Bottrop. Das Heinrich-Heine-Gymnasium protestiert mit Ikonen der Friedensbewegung gegen den Ukraine-Krieg. Was nicht nur Schüler in Bottrop sehr bewegt.
Das berühmte Friedenszeichen des britischen Künstlers Gerald Holtom leuchtete auf dem Schulhof des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler stellten es gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern Kerze um Kerze zusammen. Das Schülerorchester spielte John Lennons legendäres Lied „Imagine“, eine Hymne der Friedensbewegung, und viele sangen leise mit. Dann wurde es still auf dem Schulhof an der Gustav-Ohm-Straße. Mit einer Schweigeminute mahnten die jungen Leute, den Krieg in der Ukraine zu stoppen. Nur die Klänge einiger Glocken unterbrachen die Stille.
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Später hängten die Schülerinnen und Schüler auch stilisierte Tauben aus Papier mit ihren eigenen Botschaften und Gedanken als Friedenssymbole in die Fenster des Gymnasiums. Zu der Demonstration gegen Putins Militärüberfall auf die Ukraine versammelte sich die komplette Schule, die insgesamt 991 Schülerinnen und Schüler besuchen. „Wir setzen mit dieser Schulaktion ein starkes Zeichen für Menschenwürde, Demokratie und Frieden und bekunden unsere Solidarität mit den Menschen, die um das Leben ihrer Familien und für Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen“, sagte Tobias Mattheis.
Bottroper Schüler fordern Ende des Ukraine-Krieges
Der Schulleiter hatte mitbekommen, wie sehr der Krieg in der Ukraine viele seiner Schülerinnen und Schüler belastet, und rief daher gemeinsam mit ihnen zu der Friedensdemonstration auf. Im und neben dem Unterricht sei der Krieg Thema. „Wir sind verunsichert, haben Angst und viele Fragen“, sagte der Schulleiter, der den Lehrerinnen und Lehrern dafür dankte, dass sie sich so viel Zeit nehmen, um mit den Schülerinnen und Schülern über den Krieg zu sprechen.
„Freiheit und Frieden waren für viele selbstverständlich“, sagte Schülersprecherin Edda Pütz, ebenso Demokratie. Spätestens der Angriff auf die Ukraine führe jedem vor Augen, dass das keineswegs so sei. Sie hob hervor, dass die Menschen in der Ukraine trotz der Gewalt weiter für Freiheit und Demokratie kämpfen. „Wir wollen unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigen, weil ihre freie Meinung unterdrückt wird und sie für ihre Rechte kämpfen und auf die Straße gehen“, unterstrich auch Schulsprecher Jacob Schraven. Er rief dazu auf, sich gegenseitig über den Krieg zu informieren und miteinander zu diskutieren. „Es gibt keinen besseren Weg, Autokratie zu bekämpfen, als mit Demokratie“, meinte Jacob Schraven.
Kinder aus Ukraine und Russland besuchen das Gymnasium
Wichtig ist den Schülerinnen und Schüler auch: „Wir sind als Heine eine bunte Schulgemeinschaft mit unterschiedlichen Wurzeln. Wir treten gemeinsam dafür ein, dass niemand aufgrund seiner Herkunft diskriminiert oder verurteilt werden sollte“, betonte Edda Pütz. Beide Schülersprecher wiesen ebenso wie Schulleiter Mattheis darauf hin, dass auch Schüler das Gymnasium besuchen, die entweder selbst in der Ukraine oder in Russland geboren sind oder deren Eltern aus einem der beiden Länder stammen. Sie hätten oft auch noch Familie und Freude dort.
„Wichtig ist mir festzustellen, dass der Angriffskrieg, den wir alle verurteilen und für den es keinerlei Rechtfertigung gibt, nicht der Krieg der Russinnen und Russen ist“, sagte Tobias Mattheis gerade auch mit Blick auf jene Schülerinnen und Schüler am Heinrich-Heine-Gymnasium, die oder deren Eltern in Russland geboren sind. „Diese Familien sind wie wir entsetzt und betroffen“, betonte der Schulleiter.
Bottroper OB Tischler dankt Schülern für ihre Friedensaktion
Generationen in Deutschland kannten Krieg nur noch aus Erzählungen ihrer Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern, meinte Oberbürgermeister Bernd Tischler, der spontan an der Antikriegsdemonstration an dem Gymnasium teilnahm. „Das hat sich mit dem Angriff auf die Ukraine geändert und macht uns verständlicherweise Angst“, sagte Tischler. Viele Menschen in der Ukraine hätten ihr Hab und Gut verloren und harrten in zerstörten Städten in Kellern und U-Bahnschächten aus. Viele Familien seien getrennt, weil Frauen und Kinder vor dem Krieg fliehen, während die wehrpflichtigen Ehemänner und Väter das Land nicht verlassen dürfen.
Die Spenden, Solidaritätsbekundungen und Friedensdemonstrationen bewegten ihn sehr, gestand Tischler ein. „Als Oberbürgermeister bin ich sehr stolz auf das, was Sie auf die Beine gestellt haben“, dankte er dem Heinrich-Heine-Gymnasium. Sichtlich bewegt rief Bernd Tischler die Schüler dazu auf, nicht müde zu werden, ihre Forderungen aufrecht zu erhalten, die da lauten: Stoppt den Krieg, stoppt das Leid!
Auch das Josef-Albers-Gymnasium setzt Zeichen für den Frieden. Die Lehrerinnen und Lehrer wollen den Krieg in der Ukraine im Unterricht thematisieren, kündigt die Schule auf Instagram an. Die Schülerinnen und Schüler können persönliche Friedenslichter gestalten und im Eingangsbereich des JAG-Altbaus selbst gebastelte Friedenstauben in einer Glasvitrine aushängen.