Bottrop. Vier Umsteigehaltestellen werden mit mehr Service und Komfort ausgestattet. Außerdem soll ein neuer Schnellbus rollen. Um den gibt es aber Fragen.

Die Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Busbetreiber Vestische haben die Verkehrswende ausgerufen. Sie wollen massiv Millionenbeträge investieren, um den Nahverkehr schneller, sicherer, klimagerechter und attraktiver zu machen. Erste Schritte dazu werden nächstes Jahr in Bottrop zu sehen sein: vier Haltestellen der nächsten Generation und ein neuer Bustyp: X für Express.

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Die wichtigste Frage bei beiden Projekte ist schon beantwortet: Wer bezahlt das? Für die vier Mobilstationen, sie kosten rund 240.000 Euro, gibt es 80 Prozent Förderung. Der Vorbescheid ist schon da, sagt Tiefbau-Fachbereichsleiter Heribert Wilken: „Wir hatten mit dem Geld gar nicht so früh gerechnet.“ Wenn der Eigenanteil in den Haushalt 2022 eingestellt ist, kann es losgehen. „Wir werden die vier Haltestellen gemeinsam ausschreiben und rechnen mit den Umbauten im Sommer“, sagt Abteilungsleiter Steffen Jonek.

Soll an Mobilstationen Standard werden: Am Hauptbahnhof werden alle Busse, Bahnen sowie deren Verspätungen angezeigt.
Soll an Mobilstationen Standard werden: Am Hauptbahnhof werden alle Busse, Bahnen sowie deren Verspätungen angezeigt. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Einladung zum Umsteigen an vier Bottroper Haltestellen

Vier Haltestellen an Schnittstellen von Bus- oder Bahnlinien sollen zum Umsteigen auf den Nahverkehr einladen: ZOB, Hauptbahnhof, Boyer Markt und Schulze-Delitzsch-Straße in Kirchhellen. Acht weitere Stationen sollen folgen. Ausgestattet werden die Mobilstationen mit Parkplätzen für E-Scooter, Fahrradbügel oder neuen Fahrradboxen. Am Hauptbahnhof und am ZOB sollen zudem Gepäckschließfächer gebaut werden.

Ähnlich sollen nach und nach in den nächsten Jahren die Haltestellen Pferdemarkt, Heidenheck, die Bahnhöfe Boy, und Feldhausen, Knappschaftskrankenhaus, Eigen und Fuhlenbrock Markt sowie Hochschule ausgestattet werden.

Geld ist bereitgestellt für den neuen Expressbus

Auch für den neuen Expressbus hat der VRR bereits im Juni Geld bereit gestellt. Er soll halbstündlich rollen zwischen Schulze-Delitzsch-Straße, Schneiderstraße, Bischofssondern, Sterkrade und Oberhausen Hauptbahnhof. Jeweils einmal die Stunde fährt ein Bus weiter zum Movie Park oder außerhalb der Parksaison zum Bahnhof Feldhausen, zur nächsten Stunde nach Dorsten und ersetzt so die erst 2018 neu geschaffene Linie 297. Rund 400 zusätzliche Fahrgäste am Tag erhoffen sich Busbetreiber Vestische und der VRR von dem neuen Angebot. Die Kostenrechnung ist kompliziert. Im Kern teilen sich VRR und Stadt Bottrop die rund 311.000 mehr gefahrenen Kilometer im Jahr auf Bottroper Gebiet. Die Mobilitätsplaner im Rathaus rechnen mit einem jährlichen Defizit von rund 321.000 Euro im Jahr.

Bottroper Express ist einer von sieben Linien

Die neue Linie wird „X 42“ heißen und ist eine von sieben Expressbussen, die nach dem Beschluss des VRR ab nächstes Jahr vor allem am Niederrhein den Linienbetrieb aufnehmen sollen. Wie der Schnellbus 16 hält der X 42 in Kirchhellen nicht an jeder Haltestelle. So soll die Strecke zwischen Feldhausen und Oberhausen Hauptbahnhof in 45 Minuten zurückgelegt werden.

Bei der Vorstellung in den Bottroper Ratsgremien war angekündigt worden, die gemeinsam von Vestische und dem Oberhausener Nahverkehrsanbieter Stoag betriebene Linie sollte bestenfalls schon zum Fahrplanwechsel im Januar in Betrieb gehen. Allerdings wollen sich derzeit weder die Vestische noch der VRR festlegen auf einen Starttermin. Außerdem ist eine Pressekonferenz, bei der die neue Linie vorgestellt wurde, abgesagt worden mit dem Hinweis, es gebe noch offene Fragen.

Diskussion um Strecke in Oberhausen

Welche Frage ist offen? Hinter vorgehaltener Hand heißt es, der Oberhausener Partner finde, dass der neue Express eigentlich auch nur bis zu Sterkrade fahren brauchen. Über die exklusive Nahverkehrsrampe weiter zum Hauptbahnhof Oberhausen führen doch schon genug Bahnen und Busse. Dagegen wird argumentiert, ein neues Nahverkehrsangebot mit eingebautem Umstieg sei kein Premiumangebot mehr.

Für den Fall, dass einzelne Kommunen Teile der neuen X-Linien nicht umsetzen oder nicht bezahlen wollen, hat der Verwaltungsrat eine Liste von Nachrücker-Linien erstellt: Dann bekommen eben andere Städte einen Expressbus. Eine Verkürzung der Linie um die Strecke zwischen Sterkrade und Oberhausen dürfte allerdings kein ausreichender Grund sein, den X42 nicht auf die Strecke zu schicken. Schon gar nicht aus Kirchhellener Sicht: Das Dorf bekommt die erste Direktverbindung nach Sterkrade seit Abschaffung der Postkutschen auf dem Alten Postweg.

Die Idee hinter den Express-Bussen

Seit 2019 arbeiten die Verkehrsverbünde im Land an diesem neuen Angebot. Es soll „schienenferne Orte“ an Bahnhöfe oder größere Nachbarstädte anschließen, wo dies auf der Schiene nicht möglich erscheint. Zudem sollen Lücken zwischen Städten, großen Stadtteilen oder im städteübergreifenden Nahverkehr geschlossen werden.

Seit März 2021 arbeitete beim VRR eine Arbeitsgruppe an der Umsetzung der zwölf vielversprechendsten neuen Linien. Ergebnis: Nur sieben Linien können kurzfristig auf die Straße geschickt werden. Eine davon ist der „X 42“ zwischen Dorsten, Kirchhellen, Bottrop, Sterkrade und Oberhausen.