Bottrop. Die Männergarde der KG Batenbrock bezeichnet sich selbst als Rhythmus-Legastheniker. So viel Selbstironie kommt an beim närrischen Publikum.
Wer im Bottroper Karneval die Bezeichnung „KGB“ verwendet, meint nicht den ehemaligen sowjetischen Geheimdienst. Das Kürzel steht für die KG Batenbrock 2000. Seit 22 Jahren sorgt der Verein für so manche närrische Schlagzeile.
Stolz sind sie zweifelsohne auf ihre „Statt-Wache“. Warum „Statt“ anstatt „Stadt“ ist nicht mehr zweifelsfrei überliefert. Fakt ist: 2013 treffen sich die „KGB“-ler Dirk Schaub, Michael Hauer und Christoph Schliwka. Bei einem Bier oder bei mehreren Bieren, auch das lässt sich rückblickend nicht mehr genau sagen, überlegen sie, was sie bei der nächsten Prunksitzung für ein Kostüm anziehen sollen.
Der Grundgedanke war klar. „Wir wollten hübsche Uniformen tragen“, erinnert sich Schliwka, heute Präsident der KG Batenbrock und Stadtprinz von 2019/2020. Dazu ein Hauch an Historie, ein bisschen Traditionskorps und natürlich mit einer großen Portion Spaß, es geht ja schließlich um Karneval. Was in dem Moment keiner ahnt, die Männergarde der KGB wird geboren.
„Wir haben ganz klein angefangen“, sagt Schliwka. Aber mit der Zeit finden sich immer mehr Gleichgesinnte, die sich der Truppe anschließen. Heute sind die Mitglieder zwischen 28 und 61 Jahre alt. Als Gründungsmitglied kann sich Christoph Schliwka noch genau an den ersten offiziellen Auftritt erinnern. Mit sechs weiteren Männern steht er 2013 nach dem Hoppeditz Erwachen auf der Bühne des damaligen Brauhauses, das Publikum wartet sehnsüchtig auf die Darbietung.
Er weiß auch noch, zu welchem Lied sie ihren nicht unbedingt grazilen Körper bewegten. „Die Rose“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Ein Klassiker im Karneval, aus der Feder der Kölner Band „De Räuber“. Ein Textauszug gefällig? „Wer hat mir die Rose auf den Hintern tätowiert, wie ist das geschehen, was ist da passiert?“ In ihrer Anfangszeit bezeichnen sich die Männer selbst als Rhythmus-Legastheniker, aber zumindest machen sie in ihren Uniformen eine gute Figur.
Die Uniform der „Statt-Wache“ kostet rund 1000 Euro
Seitdem gehört das Lied zu ihrem festen Repertoire. Mittlerweile hat sich das anfängliche Tanzprojekt verselbstständigt und ist zu einer Marke des Bottroper Karnevals geworden. „Die Rose“ wird bei ihren Auftritten immer als Zugabe gewünscht, gespielt und natürlich getanzt. Es gilt ja schließlich, einen Ruf zu verteidigen. 14 Männer der „Statt-Wache“ trainieren deswegen an ihren Tanzkünsten, unter der Aufsicht einer eigenen Trainerin.
Anfangs wurden die Uniformen für die Session ausgeliehen, dank einer Spendenaktion darf nun jeder eine Uniform sein Eigen nennen. Eine wichtige Voraussetzung: Sie darf nicht zu eng und nicht zu unbequem sein. Zur kompletten Ausstattung gehören schwarzer Dreispitz mit weißem Fellrand, weiße Hose, schwarze Schuhe, blau-weiß-goldene Jacke und Gamaschen aus Leder.
Das macht in der Summe rund 1000 Euro. Auf ein Merkmal am Ärmel ist die Garde besonders stolz, das Bottroper Stadtwappen ist aufgenäht. Die Erlaubnis dafür kam von oberster Stelle im Rathaus von Bernd Tischler persönlich, wie Christoph Schliwka erzählt. Zuvor hatte die KG Batenbrock angefragt, ob er damit einverstanden wäre und der Oberbürgermeister hob den Daumen.
Auch abseits der fünften Jahreszeit liebt der Verein die Geselligkeit und das Brauchtum. Seit 2012 werden die „Batenbrocker Wiesn“ gefeiert. Jeder ist immer herzlich eingeladen. Selbstverständlich ohne Ornat. Das Tragen ist außerhalb der Session laut Tradition verboten. Dann heißt’s „Dirndl statt Gardekostüm“ und „Lederhosen statt Tanzkorps-Uniform“.
Dieses Jahr ist das 22. Jubiläum des Karnevalsvereins. Schuld für die Absage der Jubiläumssitzung ist Corona. „Die KG Batenbrock hat immer einen Plan B“, sagt die Vorsitzende Birgit Semjutha. Am 30. April ist ein Tanz in den Mai in der Aula der Willy-Brandt-Gesamtschule geplant - mit einem ähnlichen Programm. „Wir hoffen, dass es klappt“, so die Vorsitzende.
Denn auch ohne Ornat ist gute Laune garantiert. „Karnevalsmusik ist das ganze Jahr erlaubt“, sagt Christoph Schliwka. Die Garden, auch die „Statt-Wache“, sollen tanzen, aber in anderen Klamotten. Und dass die KG versteht, eine ordentliche Party zu feiern, haben die zurückliegenden Prunksitzungen gezeigt, die meistens bis in die frühen Morgenstunden dauerten.