre Klassen sehr groß sind“, betonte die Fachbereichsleiterin. In den Grundschulen zielt das Schulressort darauf ab, die Kinder aus der Ukraine möglichst in den Klassen aufzunehmen. „Das ist für die Kleinen erfahrungsgemäß sehr sinnvoll“, erklärte sie. An den weiterführenden Schulen möchte die Stadt dagegen zunächst Willkommensklassen für die geflüchteten Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine bilden, damit sie erst einmal Deutsch lernen oder ihre Deutschkenntnisse verbessern können. „Wir können jetzt noch nicht sagen, ob wir in vierzehn Tagen vielleicht anderen Entscheidungen treffen müssen. Das hängt davon ab, wie viele noch kommen“, erklärte Nadine Granow-Keysers.

An der Glückaufstraße

Die Flüchtlinge aus der Ukraine, die privat nach Bottrop gekommen sind, wohnen nach Erkenntnissen der Verwaltung über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Die ersten zugewiesene Flüchtlinge aus der Ukraine werden im Gebäude der früheren Albrecht-Dürer-Schule an der Glückaufstraße aufgenommen. Alle diese Flüchtlinge müssen registriert werden.

Die Geflüchteten aus der Ukraine dürfen in Bottrop kostenfrei mit dem Bus fahren. In den Unterkünften für Flüchtlinge werden auch Sanitätsräume eingerichtet, in denen die Neuankömmlinge zum Beispiel geimpft werden.